Zum Erfolg von Wilhelm Michael Kelemen
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg habe ich, wenn ich etwas, egal ob mit viel oder wenig Anstrengung, gut mache und das Ergebnis herzeigen kann, ohne mich schämen zu müssen. Erfolg bedeutet für mich nicht, viel Geld zu verdienen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Drei verschiedene Dinge: Ich beschäftige mich intensiv mit Menschen und gehe auf ihre Nöte und Schwächen ein. Eine geschlossene Tür hat mich nie aufgehalten; ich suchte und fand immer eine andere. Ich versuche für meine Klienten auf legalem Wege immer das Beste herauszuholen. Dazu gehört eine gewisse Zähigkeit. Und drittens: Der Beruf kam bei mir immer an erster Stelle. Ich bin zwar schon in Pension, arbeite aber trotzdem noch unentgeltlich in der Firma mit.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Zuerst informiere ich mich gründlich über die gesetzlichen und menschlichen Möglichkeiten. Da wir nicht alleine sind, müssen immer die Interessen aller berücksichtigt werden. Wichtig ist es, einen Weg zu finden, der allen gerecht wird. Das ist nicht einfach und erfordert viel Zeit. Dies wird auch gewürdigt - es kommt alles zurück. Geld und Gier dürfen nie an erster Stelle stehen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Schon sehr früh. Ich war ja mit 25 Prokurist einer großen Firma, und bei keiner Prüfung kam mir je der Gedanke, ich könne es nicht schaffen. Natürlich habe ich immer fleißig gelernt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich mich selbständig machte.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Natürlich Originalität. Jeder erfolgreiche Mensch hat seine eigenen Vorstellungen, die er verwirklichen möchte. Nur aus der Originalität entspringen wirkliche Neuerungen, Erfindungen und gute Entscheidungen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es war mein Vorgesetzter in der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Wien, der mir absolute Ehrlichkeit und Genauigkeit vermittelte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Meine Enkelkinder sagen zu mir: Opa, wir haben dich lieb.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das sind Buchhalter, die glauben, ohne sachkundige Ausbildung unsere Arbeit verrichten zu können. Sie treten massiv auf, machen uns Konkurrenz und gehen bis zum Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshof, um mehr Befugnisse zu erhalten. Steuerberater wird man nur mit akademischer Ausbildung. Jede Menge Prüfungen stehen an, und auch eine dreijährige Ausbildung in einer Steuerberatungskanzlei ist notwendig. Die sogenannten neuen Berufskollegen machen nur eine Bilanzbuchhalterprüfung am WIFI oder bfi, brauchen keine Matura, sind der Meinung, unser Können zu besitzen, und wollen auch den Klienten vertreten. Das ist vergleichbar mit einem Arzt und einer Krankenschwester. Man möchte eine Diagnose vom Arzt, nicht von der Krankenschwester. In der Medizin versteht man es; jeder hat seinen Platz, die Ausbildung zählt. In unserer Branche fehlt dem Bilanzbuchhalter das umfassende Wissen, das wir über lange Zeit erworben haben.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
In den meisten Fällen als kompetenter und zuverlässiger Partner. Bei manchen Menschen spielt auch ein wenig Neid mit, denn viele Menschen sehen nur den guten Verdienst und nicht die Arbeit, die dahintersteckt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine ganz wesentliche, ohne meine Mitarbeiter wäre ich nichts. Jeder hat seine Aufgabe.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich suchte mir die besten aus, hatte dabei immer eine gute Hand und deshalb wenig Fluktuation zu verzeichnen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Sie mögen mich schon sehr und respektieren mich. Mein Sohn ist der Geschäftsführer der Firma, doch der alte Chef wiegt noch schwer.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir lassen uns auf nichts ein, und unsere Bilanzen und Steuererklärungen, die Prüfungen und Gutachten sind immer korrekt. Bei unseren Finanzämtern und Banken gilt der Spruch: Die Bilanz ist von Kelemen, also ist sie in Ordnung. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Völlig neutral.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Der Beruf geht vor.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Das Ziel, das man sich steckt, muß man mit Nachdruck und Eifer verfolgen, man soll sich selbst etwas schaffen und das tun, was einem Freude bereitet.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Bei uns geht der Spruch: Wenn Dir fad wird, gehst Du segeln. Mir war nie fad, also habe ich kein Segelboot - dafür aber immer neue Ziele. Neue Herausforderungen sind mir immer willkommen.