Zum Erfolg von Klaus Wejwoda
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist das Erreichen von Zielen, die einem persönlich Freude machen und auch ein wenig über den Durchschnitt hinausragen. Aus meiner beruflichen Entwicklung ergibt sich ja, daß ich nie auf ein einziges Ziel orientiert sein konnte, weil mein Betätigungsfeld ein vielfältiges ist. An oberster Stelle steht die Begeisterung, in einer Berufsvertretung, in diesem Fall jener der Bauern, zu arbeiten und etwas bewegen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, das meiste in meinem Leben ist mir gelungen. Und mit jenen Dingen, die mir nicht gelungen sind, bin ich heute im reinen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Basis wurde im Elternhaus und durch meine Schulausbildung bei den Piaristen gelegt. Geprägt haben mich auch die Mitgliedschaften in katholischen Studentenverbindungen und das Kameradschaftserlebnis beim Bundesheer, wo ich Soldatensprecher war. Ich habe mich immer gern engagiert und mehr getan, als gerade notwendig war. In meinen beruflichen Positionen bemühte ich mich, mehr zu erfahren, als für die tägliche Arbeit erforderlich gewesen wäre. Ausschlaggebend für meinen Erfolg waren aber auch die Entfaltungsmöglichkeiten, die mir Dr. Brandstätter, der damalige Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, bei meinem Eintritt bot. Auch meine Jahre als Sekretär bei den Präsidenten Grießner und Lehner waren für meinen weiteren Weg prägend. Ich halte es außerdem für wichtig, am richtigen Platz, im richtigen Kreis, durchaus offene Worte zu sagen. Für mich zählt die Sache und nicht die Optik nach außen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Am ersten Tag meiner Tätigkeit bei der LK beauftragte mich Dr. Brandstätter, einen kurzen Brief zu verfassen. Ich präsentierte das Schreiben voller Stolz, aber er war aufgrund eines einzigen Beistrichfehlers nicht begeistert. Das war ein Schlüsselerlebnis, meine Mitarbeiter wissen, daß ich alles sehr genau lese. Ich halte den Brief für eine Visitenkarte. Leider hat die Schlampigkeit hier in den letzten Jahren sehr zugenommen, auch aufgrund neuer Kommunikationsformen wie E-mail. Ich schreibe eine Mail genauso ordentlich und korrekt wie einen Brief. Außerdem gehe ich mit einem gewissen militärischen Denken an eine Situation heran - ich muß mir über die Lage klar werden, über die zur Verfügung stehenden Mittel, und über die Widerstände, die allenfalls kommen können. Dann überlege ich mir passende Lösungen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es gab im Laufe meiner Tätigkeit immer wieder kleine und große Erfolge. So ist es beispielsweise durch eine sehr vorsichtige Politik der kleinen Schritte gelungen, die Qualität unserer Milch seit den sechziger Jahren enorm zu steigern, ohne dabei die vielen tausend kleinen Milchbauern in ihrer Existenz zu gefährden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Für meine berufliche Ausrichtung war sicher unser ehemaliger Generalsekretär Dr. Brandstätter ein sehr prägender Mensch. Aber auch mein Deutschprofessor am Gymnasium war eine wichtige Persönlichkeit für mich - er war offen, diskussionsbereit, vertrat aber dennoch eine klare Linie. Die Begegnung mit großen Politikern, etwa Leopold Figl, war für mich als jungen Menschen ebenfalls prägend. Auch meine Chefs in der Landwirtschaftskammer, die Präsidenten Grießner und Lehner, haben meinen beruflichen Weg entscheidend beeinflußt. Nicht zu vergessen meine Eltern: Meine Mutter mit ihrer liebevollen Fürsorge und ihrem Einsatz für meine Bildung; und mein Vater, ein überaus erfolgreicher Dentist, der mich lehrte, Einsatz zu zeigen und dabei nicht auf die Uhr zu schauen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ein Zeugnis sagt nicht alles aus, daher stelle ich die Persönlichkeit an erste Stelle. Mich interessiert der Berufsweg, ob jemand aufgrund seiner Erfahrungen etwas einbringen kann, und ob sich jemand in irgendeiner Form für etwas engagiert hat.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unsere Abteilung steht im Haus puncto Betriebsklima sicher ganz weit oben. Das Geheimnis: Wir lachen viel, und es gibt kein lautes Wort. Schreiereien kann ich nicht vertragen. Ich hatte immer ein Prinzip: Auch wenn ich selbst gerade in Arbeit untergehe, haben die Probleme und Fragen meiner Mitarbeiter immer Vorrang. Außerdem ist es für Mitarbeiter ganz wesentlich, eigene Verantwortungsbereiche zu haben.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich werde in die persönlichsten und privatesten Dinge meiner Mitarbeiter eingeweiht. Dieses Vertrauen ehrt mich und macht mich stolz. Natürlich darf man sie dann auch nicht enttäuschen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Früher waren 70 oder 80 Arbeitsstunden pro Woche keine Seltenheiten, aber auch heute sind es noch immer rund 50 Stunden. Vieles davon empfinde ich aber gar nicht als Arbeit, etwa wenn ich gewisse Schriftstücke oder Studien durchlese. Meist bereite ich mich schon am Sonntag auf die kommende Arbeitswoche vor.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich halte es nach wie vor für wichtig, sich nicht allein auf das Studium zu konzentrieren, sondern nebenbei etwas anderes zu tun und Engagement zu zeigen. Heute haben auch Fremdsprachen oder andere Zusatzqualifikationen, die nicht unmittelbar mit dem eigentlichen Fach zu tun haben, eine wesentliche Bedeutung. Ich bin seit weit über 40 Jahren in diesem Haus tätig, eine solche Beschäftigungsdauer wird in Zukunft nicht alltäglich sein. Junge Menschen müssen heutzutage flexibel sein. Außerdem soll man nicht glauben, im Besitz des Schlüssels zur Weisheit zu sein, sondern eine gewisse Demut an den Tag legen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin noch bis 2010 Vorsitzender der Wettbewerbskommission und werde auch weiterhin im Verein für Konsumenteninformation tätig bleiben. In Zukunft werde ich aber mehr Zeit für alte Freunde aufbringen können. Trotzdem freue ich mich darauf, wenigstens ein bis zwei Tage pro Woche beratend tätig zu bleiben. Vielleicht schreibe ich auch ein Buch mit Schnurren aus meinem reichhaltigen Berufsleben.