Zum Erfolg von Evelyn Jugelt
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Mein persönlicher Erfolg stand nie im Vordergrund, ich habe mich schon frühzeitig ehrenamtlich engagiert. Zu meinem positiven Lebensweg haben viele beigetragen, entsprechend der Philosophie der kleinen Schritte: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, können sie das Gesicht der Welt verändern. Mein Erfolg stellt sich als Entwicklungsprozeß dar. Ich fing mit einem kleinen Dorf an, kämpfte mich nach der Wende mit nur einer Sekretärin, ohne weitere Mitarbeiter durch den Paragraphendschungel, knüpfte Verbindungen, suchte Mitstreiter und fand sie auch. 1998 wurde unser Dorf mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis ausgezeichnet. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend war in erster Linie die Erziehung, die ich in meinem Elternhaus genoß. Ich lernte die mir gegebenen Möglichkeiten zu nutzen, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für mich selbst und andere zu übernehmen. Bis heute ist mein Arbeitstag durch gründliches aber auch kreatives Arbeiten, verbunden mit intensivem Selbststudium geprägt. Außerdem weiß ich meine Familie hinter mir. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Im Bereich der Kommunalpolitik würde ich dies nicht behaupten. Es ist nur so, daß weniger Frauen den Schritt in die Politik wagen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Von sich selbst zu behaupten, erfolgreich zu sein, ist schwer. Aber bereits in der Schule und beim Sport zog ich auch aus Fehlern und Niederlagen stets die notwendigen Schlußfolgerungen, um daraus zu lernen und einen Schritt nach vorn zu tun.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Richtig war meine Entscheidung für die Familie. Damit schuf ich mir auch die Basis und den Rückhalt für meinen späteren erfolgreichen Weg. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mich prägten vor allem mein Elternhaus und mein Klassenlehrer der Oberschule, Herr Loos. Nach der Wende schaute ich weit über die Gemeindegrenze hinaus und fand im Bürgermeister von Steinbach an der Steyr (Österreich) ein großes Vorbild im menschlichen und beruflichen Tun und Handeln.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne die Unterstützung meiner Mitarbeiter und der Bürger unserer Stadt, die ich versuche in die Entscheidungen mit ein zu beziehen, ist man in der Tätigkeit als Bürgermeisterin auf verlorenem Posten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarkeit dieser beiden Bereiche war vor allem nach der Wende, als ich von Teilzeit in Vollzeit überging, nicht unproblematisch. Es ist mir wichtig, daß meine Familie bei all meinem Tun nicht zu kurz kommt. Mit guter Organisation und einigen Kompromissen ist es möglich, entsprechende Freiräume zu schaffen. Die freie Zeit mit der Familie wird bewußter gelebt und stellt damit einen Gewinn dar. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich belege regelmäßig fachspezifische Seminare. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Kurzfristigkeit führt nicht zu Erfolg. Man benötigt Durchhaltevermögen, darf sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, sollte aus Fehlern lernen und aus Mißerfolgen die richtigen Schlußfolgerungen ziehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Gemeinsam mit den Bürgern möchte ich Augustusburg für die Zukunft rüsten, die Stadt in der Region platzieren und verdeutlichen, daß nur ein gedeihliches Miteinander zwischen Schloß Augustusburg, den Bürgern und der Verwaltung uns auf diesem Weg nach vorn bringen wird. Ein Leitbild, erarbeitet mit den Bürgern der Stadt, soll dabei die Grundlage für die zukünftige Arbeit bilden. Ziel ist es, der nachfolgenden Generation eine lebenswerte Stadt in einer intakten Umwelt zu überlassen.
Ihr Lebensmotto?
Philosophie der kleinen Schritte und Nachhaltigkeit im Handeln.