Zum Erfolg von Werner Schnepf
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, in den Spiegel schauen zu können und dabei ein gutes Gewissen zu haben. Erfolg ist aber auch, 80 Jahre alt werden zu dürfen und sagen zu können, ich habe nichts versäumt. Ein Erfolg ist es schließlich, wenn es mir gelingt, alle Niederlagen gut zu meistern.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Eine Eigenschaft von mir, das Dichten und die Fähigkeit, mich in Szene zu setzen, kristallisierte sich bereits sehr früh heraus. Ich bin ein geborener Marktschreier. Ich arbeitete mehrmals auf der Grazer Messer als Kellner für einen Gastwirt. Der Gastwirt selbst hatte in zehn Tagen 60 bis 70 Flaschen verkauft, mir gelang es, schon am ersten Abend 40 bis 50 Flaschen zu verkaufen. Ich habe keine Angst vor fremden Leuten. Außerdem habe ich die innere Einstellung, daß es immer wieder Menschen gibt, von denen ich lernen werde. Wer sagt, er habe schon alles gelernt, steht im Eck. Ich habe mich in meinem Leben sehr viel mit Esoterik befaßt und ein gutes Gespür dafür, was mein Gegenüber braucht. Ich bringe überlegten Mut, gepaart mit Diplomatie mit. Von meinem Vater habe ich gelernt, daß selbständig zu sein bedeutet, etwas zu unternehmen; daß man den Humor immer behalten und sich für keine Arbeit zu schade sein soll. Ich mache Büroarbeit genauso gerne wie ich nach wie vor hinausgehe auf die Straße, back to the roots, um Kunden zu gewinnen. Ich habe auch die Gabe, Menschen sehr schnell richtig einzuschätzen, zu wissen, was bei wem möglich ist. So konnte ich einen Spender gewinnen, der dem Roten Kreuz seit Jahren alljährlich 50.000 Schilling spendet. Auch mit der Presse komme ich sehr gut zurecht. Bereits mein Vater lehrte mich, daß ich alles kann, was ich nur will. So lernte ich im Alter von 14 Jahren bereits das Maurern, das Bodenlegen, das Verputzen, Schweißen und Holzarbeiten. Ich kann kochen, beherrsche die Patisserie und habe mir schon selbst Hemden genäht. Voraussetzung waren das Interesse an einer Sache und meine Konsequenz. Ich bin ein offener Mensch ohne Scheuklappen. Bei der Bewältigung großer Aufgaben setze ich mir Etappenziele. Ein japanisches Sprichwort sagt schon: Der Mensch stolpert nicht über Berge. Der Mensch stolpert über Maulwurfshügel. Niederlagen werfen mich nicht zurück, sondern spornen mich an. Ausschlaggebend für meinen Erfolg war schließlich auch Glück.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich suche Herausforderungen. Beim Bewältigen von Herausforderungen gehe ich sehr instinktiv vor. Andere Meinungen akzeptiere ich und versuche sie nachzuvollziehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter sind der Motor der Firma, unser Kapital. Daher gilt auch: Zuerst kommt der Mitarbeiter, und dann komme erst ich.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich halte den ständigen Kontakt zu den Mitarbeitern, gehe mit neuen Mitarbeitern hinaus, schule sie ein und übernachte im selben Quartier, damit jeder von ihnen sieht, daß ich das selbst oft gemacht habe und daß es auch funktioniert. Meine Begeisterung strahle ich aus, und sie ist in meiner Aura spürbar. Nicht jeder kann jeden Tag erfolgreich sein. Wenn es schlecht geht, darf man es mir gegenüber auch zugeben. Weinen ist erlaubt. Die Frage ist, wie schafft es ein alter Hase, trotzdem am nächsten Tag voll motiviert wieder da zu sein? Ich programmiere mich täglich positiv und gebe diese Methode an meine Mitarbeiter weiter. Ich bringe den Mitarbeitern bei, von negativen Wörtern, wie leider, eigentlich usw. sowie von Lügen Abstand zu nehmen. Bei der Ausbildung der Mitarbeiter achte ich sehr auf die Körpersprache und darauf, daß sie den Blickkontakt halten.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Von seiner Sache überzeugt sein. Als Selbständiger muß man sich innerhalb einer Minute von einer Sache trennen können, loslassen können, um weiterzukommen und eiserne Disziplin an den Tag legen. Wer sich selbständig machen will, kann außerdem seine Uhr wegwerfen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte eine glückliche und gesunde Familie haben.
Ihr Lebensmotto?
Mich über jeden Tag freuen, an dem ich leben darf, und mir meine Freiheit bewahren.