Zum Erfolg von Ingeborg Hartl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, nach meinem Wertekatalog leben und handeln zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war mein ganzheitliches und zielstrebiges Denken und Handeln. Anders gesagt: ich wußte früh, was ich nicht will. Die hohe Erwartungshaltung an mich und mein Umfeld und die Tatsache, daß ich mit Unselbständigkeit schwer umgehen kann, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Früher gab es mehr Vorurteile - zum Beispiel dahingehend, als Frau in der EDV-Branche und Programmierung zu arbeiten. Aber eigentlich denke ich, daß es schwieriger war, als Arbeiterkind ins Gymnasium zu gehen, als heute als Frau in der Wirtschaft aktiv und erfolgreich zu sein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Eltern achteten darauf, daß ich eine fundierte Ausbildung bekam, mein Vater las mir Gedichte vor, da konnte ich noch nicht schreiben. Da meine Mutter in der Textilbranche arbeitete, war ich außerdem schon früh immer passend und elegant gekleidet.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Universitäten müssen sich noch mehr als Dienstleister sehen und sich dahingehend mehr entwickeln.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Zweimal wurde ich aus meinem Freundeskreis auf meine Talente aufmerksam gemacht, und diese Tips haben mich an andere Orte getragen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich schätze Mitarbeiter, die ihren eigenen Stärken und Zielen vertrauen, sich nicht von ihrem Konzept abbringen lassen und sich frei entwickeln möchten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Das Fernstudienzentrum Steyr wurde nach Bregenz, Linz und Wien 1998 als vierter Standort des Zentrums für Fernstudien der Johannes Kepler Universität Linz gegründet. Durch interne Umstrukturierungen wurde mit Beginn des Jahres 2001 die Betreuung aller Studierenden der Fernuniversität Hagen in Steyr zusammengefaßt. 2003 wurde das FernStudienZentrum Steyr in die European Association of Distance Teaching Universities aufgenommen und ist seither als EuroStudyCenter in den internationalen Kontext fernuniversitärer Einrichtungen eingebunden. Das EuroStudyCenter Steyr sieht seine Aufgabe darin, Menschen durch Angebote, die flexible Zeitstrukturen, Ortsunabhängigkeit und moderne didaktische Methoden wie interaktive Lernformen über das Netz, Videokonferenzen als Lern- und Prüfungsform, Newsgroups und dergleichen umfassen, zu unterstützen und zu begleiten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich genieße es, in Österreich leben zu können, und mich zieht es weniger ins Ausland, denn man findet hier eigentlich alles vor, was man zum Urlauben braucht. Beim Sport schöpfe ich Kraft.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Traditionellerweise ist Lernen hauptsächlich der Jugendzeit zugeordnet, unter der Annahme, daß die Ausbildung in dieser Lebensphase eine ausreichende Grundlage für ein lebenslanges Qualifikationsniveau darstellt. Die raschen gesellschaftlichen Veränderungen verlangen jedoch ein lebenslanges Adaptieren und Neuentwickeln individueller Qualifikationsprofile mit klarer Zielsetzung, die als Grundlage dazugehört. Ich teile auch Quer- und Umsteigern aus anderen Berufen mit, daß man mehr als eine Chance hat und eine einmal getroffene Entscheidung - gerade in der Berufswahl - keine lebenslange, endgültige sein muß. Nach meiner Erfahrung schließen sich alle Kreise im Laufe des Lebens. Mir erscheint es außerdem wichtig, daß Menschen ihre soziale Kompetenz erhöhen. Erwachsene Menschen mit Top-Ausbildungen und Know-how haben unnötige Prüfungsängste und können sich auch am Markt oft schwer verkaufen. Diesbezüglich rate ich zur Persönlichkeitsbildung und Beanspruchung von Coaching und Supervision durch Fachleute.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin gerade dabei, meine Dissertation zu beenden, und werde ein Buch schreiben, dessen Titel lautet: Ein Arbeiterkind tanzt nicht im Ballett. Am Institut möchte ich noch neue Ausbildungswege schaffen und einen neuen Studienplan erstellen.