Zum Erfolg von Gerhard Mayr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, eine gewisse Sicherheit zu schaffen und diese dazu zu benützen, ein wenig soziales Denken zu erlauben und manchmal der Welt einen Haxen auszureißen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich existiere auf eine Art in dieser Welt, die für mich schön ist, und wo ich sagen kann: Ich habe etwas erreicht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte immer einen Plan und ein Ziel, von dem ich niemals - auch nicht in den schwersten und dunkelsten Zeiten - abgerückt bin. Mit Konsequenz und einer extremen Zähigkeit habe ich also die Basis für meinen Erfolg geschaffen. Außerdem versuche ich ständig an mir zu arbeiten und zu erkennen, wo meine Schwächen sind. Ich bin aber relativ gut zu mir selbst und akzeptiere die Schwächen zunächst - allerdings mit dem Vorsatz, sie im Lauf der Zeit zu verbessern. Ich bin von der Grundkonstitution ein Arbeiter und kein Wissenschaftler, daher hat mich eine universitäre Laufbahn auch nie interessiert. Ich liebe die praktische Arbeit, den Umgang mit Patienten, und habe den tollsten Beruf, den ich mir für mich vorstellen kann.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich weiß, daß meine Ordination die wahrscheinlich am besten gehende Praxis für kleine Kassen in ganz Wien ist. Trotzdem fühle ich mich nicht überdurchschnittlich erfolgreich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es war für meine spätere Karriere absolut richtig und wichtig, diese eineinhalb Jahre als Pfleger in Lainz durchzustehen. Ich war damals der am längsten dienende ärztliche Pfleger und hatte dadurch bei der Gemeinde Wien einen Stein im Brett. Erst dadurch erhielt ich die Chance, die Facharztausbildung im Bereich der Orthopädie zu absolvieren, was sonst in Österreich fast nur durch Beziehungen möglich ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Prof. Dr. Martin Salzer war lange Zeit mein Chef am Krankenhaus und eine sehr charismatische Persönlichkeit. Von ihm lernte ich nicht nur Operationstechniken und Patientenführung, sondern auch sehr viel in puncto Disziplin. Dr. Salzer war ein großes Vorbild für mich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich spüre Anerkennung meist dann, wenn ich fähig bin, für andere Menschen etwas tun zu können. Da kommt sehr viel Positives zurück, beispielsweise auch im Rahmen meiner Tätigkeit für Austrian Doctors for Disabled. Diese Organisation gründete ich mit einigen Kollegen, um kranken und behinderten Menschen in Südosteuropa und Afrika zu helfen. Wir sammeln nicht nur Spenden, sondern sind selbst in diesen Gebieten unterwegs, um ärztliche Hilfe zu leisten und medizinische Einrichtungen aufzubauen. Hier erfahren wir sehr viel Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich betreue rund 300 Patienten pro Woche in meiner Ordination, dazu kommt noch meine Station am Herz-Jesu-Krankenhaus. Als Arzt übernimmt man also eine ungeheure Verantwortung für seine Patienten, und damit muß man erst einmal umgehen können. Viele der Patienten werden auch von mir operiert, was noch eine zusätzliche Belastung und Verantwortung darstellt. Wenn mir nur ein kleiner Fehler bei einer Hüftoperation unterläuft, kann dieser Mensch unter Umständen nie wieder gehen. Das ist ein enormer Druck - auch durch die vielen Dinge, die noch nebenbei gleichzeitig passieren und erledigt werden müssen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Eine der größten Stärken meiner Ordination ist die Verfügbarkeit. Ich mache auch nur Urlaub, wenn die meisten meiner Patienten nicht da sind, also im August und über Weihnachten. Zweitens betreue und operiere ich alle Patienten persönlich, ich kenne ihren Background und deren Familiengeschichten. Ich sehe mich für die Dauer der Behandlung als eine Art ärztlicher Manager und handle ausschließlich zum Besten der Patienten. Dazu gehört auch, sie an einen Kollegen zu überweisen, wenn ich der Meinung bin, daß sie dort besser aufgehoben sind.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn die Partnerin Verständnis für diesen Beruf aufbringt, gibt es auch keine ernsthaften Probleme. Ich mache ja keine Nachtdienste, und die meisten Wochenenden habe ich frei, daher lassen sich Beruf und Privatleben ganz gut vereinbaren.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Es gibt laufend Neuerungen in meinem Fachgebiet, neue Operationstechniken oder Schmerzbehandlungen, sodaß ich etwa alle drei Wochen an einem Kongreß oder an einer anderen Fortbildungsveranstaltung teilnehme.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein junger Mediziner soll authentisch bleiben und das machen, was er fühlt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Vorrangiges Ziel ist eine stabile und liebevolle Partnerschaft. Dann hätte ich gern ein schönes Haus in Hietzing mit Terrasse, wo ich abends mit meiner Frau ein Glas Wein trinken und die Familienidylle genießen kann.
Ihr Lebensmotto?
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andren zu.