Zum Erfolg von Renate Weiner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolgreich bin ich, wenn ich meine Arbeit selbständig und unabhängig ausüben kann. In meiner bisherigen Karriere wurde mir große Verantwortung übertragen, und ich musste niemandem Rechenschaft ablegen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ganz sicher. Ich hätte mir mit fünfzehn Jahren nie träumen lassen, dass ich eines Tages Inhaberin eines Unternehmens sein würde.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In diesem Metier ist es unbedingt notwendig, den aktuellen Stand der Rechtsprechung zu kennen. Ich interessierte mich immer für meinen Beruf, und mein Arbeitstag hört auch nicht bei Dienstschluss auf - mein Beruf beschäftigt mich auch darüber hinaus. Ich halte mit meiner Erfahrung und meinem Wissen auch nie „hinterm Berg“ und stelle es auch jedem, der es benötigt, gerne und unverbindlich zur Verfügung. Ich glaube, dass mein Fachwissen und der positive Umgang mit den Mitmenschen für meinen Erfolg ausschlaggebend sind und waren.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Es ist eine Tatsache, dass das männliche Geschlecht in unserer Branche bevorzugt wird. Wir Frauen müssen erst beweisen, dass wir die fachliche Kompetenz besitzen. Besonders bei Schadensfällen können wir beweisen, dass uns die Technik nicht fremd ist.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich denke, das war etwa ab 1999. Zwei Jahre, nachdem ich in der gemeinnützigen Immobilienverwaltung begonnen hatte, wurde ich gefragt, ob ich die Leitung des Rechnungswesens übernehmen wolle. Dadurch wurde mir überhaupt erst bewusst, was es bedeutet, Verantwortung für 25 Angestellte zu tragen. Bis dahin war ich irgendwie noch auf der Suche gewesen, doch ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich etwas Wesentliches gefunden hatte. Auch meine bisherige selbständige Tätigkeit würde ich als erfolgreich betrachten.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Für mich zählt in der Praxis, dass ich den Spagat zwischen Eigentümer und Mieter meistere. Wichtig ist mir, unabhängig davon, dass ich die Interessen des Eigentümers vertreten muss, einen Konsens zwischen den beteiligten Parteien finde und diesen auch vertreten kann. Selbstverständlich berücksichtige ich dabei die aktuelle Rechtslage.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, meine ehemalige Chefin bei der Firma Neuber, zu der ich heute noch Kontakt habe, hat mich sehr geprägt. Sie war meine Mentorin, indem sie mir half, meine Fähigkeiten zu erkennen, und mich förderte. Auch weckte sie in mir die Begeisterung für die Buchhaltung und verstand es, mir dieses Fachgebiet sehr gut näherzubringen. Ich bemühe mich heute, es ihr nachzutun und auch der nächsten Generation meine Erfahrungen so weiterzugeben, dass sie diese verinnerlichen kann.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Während meiner unselbständigen Tätigkeit, wurden meine Entscheidungen seitens meiner Vorgesetzten stets mitgetragen, ohne dass sie in Zweifel gezogen worden wären. Das war für mich stets eine sehr wichtige Anerkennung. Man zog immer gemeinsam an einem Strang, was ich für sehr wichtig halte. In der Selbständigkeit kommt von beiden Seiten Anerkennung, wenn ich es schaffe, eine für beide Parteien eine akzeptable Lösung zu finden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Problem ist die zeitgerechte Umsetzung der gesetzlichen Auflagen. Es gibt zahlreiche und rasche Gesetzesänderungen in unserer Branche, sodass man oft mit der Umsetzung gar nicht Schritt halten kann, bevor es schon wieder neue Bestimmungen gibt - bzw. passiert es auch, dass ein Gesetz Sachverhalte nicht mehr vorsieht, obwohl sie in der Realität sehr wohl noch vorkommen.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Der Konkurrenzgedanke ist für mich kein Thema. Ich kenne sehr viele Hausverwaltungen und bemühe mich stets fair und korrekt zu bleiben.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Es ist unsere Stärke, dass wir anstehende Aufgaben erledigen, sobald sie sich stellen. Wir sind in Notfällen auch außerhalb der normalen Geschäftszeit über Mobiltelefon zu erreichen. Wie bereits erwähnt, stelle ich mein Fachwissen anderen Hausveraltungen zur Verfügung und wird auch angenommen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ganz abschalten kann ich nicht, aber ich unterhalte mich auch gerne mit meinem Ehemann über zuweilen recht skurrile Vorkommnisse in meinem Beruf. Mein Mann ist in einer ganz anderen Branche tätig, und so ist sein objektiver Blick von außen oft sehr nützlich. Ich bin mit der Vereinbarkeit der beiden Bereiche jedenfalls sehr zufrieden. Obwohl mein Herz noch immer an meinem Job hängt, versuche ich den nötigen Freiraum für mein Privatleben zu reservieren.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Im Laufe der Jahre hat sich dieses Thema immer mehr in den aktuellen Tagesablauf vorgeschoben. Es wurde ein laufender Prozess, welcher nicht mehr zeitlich messbar ist. Der Gesetzgeber sorgt dafür, dass wir permanent mit neuen Gesetzen bzw. Novellierungen und Verordnungen bombardiert werden. Auch die Digitalisierung wird demnächst zu einem großen Thema werden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Für unseren Beruf ist es wichtig, dass man kaufmännisches Basiswissen vorweisen kann. Somit nehme ich nur Absolventen einer Handelsakademie oder Handelsschule auf. Erst in der Praxis erkennt man, ob der oder diejenige den nötigen Hausverstand besitzt oder nicht. Der Wille zur laufenden Weiterbildung sollte ebenfalls vorhanden sein. Darüber hinaus sollte man keine Scheu haben, mit fremden Menschen zu kommunizieren. Die fachliche Ausbildung sehe ich mittlerweile als sehr gut an; in der Vergangenheit war es leider nicht so. Für die eigene Karriere ist es von Vorteil, eine umfangreiche Praxis zu sammeln. Die Zukunft meines Berufsstandes sehe ich als durchwachsen an, d.h. dass nicht noch mehr Aufgaben auf uns zukommen. So ist es fast schon unmöglich, alle aktuellen rechtlichen Vorschriften zu kennen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin mit dem bisher Erreichten sehr zufrieden und möchte meine berufliche Aufgabe weiterhin so gut wie möglich erfüllen.