Zum Erfolg von Otmar Edelbacher
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich die Freude am Beruf und am Werk - der Architekt sieht seinen Erfolg ja am fertigen Bauwerk. Wenn beispielsweise ein von uns geplanter und gebauter Kindergarten eröffnet wird, und die Kinderaugen leuchten, erfüllt mich das mit Freude und Stolz. Der finanzielle Erfolg ist für mich nicht ausschlaggebend, zum Erfolg gehört selbstverständlich auch ein gesundes, erfülltes Privatleben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich gehöre nicht zu den sogenannten Stararchitekten, die in allen Zeitungen stehen oder weltweit Büros mit hunderten Mitarbeitern unterhalten. Das war nie mein Ziel, auch wenn ich zugeben muß, daß mich einige Bauten und Projekte, die von diesen Großfirmen abgewickelt werden, schon gereizt hätten. Dennoch fühle ich mich im Rahmen meiner Definition und Tätigkeit als durchaus erfolgreich. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Die Freude am Beruf ist sicherlich der größte Erfolgsfaktor. Eine meiner größten Stärken als Architekt ist meine Kreativität. Ich entwerfe, zeichne und gestalte alle künstlerischen Belange im Vorentwurf-Entwurf-Stadium. Diese kreative Ader ist angeboren und läßt sich nicht erlernen. Ich bin auch kein Architekt, der sich rein mit der Theorie beschäftigt und nur Bücher und Abhandlungen verfaßt, sondern ich baue in der Praxis - denn das ist meine Vorstellung vom Architektenberuf. Ausschlaggebend ist auch die Qualität der Arbeit. Falls einmal Fehler passieren sollten, stehe ich dazu. Wichtig ist auch, sich im Preis nicht drücken zu lassen. So zu arbeiten ist auf Dauer nicht machbar und schadet der gesamten Branche.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Im Gespräch mit potentiellen Auftraggebern versuche ich in der Anfangsphase, das Vertrauen zu gewinnen und keinen Druck auszuüben. Das ist vergleichbar mit der Beziehung zwischen Patient und Arzt. Im privaten Wohnungs- und Hausbau sind es oft die Frauen, die Entscheidungen treffen. Auch hier muß man Vertrauen aufbauen, Kompetenz vermitteln und Problemlösungen anbieten. Darum erfrage ich sehr genau die Gewohnheiten und Besonderheiten der Lebensumstände der jeweiligen Familie. Wie ein Arzt muß auch der Architekt gut mit Menschen umgehen können und Einfühlsamkeit an den Tag legen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn der Bauherr mit meiner Arbeit zufrieden ist, nimmt er meine Leistungen wieder in Anspruch und empfiehlt mich weiter. Das ist gut für das Geschäft und gleichzeitig eine schöne Anerkennung. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Neben der fachlichen Ausbildung sind Eigenverantwortung und die Fähigkeit, sich in ein Projekt hineinzuversetzen, die wichtigsten Kriterien. Ich brauche Mitarbeiter, die sich mit ihrer Arbeit identifizieren und sich auch weiterbilden. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir betreuen das gesamte Bauvorhaben vom Entwurf bis zur Schlüsselübergabe. Damit hat der Bauherr einen einzigen Ansprechpartner für alle Belange.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Alle Verpflichtungen und Tätigkeiten zusammengenommen, arbeite ich etwa 70 Stunden pro Woche. In diesem Beruf darf man nicht wie ein Beamter denken, sondern muß auch Termine am Sonntagabend wahrnehmen. Es ist also recht schwierig, Beruf und Privatleben strikt zu trennen. Trotzdem bringe ich die Disziplin auf, Freiräume für die Familie und Hobbies zu schaffen. Sonst reibt man sich im Beruf auf. Meine Frau hat ebenfalls einen sehr zeitaufwendigen Beruf. Sie war zwölf Jahre lang bei der „Ganzen Woche“ tätig und ist heute Redakteurin beim Kurier, wo sie in der Sonntagsbeilage die Bereiche Medizin und Gesundheit betreut. Für ihre Arbeit als Journalistin erhielt sie von der Ärztekammer einen Preis für Verdienste um die Medizin. Sie kommt aus einer Unternehmerfamilie und weiß, was es bedeutet, selbständig und freiberuflich tätig zu sein. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Etwa zwei bis drei Wochenstunden wende ich für die Lektüre von Fachzeitschriften und ähnlicher Literatur auf. Dazu kommen ca. vier mehrtägige Seminare pro Jahr. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ein junger Mensch sollte seine Ziele definieren und danach die entsprechende Ausbildung absolvieren. Um erfolgreich zu werden, sind geistiger Einsatz und Engagement gefordert. Es liegt auch an uns als älterer Generation, den Jungen ein Vorbild zu sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich wünsche mir, daß das Architekturbüro weiterhin gut läuft und wir Aufträge erhalten, die mich auch künstlerisch befriedigen. In diesem Zusammenhang wäre es schön, wenn die Wirtschaft wieder in Schwung kommt und die Gemeinden über mehr Budget verfügen. Die Pension ist für mich kein Thema, ich werde arbeiten, solange es mir Spaß macht und ich gesund bin.