Zum Erfolg von Dolf G. J. Stockhausen
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich denke, daß Erfolg sehr eng mit der Freude zusammenhängt, die man an seiner Tätigkeit empfindet. Zwar kann einem nicht immer jedes Detail Spaß machen, aber grundsätzlich sollte man seinen Beruf gern machen, um erfolgreich zu werden. Denn wer seinen Beruf liebt, wird mit Fleiß und totaler Hingabe an seine Aufgaben herangehen; und dies wird dann häufig mit Erfolg gekrönt. Erfolg ist mein Lebenselixier; ich könnte mir nicht vorstellen, ohne Erfolgserlebnisse glücklich zu sein. Es geht mir in meiner Unternehmenspolitik auch immer um langfristigen Erfolg, nicht um den kurzfristigen, den modische Irrlehren wie die des Shareholder Value predigen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Stockhausen war aufgrund seiner Innovation im Verhältnis zum Geschäftsvolumen über ein Jahrzehnt das wahrscheinlich gewinnbringendste Unternehmen in der Europäischen Chemischen Industrie. Allein deshalb kann ich mich wohl als erfolgreich bezeichnen, obwohl ich den Erfolg des Unternehmens niemals mir allein, sondern stets dem gesamten Team zugerechnet habe. Aber auch meine heutigen Unternehmen wirtschaften gut.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wenn ich etwas wollte, habe ich mich stets intensiv engagiert, um es zu erreichen, selbst wenn ich dadurch manchmal – bei sonst gutem Verhältnis zu meinem Umfeld - als lästiger Zeitgenosse galt. Besonders intensiv habe ich mich immer bemüht, innovativ zu sein.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich schon in der Schule als erfolgreich, beispielsweise, wenn eine Theateraufführung gut über die Bühne ging, an der ich teilnahm; wenn ich eine gute Note nach Hause brachte, oder wenn meine Mannschaft im Fußball gewann. Als Kind fühlt man sich erfolgreich, wenn man beim Mensch-ärgere-Dich-nicht gewinnt. Der wahre Erfolg zeigte sich für mich aber immer dann, wenn ich etwas anders und besser als die anderen, jedenfalls aber gut gemacht hatte oder bei den Erfolgen Dritter meine Gedanken hatte einbringen konnte.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Beides ist wichtig. Natürlich zeichnet Spitzenunternehmen immer ein hohes Maß an Originalität aus, denn es liegt auf der Hand, daß man durch bloße Imitation nicht zu den Top-Firmen gehören wird. Allerdings sind neue Gebiete oft genug wahre Minenfelder – wer originell sein möchte, muß sich immer bewußt sein, daß er mit großen Anfangsschwierigkeiten, Entwicklungskosten etc. zu kämpfen haben wird. Deshalb muß man stellenweise auch imitieren. Aber wenn ich das tat, habe ich immer das erfolgreichste Produkt oder Verfahren der Konkurrenz aufgegriffen, es analysiert und möglichst verbessert. Unsere Marketingabteilungen waren stets aufgefordert, den Markt zu beobachten und neue Produkte, die die Konkurrenz entwickelt hatte, sofort zu melden. Das Leistungsprofil des Konkurrenzproduktes wurde dann zur Minimumanforderung für unsere eigene Entwicklung.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfuhr ich sowohl im materieller, als auch in immaterieller Hinsicht. Wichtig waren mir immer Anerkennung und innere Befriedigung. Besonders von Menschen, auf die ich Wert lege, ist es schön, positives Feedback zu bekommen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Während meiner Zeit als Assistent an der Universität Münster prägte mich mein Professor, später gab es bei Bayer ein Vorstandsmitglied, das sich darum kümmerte, daß aus mir „etwas wurde“. Auch der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Hüls AG war eine wichtige Persönlichkeit in meinem Leben. Ich bin immer noch mit ihm befreundet.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Druck auf Mitarbeiter auszuüben ist meist kontraproduktiv; wer unter Druck steht, verkrampft sich zu sehr, um erfolgreich zu sein. Es ist wichtig, Erfolge gemeinsam zu feiern und Mißerfolge gemeinsam wegzustecken. Gute Leistungen honoriere ich, Fehler kann ich tolerieren – ich bin niemand, der bei Niederlagen seine Mitarbeiter im Zorn oder um der Kritik willen kritisiert. Vielmehr gehen wir gemeinsam daran, den Fehler ohne Vorwurf zu analysieren, um herauszuarbeiten, was wir falsch gemacht haben und wie wir es in Zukunft besser machen können.Anmerkung zum Erfolg: Die Gesellschaft toleriert weder die fünf Prozent der Besten noch die fünf Prozent der Schlechtesten, reagiert aber strenger auf die fünf Prozent der Besten. Ich habe das selbst oft genug verspürt und dabei gelernt, wie wichtig es ist, bei allen Erfolgen bescheiden zu bleiben.