Zum Erfolg von Josef Leutgeb
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg bedeutet meiner Ansicht nach eine Leistung, die weit über dem Durchschnitt liegt. Wenn man die hohe Akademikerdichte in großen Unternehmen bedenkt, dann muß man hart arbeiten und bereit sein , auch Risiko auf sich zu nehmen. Diesen Erfolg kann man auch messen, wobei der entsprechende Maßstab in unserem Bereich sicher in den Zahlen, also Gewinn und Geschäftszuwächse, liegt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin durchaus stolz auf das bisher Erreichte. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Harte Arbeit, Loyalität und Kreativität, die man bei einem Finanzmanager vielleicht nicht unbedingt erwartet, sind die notwendigen Elemente, um erfolgreich zu sein. Wenn man mit immer neuen Partnern Geschäfte machen möchte, dann muß man natürlich innovativ, aber auch verläßlich sein. Sehr wichtig ist auch die Handschlagqualität, das spricht sich herum. Man muß auf andere Menschen eingehen und für alles Neue und auch Fremde aufgeschlossen bleiben. Sicher gehört auch immer ein Quentchen Glück dazu.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolgreich fühlte ich mich, als wir den Turnaround im internationalen Bereich in sehr kurzer Zeit erreicht hatten.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Wir hatten ein großes Casino-Hotel-Projekt in Australien, das damals die mit Abstand größte Auslandsinvestition für uns bedeutete. Die Geschäftstätigkeit entsprach zunächst einmal nicht unbedingt den Erwartungen der damaligen Geschäftsleitung, so daß eine Restrukturierung des gesamten Komplexes notwendig wurde. Wir waren ein relativ kleiner Aktionär, der das Casino zu führen hatte. Die Entscheidung hieß damals entweder mit Verlust zu verkaufen oder das gesamte Projekt federführend zu übernehmen. Ich befürwortete letzteres, und diese Entscheidung stellte sich als sehr erfolgreich heraus, denn wir sind heute mit Abstand der größte Aktionär dieses börsennotierten Komplexes. Wir hatten 2000 bei einem Aktienpreis von Aus$ 1,- investiert, heute steht der Kurs bei Aus$ 4,-.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Bei der BDO-Auxilia hatte ich das Glück, bereits als junger Hochschulabsolvent insbesondere Dr. Presoly, meinen direkten Vorgesetzten, von meiner Arbeit überzeugen zu können. Bei der Casinos Austria prägte mich zweifellos Dr. Leo Wallner. Beide Herren waren und sind für mich sowohl Vorbilder als auch Mentoren.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eigentlich eine sehr große, einerseits seitens meiner Förderer und Mentoren, und andererseits auch seitens unserer Aktionäre, an deren Sitzungen ich schon als junger Controller teilnehmen durfte und wo ich auch gehört wurde. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? In unserer Branche gibt es das Problem der langfristigen rechtlichen Gestaltung, weil es hier noch viele Widersprüche und Unsicherheiten gibt. So mancher Mitbewerber hält die Spielregeln nicht ein und versucht, über die Europäische Ebene eine völlige Liberalisierung der Glücksspielbranche zu erreichen. Diese Frage sollte unbedingt geklärt werden, da wir uns an die strengen österreichischen Bestimmungen halten, während andere Firmen von Malta, Gibraltar und anderen Steueroasen aus im Internet anbieten und damit den Wettbewerb massiv verzerren. Die Politik müßte sich hier einig werden und dann auf europäischer Ebene entscheiden. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir sind sehr breit aufgestellt und arbeiten in zahlreichen Geschäftsfeldern unserer Branche. Darüberhinaus haben wir rechtzeitig internationalisiert und sind heute im Ausland wesentlich größer als in Österreich. Schon frühzeitig setzten wir darauf, jeweils lokale Manager heranzubilden, so daß auch stets sehr viel interkulturelles Know-how in die Firma einfließt. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir sind mit unserer Konkurrenz natürlich im Wettbewerb auf dem Markt, wo es zuweilen auch etwas härter zugeht, aber wir halten eine gute Gesprächsbasis mit allen Mitbewerbern aufrecht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist nicht immer einfach, aber ich bemühe mich zunehmend, ein besseres Zeitmanagement zu entwickeln, wobei die modernen Kommunikationsmittel durchaus eine hilfreiche Rolle spielen. Auch wenn die jederzeitige Erreichbarkeit manchmal zusätzlichen Streß mit sich bringt. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Wenn zur Fortbildung auch das Lesen von Fachliteratur zählt, dann sind das etwa zwei bis drei Stunden pro Woche. Darüber hinaus nehme ich regelmäßig an den großen Casinomessen teil und besuche etwa zehn einschlägige Fachvorträge im Finanzbereich pro Jahr.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meine jetzige Position so gut wie möglich ausfüllen und zum Wachstum des Unternehmens konstruktiv beitragen. Ich möchte unsere Gruppe börsetauglich machen, auch um die selbständige Finanzierungskraft des Unternehmens zu gewährleisten. Privat möchte ich mich rechtzeitig in den Ruhestand zurückziehen, um dann jungen Kräften die Möglichkeit zu geben, zeitgerecht ihre Ideen und Ziele umzusetzen.