Zum Erfolg von Robert Kratschmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich eine Aufgabe mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bestmöglich löse, ist das ein Erfolg. Wird meine Arbeit durch Dritte goutiert, kommt zum Erfolg noch die Anerkennung. Das ist zwar sehr schön, aber nicht unbedingt erforderlich und passiert auch nicht allzu oft. Dank und Anerkennung werden hierzulande meist durch Schweigen ausgedrückt. Ein guter Verdienst ist sicherlich nicht der wichtigste Indikator für Erfolg. Legte ich Wert auf großen wirtschaftlichen Erfolg, hätte ich den falschen Beruf gewählt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Beharrlichkeit, die sich zu einem guten Teil auf Disziplin stützt, in der schrittweisen, strukturierten Bewältigung einer Aufgabe. Meine Philosophie lautet: Nahezu jedes Problem hat auch mindestens eine Lösung. Als Architekt muss man die verschiedensten Parameter berücksichtigen, von den Finanzen über die Umwelt bis zur Funktionalität und der Gestaltung. Die Kunst besteht darin, den besten Kompromiss für alle Bereiche zu finden. Weitere Erfolgsfaktoren sind gute Organisation und Teamarbeit.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
In der Gesellschaft ist unser Berufsbild nicht bestens beleumundet. Ein besseres Image könnte nicht schaden. Leider versagt unsere Standesvertretung im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Auch im Rahmen von politischen Diskussionen wird immer wieder der Eindruck vermittelt, dass das Bauen immer teurer wird, weil die Architekten und Baufirmen immer höhere Entgelte verlangen. Diejenigen die es besser wissen müssten, unternehmen nichts dagegen. Besonders in Wien können wir einen galoppierenden Prozess seit 2009 feststellen, weil die Vorschriftenverdichtung immer mehr zu teueren Lösungen führen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ein Architekt führt kein Einzelkämpferdasein. Der Erfolg kommt durch Teamarbeit zustande. Ich bin sehr viel unterwegs, sei es um Aufträge zu lukrieren, oder Bauherren zu betreuen. Während dieser Zeit muss die anfallende Arbeit trotzdem erledigt werden, und das setzt ein verlässliches Team voraus.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es gibt ein bestimmtes Anforderungsprofil, das erfüllt werden muss. Die entsprechende fachliche Qualifikation vorausgesetzt, zählt im Endeffekt der persönliche Eindruck. Natürlich muss auch die Probezeit zufriedenstellend absolviert werden. Dieses gegenseitige Beschnuppern ist sehr wichtig, auch um festzustellen, ob sich der bzw. die neue Kollegin oder Kollegen gut in die bestehende Struktur einfügen und Teamfähigkeit mitbringen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mein Partner Dipl. Ing. Clemens Resch und ich verschanzen uns nicht in Chefbüros, sondern sind Teil des Teams, jederzeit erreichbar und ansprechbar. Diese ständige Kommunikation, Führung und Begleitung schafft ein befruchtendes, motivierendes Arbeitsklima. Unser Büro im Dachgeschoß bietet auch ein helles, freundliches, klimatisiertes Arbeitsumfeld, wo sich Mitarbeiter wohl fühlen.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Selbstverständlich gibt es einen Konkurrenzdruck und es gilt nach wie vor, seine Marktposition zu behaupten. Das Geheimnis des Erfolges in unserer Branche ist die Kombination eines angemessenen Preises mit umfassender fachlicher Kompetenz. Seit Jahren ist einer unserer Tätigkeitsschwerpunkte das Bauen mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen (z.B. geriatrische Pflegeeinrichtungen), woraus ein hoher Bekanntheitsgrad in diesem Bereich resultiert.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir betreuen die Projekte von der ersten Idee bis zur Schlüsselübergabe. Damit hat der Bauherr einen einzigen Ansprechpartner, egal ob es um die behördliche Abwicklung, Firmenvergaben oder die Überwachung der Handwerker geht. Das Bauvorhaben wird von uns komplett aus einer Hand abgewickelt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Nach meiner Einschätzung sehr gut, da ich mich selbst nicht bis zum letzten ausbeute. Ich führe das Büro gemeinsam mit Dipl. Ing. Clemens Resch wirklich partnerschaftlich, so dass auch die gleichzeitige Anwesenheit von uns beiden meist nicht erforderlich ist. Als Morgenmensch arbeite ich am liebsten von in der Früh bis in den Nachmittag, mein Partner übernimmt dann die späten Nachmittags- und Abendstunden. So bleibt auch genügend Zeit für die Familie. Außerdem ist es ja dank der modernen Computer- und Netzwerktechnik kein Problem, fallweise von daheim aus zu arbeiten.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Das Anpassen an die Änderungen seitens des Gesetzgebers und an ständig neue Normen stellt einen permanenten Prozess dar. Dafür müssen unsere Mitarbeiter circa einen halben Tag pro Woche aufbringen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer glaubt, dass man als Architekt automatisch das große Geld verdient, ist falsch beraten. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber ebenso viele Kollegen, die in Konkurs gehen. Architekt sollte man aus Liebe zum Beruf werden, sonst würde ich eher zu einem Wirtschaftsberuf raten. Wer sich für den Architektenberuf entscheidet, sollte möglichst schon während des Studiums Erfahrung in einem oder mehreren Architekturbüros sammeln. So kann man abchecken, ob sich die Praxis mit den eigenen Erwartungen deckt. Was an der Universität gelehrt wird, weicht nämlich zum Teil erheblich von der Wirklichkeit ab. Wenn man sich für unseren Beruf entscheidet, sollte lösungsorientiertes Handeln kein Fremdwort sein. Viele Aufgaben sind im Prinzip gleich, stellen aber letztlich immer eine neue Herausforderung auf Grund der Gegebenheiten dar. Teamfähigkeit, Beharrlichkeit und Projektmanagement sind weitere Erfolgsfaktoren für unseren Job. Bei vielen Berufsanfängern steht noch immer der Begriff von Kreativität im Vordergrund. Tatsache ist, dass in der Praxis maximal zehn Prozent Kreativität im Alltag notwendig ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde noch fünf Jahre in diesem Beruf aktiv tätig sein und hoffe, dass unser Büro weiterhin so erfolgreich läuft wie bisher. Wir haben uns, wie schon erwähnt, seit Jahren auf Bauten der öffentlichen Hand, etwa geriatrische Pflegeeinrichtungen, spezialisiert und möchten auf diesem Gebiet noch einige interessante Projekte verwirklichen.