Zum Erfolg von Ingrid Hirzbauer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In meinen Augen ist Erfolg ein sehr relativer Begriff, es kommt schließlich immer auf die Ausgangsposition einer Person, an was als Erfolg gewertet wird. Die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nach oben, die jemand schafft auszuwerten oder nicht, bestimmen den Grad des persönlichen Erfolges. Da ich zu einer Zeit allein erziehende Mutter war, wo dies noch nichts Alltägliches war, war es immer mein Bestreben, im Beruf weiterzukommen und meinen Mann zu stehen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja ich sehe mich als erfolgreich. Vor allem das große Vertrauen und die Unterstützung, die ich in meiner Gemeinde durch die Mitbürger erfuhr, gab mir ein sehr positives Gefühl. Der schließlich große Wahlerfolg war eine starke Bestätigung für meine Entscheidung zur Kandidatur. In der Gemeinde konnte, dank der guten Zusammenarbeit aller Fraktionen, vieles erreicht werden.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wichtig für den Erfolg ist es aus meiner Sicht, etwas zu machen, für das man sich begeistert. Ich hatte das Glück, immer eine Tätigkeit ausüben zu können, die mir wirklich Spaß machte. Aufgrund meiner guten Noten in der Schule stand schon mein Einstieg ins Berufsleben unter einem guten Stern. Ich interessierte mich stets dafür, mich weiterzuentwickeln und Neues zu lernen, das half mir zweifellos, in eine beruflich zufriedenstellende Position zu kommen. Außerdem mußte ich aufgrund meiner beruflichen und meiner privaten Situation schon in jungen Jahren lernen, mich zu behaupten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Die Essenz aus all meinen Erfahrungen ist, daß der Weg zu Erfolg nur über die Grundhaltung führt, niemals aufzugeben. Ich mag die Herausforderung, und ich kann schnell entscheiden.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich begann meine berufliche Laufbahn im Jahr 1957, und die Stellung der Frau in der Gesellschaft war natürlich aus heutiger Sicht dementsprechend schlecht. Ich lebte als geschiedene Frau mit Kind sozusagen in einer Ausnahmeposition. Es war ein schwerer, oft frustrierender Lernprozeß, doch ich war mir meines Weges immer sicher und habe alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Frauen, die ehrgeizig sind, bekommen durchaus mehr Steine in den Weg gelegt als Männer, das denke ich sehr wohl.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? In meiner Zeit als Chemielaborantin hatte ich eine Kollegin, Frau Doris Fellner, mit der ich über viele Dinge diskutieren konnte, vor allem auch über Politik, überhaupt wurde im Betrieb unter Kollegen viel diskutiert. Dies prägte mich durchaus. Schon in meinem Elternhaus wurde ich ermuntert, meine Meinung zu sagen, und ich denke, vor allem mein Vater war durchaus stolz auf meinen Lebensweg.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfuhr viel positive Bestätigung durch die Bürger meiner Gemeinde. Meine Gemeinde ist ländlichen Charakters, und anfangs waren nicht alle der Meinung, daß eine Frau in einer führenden Position an der richtigen Stelle ist, doch letztlich sprach meine Arbeit für mich.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Das Thema Fortbildung spielte in meinem Berufsleben sicher eine wichtige Rolle. Schon relativ zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit absolvierte ich neben meiner Arbeit die Ausbildung zur Chemielaborantin. Den Willen zu lernen halte ich für eine wesentliche Grundvoraussetzung für Erfolg.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Der Grundstein für jede Entwicklung liegt in einer guten Ausbildung. Ich kann jedem und jeder nur raten, großen Wert auf diesen Punkt zu legen. Außerdem würde ich Frauen raten, auf ihre Stärken zu vertrauen.
Ihr Lebensmotto?
Ich habe immer nach folgender Devise gelebt: Versuche deine Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen, stelle Dich Deinen Herausforderungen und bleibe trotzdem fair - auch dem anderen Geschlecht gegenüber!