Zum Erfolg von Carin Partl-Orou
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In meiner Arbeit stelle ich immer wieder fest, daß Erfolg in unserer Gesellschaft oft an einer äußeren sichtbaren Leistung gemessen wird. Mit dieser Einstellung zum Erfolg sind wir meines Erachtens heute an bestimmte Grenzen gestoßen. Das Gesundheitssystem kollabiert nicht ohne Grund. Der Motivationstrainer Reinhard K. Sprenger wies darauf hin, daß Arbeit entweder Spaß oder krank mache, und diese Erkenntnis kann ich nur bestätigen. Viele zahlen für ihre Arbeit eine Art Schmerzensgeld in Form einer Krankheit. Ich glaube, daß Erfolg damit zu tun hat, für sich zu überlegen, was für einen selbst wesentlich ist, was man wirklich gerne tun möchte, was einen im Herzen berührt und was die Lebensqualität der anderen Menschen erhöhen kann. Ich bin davon überzeugt, daß man Erfolg haben kann, wenn diese Fragestellungen beantwortet sind, und wenn man eine Tätigkeit ausübt, die Freude bereitet.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe viel erreicht, und dies sicherlich auch deshalb, weil ich mir immer wieder Zeit für meine persönliche Standortbestimmung genommen habe. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich sehe den Menschen ganzheitlich und richte die Inhalte meiner Tätigkeit dahingehend aus.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Für die Lösung von Problemen gibt es kein Allgemeinrezept. Es geht zunächst darum, die Verantwortung für ein Problem zu übernehmen, anstatt mit Schuldzuweisungen zu beginnen, wie es leider vielerorts üblich ist. Man kann so manches wieder wettmachen, was schiefgegangen ist, doch muß man zuallererst herausfinden, woher ein Problem rührt. Wenn ich ein Problem selbst herbeigeführt habe, so muß ich mir meinen Anteil eingestehen. Beim Auftauchen eines Problems ist immer zu hinterfragen, ob ich etwas gemacht habe, was ich eigentlich gar nicht machen wollte, oder aber, ob ich etwas nicht gemacht habe, was ich hätte machen sollen. Wenn ich diese beiden Sichtweisen beachte und in mich gehe, komme ich dem Problem auf die Spur und bin in der Lage, Antworten zu finden. Es ist wichtig, Mut und Geduld mit sich selbst aufzubringen. Die „Inventur“ seiner persönlichen Lebensbereiche lohnt sich. Entscheidend ist, zu lernen, auf sein Gefühl zu hören und vom reinen Verstandesdenken wegzukommen. Was Entscheidungen betrifft, so kann in Wahrheit jeder nur für sich entscheiden, doch ist es immer wieder sinnvoll, die Sichtweisen anderer einzuholen. Ich beziehe gerne Vertraute in meine persönlichen Entscheidungsprozesse mit ein. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Vorbilder sind sehr wichtig, und der Mensch lernt auch ein Leben lang von ihnen. Vielleicht ist es ein Manko in unserer Zeit, daß jungen Menschen zuwenig Orientierung angeboten wird. Popstars können diese entstandene Lücke dann auch nicht füllen. Junge Menschen sind gut beraten, ein Vorbild zu finden, das ein angestrebtes Ziel bereits mit Erfolg umgesetzt hat. Dabei ist es wesentlich, ein Gefühl für die Erreichung seines Ziels zu entwickeln. Das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry erachte ich als inspirierend: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen und Aufgaben zu verteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.“ Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Es ist wesentlich, auf die Stimme des Herzens zu hören. Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern und animiere junge Menschen dazu, ihre eigenen Interessen ernst zu nehmen und vieles auszuprobieren. Im Rückblick auf ihr Leben bereuen viele Menschen oft, bestimmte Dinge nicht getan haben. Wir denken zu viel und tun in der Regel zu wenig. Bei allem, was man tut, sollte man integer sein und zu sich selbst stehen. Dazu braucht man auch keine Religion, jeder verfügt selbst über eine innere Instanz, die sagt, was gut und richtig ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte gerne auch in der Zukunft offen für Neues sein. Viele halten leider allzu gerne an Althergebrachtem fest, und viele ereilt die Midlife-Crisis deshalb, weil sie sehr lange Äußerlichkeiten einen zu hohen Stellenwert eingeräumt haben. Ich möchte weiterhin Menschen auf ganzheitliche Art und Weise neue Themen übermitteln und ihnen aufzeigen, daß Gesundheit, Freude, Lebensqualität und Gefühl miteinander verwoben sind und in das Leben integriert werden können.
Ihr Lebensmotto?
Die größte Kraft des Menschen ist seine Vorstellungskraft! Was ich mir vorstellen kann, kann ich auch in mein Leben holen.