Zum Erfolg von Erwin Göttersdorfer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich in meinem Beruf zufrieden bin, über ein entsprechendes Einkommen verfüge und mit meiner Familie in Ruhe und Frieden leben kann, sehe ich das als Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich. Ich bin seit über 40 Jahren mit meiner Frau zusammen, wir gingen gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen. Auch zu meinen Kindern habe ich ein sehr gutes und inniges Verhältnis. Ich bin also rundum zufrieden. Im Beruf könnte der finanzielle Erfolg etwas größer sein, aber das hängt teilweise von Faktoren ab, die ich nicht beeinflussen kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe das Glück, eine tolle Frau und zwei wohlgeratene Kinder zu haben. Ein zufriedenes Privatleben ist die Grundlage für beruflichen Erfolg. Mit der Zahnarztpraxis meines Vaters hatte ich eine gute Basis, um später in meinem Beruf selbständig erfolgreich zu sein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war sicher eine prägende Persönlichkeit. Er wollte, daß ich studiere und Zahnarzt werde - wie auch schon sein Vater. Leider ließen meine schulischen Erfolge ab 15 Jahren zu wünschen übrig, auch ein Ausflug an die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt im Bereich Flachdruck führte nicht zum Erfolg beziehungsweise zur Matura. Also entschied mein Vater, daß ich den Beruf des Zahntechnikers erlernen sollte. Während der Ausbildung hatte ich einen sehr angenehmen Vorgesetzten, auch mein Innenleben festigte sich, und ich hatte wieder ein Ziel vor Augen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es ist mir gelungen, mir ein berufliches und privates Umfeld zu schaffen, wo ich erfolgreich und zufrieden bin. Das ist gleichzeitig meine Anerkennung. Als ich zu meinem 60. Geburtstag damit überrascht wurde, daß in St. Andrä-Wördern ein Platz zur Erinnerung an meinen Urgroßvater, der Gemeindearzt in Feuersbrunn war, „Göttersdorfer-Platz“ benannt wurde, empfand ich das als gewisse Anerkennung, und es machte mich stolz.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein großes Problem sind sicher die Billiganbieter in Ungarn und in der Slowakei, die bis zu 40 Prozent günstiger sind. Früher hatte ich acht Mitarbeiter, als die billige Konkurrenz in Osteuropa auftauchte, mußte ich Personal abbauen. Dann gelang es mir, mein Hauptaugenmerk auf die Prothetik zu legen und hier viele Kunden zu gewinnen. Was machte die Wiener Gebietskrankenkasse? Sie verdoppelte den Selbstbehalt für Patienten. Das trifft natürlich besonders Pensionisten und Menschen mit geringem Einkommen, wirkt sich aber auch auf meinen Betrieb negativ aus. Es gibt also eine Reihe von Problemen in unserer Branche, und ich sehe die Zukunftsaussichten nicht als sehr rosig. Jetzt hat man beispielsweise China zur Anfertigung von Kronen entdeckt - zu einem Preis, mit dem wir unmöglich mithalten können.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde wohl von meinem Umfeld geschätzt, sonst hätte ich nicht so einen riesigen Freundes- und Bekanntenkreis.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mein heutiger Schwiegersohn begann bei mir als Lehrling, dann lernte er meine Tochter kennen und lieben. Heute sind beide in meinem Labor tätig, und ich bin sehr zufrieden mit ihnen. Ebenso mit meiner Frau, die zwar schon in Pension ist, aber in Spitzenzeiten fallweise aushilft.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Zu unseren Stärken gehören die Prothetik und das Eingehen auf ältere Patienten, damit sie mit der Prothese auch zurechtkommen. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Kollegial, ich betreibe keinen aggressiven Verdrängungswettbewerb.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn ich das Labor so gegen 18:30 Uhr verlasse, schalte ich das Handy ab und widme mich dem Privatleben. Diese Trennung von Beruf und Freizeit ist mir wichtig und gelingt mir auch recht gut.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Bis vor zehn Jahren besuchte ich immer wieder Kurse und Fortbildungsveranstaltungen. Diese Seminare sind ja nicht billig, und meist wurde dort nur Werbung für ein neues Produkt gemacht, das ich dann weiterverkaufen sollte. Also ließ ich das wieder bleiben und informiere mich heute hauptsächlich über Fachzeitschriften.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Meine Tochter und mein Schwiegersohn werden die Firma übernehmen. Ihnen rate ich, das Unternehmen klein zu halten und sich auf bestimmte Nischen zu spezialisieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde demnächst in Pension gehen und meine Tochter und ihren Mann in der ersten Zeit natürlich unterstützen. Sonst hoffe ich, daß ich gesund bleibe und mich verstärkt meinen Hobbies und unseren Enkelkindern widmen kann.