Zum Erfolg von Werner Andreas Scherlofsky
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Es ist mir wichtig, daß ich eine Tätigkeit ausübe, die auch einen tieferen Sinn erfüllt - sowohl für mich als auch für meine Mitmenschen. Das hat für mich einen ebenso hohen Stellenwert wie der finanzielle Aspekt. Graphisch dargestellt, steht meine Person im Sinne eines positiven Egoismus im Zentrum (Pflege von Gesundheit, Gemüt), der nächste Kreis umfaßt meine Mitmenschen (Kinder, Partner, Familie, Freunde), im äußeren Kreis kommt eine möglichst sinnvolle berufliche Tätigkeit. Erst wenn es mir selbst gut geht, wenn ich ein gutes soziales Netz im Hintergrund habe, kann ich im Beruf dauerhaft etwas Sinnvolles leisten. Dieses Erfolgsmodell war schon sehr früh in meinem Kopf, es wirklich zu leben fiel mir aber lange Zeit sehr schwer.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin sehr kreativ beim Visualisieren, Problemlösen und Prozeßentwickeln. Ich liebe die Herausforderung neuer, komplexer Projekte, wo ich mich mit Herz und Seele engagieren und persönlich verwirklichen kann. In der Firma ist es die erfolgreiche Führung der Projekte, in der Niederösterreichischen Landesregierung war es der Aufbau der Abfall-PR und ist es jetzt die Entwicklung der internen Kommunikation und Organisation. Immer klarer wird mir auch, wie wichtig laufende Kontrolle und Rückkopplung sind.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bemühe mich, meine Stärken besser und direkter zu nutzen, zugleich aber auch die Schwächen zu erkennen und „innere Knöpfe“ aufzudröseln, z.B. zu vermeiden, jedes Problem gleich analytisch anzugehen und bestimmten Dingen auszuweichen und mich dadurch zu verzetteln.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Sicher meine Eltern und Lehrer, was mir innerlich sehr geholfen hat (in bezug auf Durchhalten, Zusammenhalten, mit wenig auskommen), aber im Berufsfeld selbst nur wenig half. Diese Erfahrungen mußte ich erst mühsam sammeln. Daneben haben mich einige Philosophen sehr angesprochen, darunter Ivan Illich (Kontraproduktivität), Frederic Vester (Vernetzte Systeme) und der Japaner Masanobu Fukuoka (Nicht-Tu-Prinzip). Sehr wichtige Impulse bekam bzw. bekomme ich auch von Chefs, vor allem Dr. Günther Kienast (NÖ Landesakademie) und Prof. Dr. Friedrich Zibuschka (Leiter der Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr).
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Am meisten geben mir Projekte, die Erfolge werden. Auch starkes, ehrliches persönliches Lob von Menschen, die ich schätze, gibt mir Nahrung und Orientierung. Was ich gar nicht mag, ist vordergründiges Lob - wenn man mich lobt, weil man im nächsten Schritt etwas von mir haben will. Inzwischen weiß ich, daß eine wichtige Voraussetzung für Anerkennung und Erfolg die direkte Kommunikation mit Kunden und Partnern ist: das Abstimmen der Aktivitäten und Ziele und die Darstellung der Ergebnisse und ihres Nutzens. Man darf nicht davon ausgehen, daß alle gleich denken wie man selbst.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In meinem Leben hatte ich da bessere und schlechtere Phasen. Allzu oft hat das Dahinarbeiten auf Kosten des Privatlebens dominiert. Zuletzt gab es in den letzten Jahren einen Krisenhöhepunkt, weil ich mich immer mehr in der Arbeit verlor, um unerreichbaren Zielen hinterher- oder auch Konflikten davonzulaufen. Das Ergebnis wurde keineswegs besser, ich wurde immer ineffektiver und war mit rund 100 Wochenstunden auf dem besten Weg zum Workaholic, brannte immer mehr aus, verlor die Zuversicht und Energie, bis dann auch die Partnerschaft krachte. Da wurde plötzlich unübersehbar klar, daß es so nicht geht. Ich überdachte meine Lebensweise, um das zu tun, wovon ich schon seit Jahrzehnten überzeugt, aber nicht fähig war, es zu tun: Ich rückte das Private stärker ins Zentrum und reduzierte mein Arbeitspensum, mache regelmäßig Bewegung, nehme meine familiären Herausforderungen ernster, treffe regelmäßig Freunde und bin daran, mit viel Stille und Zeit und therapeutisch unterstützt, meine inneren Knöpfe aufzudröseln und mein Potential freizubekommen und sinnvoll zu leben. Damit bekomme ich auch mehr Kraft, beruflich effizienter zu werden. Es ist ein hartes Stück Arbeit, sich von eingefahrenen Gewohnheiten zu trennen und wunde Punkte anzuschauen. Es ist noch viel zu tun, aber ich fühle mich schon auf einem guten Weg und werde ihn weiter gehen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Den einen (wie meinem jüngeren Sohn) rate ich, die inneren Knöpfe zu lösen, die eigenen Potentiale zu nutzen und mutig in das Privat- und Arbeitsleben hineinzuschreiten, selbstbewußter aufzutreten. Den anderen (wie meinem älteren Sohn) rate ich, innerlich ruhiger zu werden und sich gelassen auf das Wesentliche zu konzentrieren und dieses durchzuhalten, bis es geschafft ist, bescheidener aufzutreten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im Leben möchte ich noch mehr auf den Punkt kommen, das Wesentliche sehen und die wirklichen Herausforderungen angehen. In Amt und Firma möchte ich mich - unter strikter Einhaltung des Zeitrahmens - noch stärker auf die Kernkompetenzen fokussieren und gemeinsam mit anderen konstruktiven Kräften wirksam für eine gute Zukunft und Lebensqualität wirken.