Zum Erfolg von Helmut Tritthart
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Aus meiner Sicht ist Erfolg immer etwas, das ich zuerst in meiner eigenen Phantasie und Projektion als Ziel innerhalb eines vernünftigen Zeithorizonts definiert habe. Die Zieldefinition ist oft ein nicht ganz einfacher Vorgang, da zuerst zu klären ist, was will ich wirklich machen, und was macht mir Spaß, was interessiert mich, regt mich an oder auf und beschäftigt mich. Gelingt es mir, mein Ziel in einem vernünftigen Zeitrahmen zu erreichen, ist das für mich Erfolg. Wenn Sie mich fragen, ob ich Erfolg an äußeren Kriterien, wie meiner Position als Universitätsprofessor, messe, würde ich das verneinen. Letztere ist ein Mitergebnis, war aber nicht Teil meiner Zielvorstellung. Meine Zielvorstellungen waren stets, in der Krebsforschung oder auf dem Gebiet Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auf dem ich verschiedene Vorträge halte und Weiterbildungsmaßnahmen treffe, tätig zu sein und einiges zu bewegen. Ob ich diese Ziele im Rahmen der freien Wirtschaft oder im universitären Bereich erreiche, ist dabei unerheblich. Wirtschaftliche Ziele sind insofern wichtig, als eine finanzielle Absicherung es erlaubt, mich ohne existentielle Sorgen ganz auf meine Arbeit zu konzentrieren.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, aber das heißt nicht, daß ich nicht noch zahlreiche weitere Ziele hätte. Obwohl ich bald emeritieren werde, kann ich mir nicht vorstellen, in den Ruhestand zu treten.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich hatte in vielen Punkten unendliches Glück, das heißt, ich war immer zur rechten Zeit am rechten Ort und habe immer zur richtigen Zeit die richtigen Dinge getan. Das kann man nicht erzwingen. Zum Beispiel interessierte ich mich während des Studiums sehr für die Physiologie und wollte mehr wissen, als im Rahmen des Studiums zu erfahren war. Daher ging ich auf die Physiologie zu den Professoren Rosenkranz und Klingenberg, die mir alle möglichen Informationen besorgten und mich in meinem Wissensdrang sehr unterstützten. Bei dieser Gelegenheit fragte mich Professor Klingenberg, ob ich nicht später in der Physiologie etwas machen wollte, und ich bejahte. Als ich mit dem Militärdienst fertig war, hatte ich bereits das Angebot, nach Freiburg an das Physiologische Institut zu Professor Fleckenstein zu gehen. Sicher kann man sagen, ich war sehr gut und sehr schnell, ich war bereits mit 29 Jahren Professor, mit 33 Jahren war ich ordentlicher Professor. Besonderes Engagement, Flexibilität sowie Spaß und Interesse an der unmittelbaren Arbeit waren auch wesentlich mit ausschlaggebend für den Erfolg. Schließlich gehört auch organisatorisches Geschick dazu.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Der erste Schritt besteht darin, Herausforderungen zu verinnerlichen, der zweite, diese genau zu durchleuchten und zu definieren. Es folgt die Überlegung, welche Vorgangsweise möglich und sinnvoll ist und welche Voraussetzungen zur Bewältigung erforderlich sind. Besonders die genaue Definition einer Herausforderung ist entscheidend dafür, wie erfolgreich diese bewältigt werden kann.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Mit meiner Qualifikation und meiner Ausrichtung werde ich als Exot gesehen. Ich habe in allen Teilen der Welt Freunde, von denen ich sehr geschätzt werde.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Erfolg ist nicht so sehr eine persönliche Geschichte, sondern heißt immer, daß man gemeinsam mit anderen Leuten etwas aufbauen kann.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich habe meine Leute von Anfang an dazu gebracht, selbständiges Arbeiten zu praktizieren. Bei der ersten Arbeit, die geschrieben wird, helfe ich. Bei der nächsten Arbeit erwarte ich bereits einen fix und fertig ausgearbeiteten Entwurf, den ich bewerbe, begutachte und eventuell modifiziere. Außerdem erwarte ich, daß, wenn ein bestimmtes Forschungsprojekt gut läuft, selbständig ein Förderungsantrag für Drittmittel gestellt wird. Beim ersten Antrag setze ich mich noch hin und schreibe ihn, den nächsten Antrag haben die Mitarbeiter bereits selbständig zu stellen. Auf diese Art ist es mir gelungen, eine große Zahl von vollkommen selbständigen Arbeitsgruppen auf die Beine zu stellen, und so konnte ich mir ein ganzes Jahr der Vortrags- und Reisetätigkeit mit rund 50 Vorträgen rund um den Erdball erlauben, weil ich wußte, daß der Laden, selbst wenn ich weg bin, nicht zusammenbrechen wird.
Ihr Lebensmotto?
Ich bin ein Mensch, der auch auf die Genußseite des Lebens achtet.