Zum Erfolg von Johann Bieringer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ein momentanes, gutes Geschäft ist nur ein kurzfristiger Erfolg. Viel wichtiger ist jedoch der langfristige Erfolg - der Umstand, einem Geschäftspartner auch nach langer Zeit noch in die Augen schauen zu können. Eintagsfliegen bewerte ich nicht als Erfolg, weil sie nicht mehr wiederkehren.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Da mein Unternehmen über 90 Prozent Auslastung aufweisen kann, sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Großvater und meine Eltern betrieben im Waldviertel ein Fuhrwerksunternehmen, das ich nach den Jahren auswärts wieder aufleben lassen wollte. Als dies gelungen war, war mein Vater sehr stolz auf mich. Einen Einbruch erlitt ich einige Zeit später, als ich Gesellschafter einer Kiesgrube war. Da zwei meiner Partner nicht seriös arbeiteten, übernahm ich die Geschäftsführung, um das Werk zu retten. Meine Bestrebungen kosteten mich einiges an Substanz, doch leider ist mir die Rettung des Werkes nicht gelungen. Zum selben Zeitpunkt trennte sich auch meine Frau von mir. Heute geht es jedoch wieder aufwärts, zumal sich mein Sohn auch für den Betrieb interessiert. Anscheinend kann mich nichts wirklich aufhalten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Meine Mitarbeiter können bestätigen, daß mich so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Ich habe bewiesen, daß ich auch in ausweglosen Situationen einen kühlen Kopf bewahre und mich nicht von meinen Vorhaben abbringen lasse.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Landesregierung rief damals dazu auf, Unternehmen zu gründen, was mich dazu motivierte, mich selbständig zu machen. Heute zeigt sich, daß der Standort hier gut gewählt war, weil viele Städte leicht erreichbar sind und eine Ostanbindung möglich ist. Mit dem Bau der vielen Ortsumfahrungen in der Gegend herrscht eine rege Bautätigkeit. Andere Projekte machen es für mich sogar notwendig, Subunternehmen zu beschäftigen. Im Rückblick gesehen würde ich nichts anders machen wollen und sofort wieder diesen Weg wählen, selbst bei den heutigen Schwierigkeiten in der Branche.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich wurde natürlich sehr von meinem Vater geprägt. Als er vor einigen Jahren verstarb, schuf ich ihm an seinem Grab ein individuelles Denkmal aus Granit, das seinen Beruf versinnbildlicht. Neben meinem Vater hat mich Herr Schauerhuber sen. entscheidend geprägt. Uns verbindet heute noch eine Freundschaft, obwohl wir einmal Konkurrenten waren, und von ihm durfte ich auch viel lernen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Im Moment eskaliert die Lage, denn die gesetzlichen Bestimmungen im Rahmen der EU machen die Situation langsam untragbar. Selbst kleine Mängel an den LKWs werden von den Behörden streng geahndet, ja es wird sogar mit Konzessionsentzug gedroht. Ein positiver Effekt dieser strengen Kontrollen ist jedoch, daß wir damit die Überladungen der Fahrzeuge in den Griff bekommen haben.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie sind für den Erfolg des Unternehmens sehr wichtig. Jeder einzelne muß Qualität beweisen, indem er umsichtig, pünktlich und sorgfältig ist. Meine Fahrer sind allesamt schon viele Jahre bei mir, und das Einvernehmen ist gut.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich kümmere mich sehr um meine Mitarbeiter. Sie können sich das Fahrzeug aussuchen, das ihnen vom Komfort her am meisten zusagt. Auch organisiere und finanziere ich Ausflüge, LKW-Rennen oder Treffen im Ausland, was meinen Mitarbeitern große Freude bereitet. Bei uns herrscht ein freundliches Betriebsklima, und ich glaube, alle fühlen sich wohl.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein ganzer Stolz ist mein Sohn, der bereits in meinem Unternehmen arbeitet und hoffentlich in meine Fußstapfen treten wird.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Meine betriebliche Weiterbildung betrachte ich als abgeschlossen - mein Sohn wird dies weiterführen. Es freut mich um so mehr, daß ich damit Zeit finden werde, meinem großen Hobby, der Blasmusik, zu frönen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Aus wirtschaftlicher Sicht möchte ich den Tip geben, zu seinem Gegenüber nicht zu großzügig zu sein. In den wenigsten Fällen trägt dies Früchte. Konsequente Sparsamkeit, strenge Kontrolle und lineares Handeln sind zielführender. Ich rate durchaus, öfters Nein zu sagen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mich weiterhin guter Gesundheit erfreuen und meinem Sohn hilfreich und beratend zur Seite stehen.