Zum Erfolg von Margit Gutterding
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat für mich nichts mit Geld, sondern vielmehr mit Anerkennung und Selbstwertgefühl zu tun. Außerdem möchte ich nicht nur Ideen einbringen, sondern aufgrund meiner Position auch tatsächliche Entscheidungen treffen - das gehört für mich ganz wesentlich zum Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich komme aus einer einfachen Arbeiterfamilie und habe keine tief verwurzelten politischen familiären Traditionen. Trotzdem habe ich es geschafft, heute als Frau einer Gemeinde mit 13.000 Einwohnern als Bürgermeisterin vorzustehen. Das sehe ich durchaus als Erfolg. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? In den Anfangsjahren meiner politischen Tätigkeit in der Sozialistischen Jugend fiel es mir immer schwer, meine eigene Arbeitsleistung gut zu verkaufen. Inzwischen lernte ich, daß dies aber ebenfalls ein wichtiger Bestandteil ist. Das Amt als Bürgermeisterin macht mir sehr großen Spaß. Ich kann allen Frauen über 50 nur raten, in die Politik zu gehen - so umschwärmt werden Sie nie mehr, falls Sie erfolgreich sind. Der richtige Umgang mit Menschen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, nicht nur in der Politik. Ich absolvierte bei Bosch sehr viele Seminare, die immer zum Ergebnis hatten, daß ich über hohe Führungskompetenz verfüge, und daß mir die Menschen ihr Vertrauen entgegenbringen. Ich halte es auch für wichtig, nicht alles tierisch ernst zu nehmen und nicht verbissen an seiner Karriere zu arbeiten. Verbissenheit führt nicht zum Erfolg. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich hatte nie einen persönlichen Mentor, aber die frühere Frauenministerin Johanna Dohnal beeindruckte mich schon, weil sie für die Frauen unglaublich viel getan hat.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Als ich zur Bürgermeisterin ernannt wurde, kamen wahnsinnig viele Frauen zu mir, die mir einfach gratulierten und es toll fanden, daß nun eine Frau ihre Anliegen vertritt. Das war eine schöne Anerkennung und Ermutigung. Die positiven Reaktionen der Männer ließen ein bißchen auf sich warten, sind aber inzwischen ebenso vorhanden.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich traue meinen Mitarbeitern sehr viel zu, sie können sich mehr als früher persönlich einbringen. Das wird sicherlich geschätzt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eine traditionelle Familie und Ehegemeinschaft war nie mein Ziel, da ich nicht gewohnt bin, in einer Partnerschaft Kompromisse einzugehen. Meine Tochter ist inzwischen 25 Jahre alt, und ich bringe mein Bürgermeisteramt und das Privatleben ganz gut unter einen Hut. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Falls jemand unter Erfolg versteht, auch an der Spitze zu stehen, muß man rechtzeitig beginnen, ein Netzwerk aufzubauen, seine Fähigkeiten bewußt hervorzustreichen und sehr viel präsent zu sein. Speziell in der Politik genügt es nicht, gut zu sein, man muß sich und seine Leistungen auch präsentieren und verkaufen können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mein Amt in den nächsten Jahren so ausüben können, wie ich es mir vorstelle. Um eine gute Absicherung zu erreichen, ist es mein Ziel, bei der nächsten Wahl mindestens vier Prozent zuzulegen. Fähigen Mitarbeitern möchte ich die Möglichkeit geben, sich zu entfalten und eines Tages selbst an die Spitze zu gelangen. Wenn ich eines Tages nicht mehr Bürgermeisterin bin, hoffe ich, daß mir die Menschen genauso freundlich und wohlwollend gegenübertreten wie bisher.
Ihr Lebensmotto?
Ich mache etwas lieber selbst, bevor es jemand anderer nicht so macht, wie ich es mir vorstelle.