Zum Erfolg von Reinhard Mechtler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich die innere Zufriedenheit, die sich nach der Lösung einer Aufgabe einstellt, die einerseits den Kunden zufrieden stellt und andererseits mich persönlich befriedigt. Wesentlich ist, dass die Umsetzung eine Win-Win-Situation für beide Seiten ergibt. Nebeneffekte meiner Tätigkeit sind die hundertprozentige Exaktheit und Konsequenz, da ich große Summen verwalte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Seniorpartner von Fritsch & Chiari gaben uns die Zeit, gute Ideen zu erproben und diese umzusetzen, ohne uns in ein bürokratisches Korsett zu pressen. Uns wurde viel Vertrauen entgegengebracht, und Fleiß und Flexibilität trugen dazu bei, eine neue Generation mit ihren Ideen wachsen zu lassen. Seitens der Seniorpartner wurde mit Argusaugen und Mut gelenkt, und wir haben uns im Vergleich zu anderen Ziviltechnikerbüros damit gut arrangiert. Das rechtzeitige Loslassen des Büros ermöglichte uns 1995 den nächsten Erfolgsschritt. Der Spaß an der Tätigkeit - für mich ist mein Beruf auch mein Hobby -, die Genauigkeit und Konsequenz, mit der ich vorgehe, sind meine persönlichen Schlüssel zum Erfolg.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin sehr flexibel und kann ein großes Arbeitspensum bewältigen. Die Entwicklung eigener Techniken, um beispielsweise den Jetlag zu bewältigen (man bedenke, dass ich in zweieinhalb Jahren 26 Mal beruflich bedingte Fernreisen verzeichnete) oder mit vier Stunden Schlaf auszukommen, half mir. Morgens erledige ich am meisten, und ich bin in der Früh immer der erste im Büro und abends der letzte, der geht. Seit zwei Jahren nehme ich mir ganz bewusst das Wochenende zum Ausspannen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Während meines Studiums übte Prof. Czerny eine große Vorbildwirkung aus, da er uns Studenten fachlich begeisterte. Mein Vater beeinflusste mich durch seine Liebe zur Bahn.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Mit Stolz erfüllt mich, wenn ein Projekt wirklich so gelungen ist, wie ich es mir vorgestellt habe - und wie z.B. im Falle des Museumsquartiers innerhalb des vorgegebenen Budgets.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Viele Ziviltechnikerbüros erkennen erst zu spät die Notwendigkeit, junge Partner hereinzunehmen. Sie leiden unter dem Nichtloslassen-Können der Eigentümer, und dadurch findet kein kontinuierlicher Übergang statt, der im Schnitt zehn Jahre dauert. Der Markt bietet für unseren Bereich zuwenig qualifiziertes Personal, was sicher auch mit der Einstellung zum Beruf zusammenhängt. Natürlich verlangt der Beruf großen Einsatz, doch die Verdienstchancen sind genauso gegeben, und wir können uns durchaus mit anderen Branchen messen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Der Erfolg des Unternehmens ist immer auch der Erfolg des gesamten Teams.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Fachliche Qualifikation, persönliches Auftreten und meine Intuition, was die Teamfähigkeit des Mitarbeiters betrifft. Krampfhafte Selbstdarsteller sind ungeeignet.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch Respekt, Zuhören und die Vermeidung von Rollenklischees. Frauen werden bei uns genauso qualifiziert eingesetzt, und ich verbitte mir auch, dass meine Sekretärin für mich mein Kaffeegeschirr abräumt. Mitarbeiter, die bereits sieben Jahre im Unternehmen tätig sind und sich besonders gut bewähren, werden von der Geschäftsleitung besonders gefördert.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Zu unserem Unternehmen gehören acht verschiedene Firmen, und dadurch können wir, wo es notwendig ist, das entsprechende qualifizierte Personal einsetzen. Profilierung erreichte das Unternehmen auch im Geschäftsfeld Eisenbahnbau durch intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit, allein 60 Mitarbeiter sind in diesem Bereich tätig.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Durch die Entwicklung eigener Produkte heben wir uns von unseren Mitbewerbern ab, so spezialisieren wir uns seit 1998 auf den Erschütterungsschutz im Eisenbahnwesen und sind damit europaweit tätig.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau ist sehr verständnisvoll. In den letzten Jahren halte ich mir wirklich das Wochenende zur Regeneration frei, gehe viel spazieren, fahre leidenschaftlich Motorrad und genieße die Stille. Da ich die Entwicklung meines Sohnes nicht so intensiv miterlebt habe, wie ich wollte, versuche ich, ihm heute mehr Zeit zu widmen. Wann immer es geht, ziehe ich mich mit meiner Frau auf unser Landhaus zurück, und da ich Frühaufsteher bin, verwöhne ich sie sonntags mit einem Frühstück.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Nach dem Prinzip Learning by Doing, so habe ich mir mein juristisches Wissen in den letzten sieben Jahren vorwiegend durch die laufende Tätigkeit angeeignet. Zwei Wochen im Jahr wende ich für einschlägige Fortbildung auf.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ein kurzfristiges Ziel ist es, meinen Urlaub aufzubrauchen, ein mittelfristiges Ziel, die Projektsteuerung des Zentralbahnhofes Wien mit 750 Millionen Euro Bausumme umzusetzen. Langfristig stehe ich heute vor der Situation von 1995 und muss mit Weitblick die weiteren Unternehmensschritte setzen. Ich denke bereits intensiv über eine Lösung nach, die möglicherweise 2014 greifen wird, weil der kontinuierliche Übergang des Büros gewährleistet werden soll. Andererseits verlangt der Markt von uns mit neun verschiedenen Standbeinen Wachstum, und das Auslandsgeschäft (eigene Büros in Rumänien, Kroatien, Griechenland) erfordert, eine breitere Basis hinsichtlich der Personalressourcen zu schaffen und Nachwuchsführungskräfte aufzubauen.
Ihr Lebensmotto?
Ohne Fleiß kein Preis.