Zur Karriere von Thomas Barwinek
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der AHS-Matura im Jahre 1978 studierte ich an der Wirtschaftsuniversität Wien BWL. Ich gab das Studium allerdings bald wieder auf und absolvierte die HTL mit Fachrichtung Vermessungstechnik in Form einer Abendschule, da ich tagsüber mit diversen Jobs Geld verdiente. 1982 machte ich den Abschluß in Vermessungstechnik und arbeitete anschließend auch in diesem Beruf. Aufgrund einer Sportverletzung aus meiner aktiven Handballzeit mußte ich mich dann einer Operation unterziehen, und mein damaliger Chef kündigte mich. Allerdings versprach er mir, mich nach meiner Genesung wieder einzustellen. Dazu kam es aber nicht, weil das Baugeschäft zu dieser Zeit nicht gerade florierte und er kein Personal mehr einstellen konnte. Auch meine Bewerbungen als Vermessungstechniker bei anderen Firmen blieben erfolglos. Das war eine schwierige Phase, und ich überlegte, welche Branche bessere Berufsaussichten bieten würde. Die EDV erschien mir als zukunftsträchtige Perspektive, und als ich eine Anzeige der Ersten Allgemeinen Generali Versicherung entdeckte, in der ein Computer Operator gesucht wurde, bewarb ich mich. Obwohl ich keine Vorkenntnisse hatte, wurde ich aufgenommen, denn hinter dieser toll klingenden Berufsbezeichnung verbarg sich nichts anderes als recht einfache Tätigkeiten wie Lochkarten stanzen oder Farbbänder von Druckern wechseln. Das wurde mir bald langweilig, und ich wollte in absehbarer Zeit beruflich vorankommen. Also wechselte ich zur Data Service, einer EDV-Tochterfirma der damaligen Zentralsparkasse, wo die Herausforderung schon etwas größer war - zu dieser Zeit wurden nämlich die Bundestheater und andere Spielstätten mit einem EDV-gestützten Kartenmanagementsystem ausgestattet, sodaß die Kunden in jeder Z-Filiale Tickets kaufen konnten. Nach etwa einem Jahr erhielt ich die Möglichkeit, direkt zur Zentralsparkasse zu wechseln, und war im Operating tätig. Von dort kam ich dann in eine Abteilung, die sich mit Arbeitsvorbereitung und Systemprogrammierung beschäftigte. Das war auch der erste Schritt in eine Richtung, die insgesamt etwas fordernder war. Wir installierten und implementierten Systeme auf Großrechnern und führten außerdem die erforderlichen Schulungen für die User durch. Natürlich absolvierte ich parallel auch die erforderlichen Kurse und Trainings. Die EDV-Branche boomte, und Großrechner-Spezialisten waren sehr gefragt, sodaß ich schließlich zur Allianz Versicherung wechselte, die einen Systemprogrammierer suchte. Wiederum konnte ich, unterstützt durch Schulungen und Kollegen, viel Neues dazulernen, und im Laufe von knapp drei Jahren spezialisierte ich mich auf das Online-Transaktionssystem IMS. Dann entstand der Gedanke, die Seiten zu wechseln und Erfahrungen bei einem EDV-Hersteller zu sammeln. Das erschien mir nach so vielen Jahren im Anwenderbereich als reizvolle Perspektive, die mehr Abwechslung versprach. So kam ich zu Computer Associates, wo ich als Presales System Engineer tätig war. Ich blieb aber nur rund ein Jahr, weil die Firma und ich nicht optimal zusammenpaßten. Also wechselte ich zu Comparex, wo ich den ersten Schritt in Richtung Management machte. Ich begann ebenfalls als Presales System Engineer und stieg nach drei Jahren zum Leiter der Abteilung System Engineering für Österreich und einige umliegende osteuropäische Länder auf. Fünf Jahre nach meinem Eintritt kam es allerdings zu einem Merger mit unserem größten Mitbewerber, der Firma HDS. Es kam zu einigen politisch motivierten Postenvergaben, woraufhin ich mich entschied, das Unternehmen zu verlassen. Ich wechselte zur Firma Candle, die später von IBM aufgekauft wurde, und war dort in unterschiedlichsten Positionen von Vertrieb bis Consulting tätig. Candle war ebenfalls eine wichtige Station, da ich erstmals Vertriebsverantwortung übernahm. 1997 erfolgte mein Wechsel zu EMC, wo ich zunächst als Presales Engineer begann und wenige Monate später Leiter der Abteilung System Engineering wurde. In dieser Funktion stellte ich ein schlagkräftiges Team auf die Beine, mit dem wir neben Österreich die Märkte in Osteuropa und in einigen südosteuropäischen Ländern aufbauten. Das war eine sehr spannende und erfolgreiche Start-Up-Phase. Danach wurde ich zum Director of Sales Operation bestellt und hatte die Aufgabe, die diversen funktionalen Einheiten bei EMC aufzubauen. Außerdem wurde ich von meinem damaligen Chef Adrian MacDonald für verschiedene Spezialaufgaben eingesetzt. So war ich beispielsweise interimistisch eine Zeit lang Country Manager von Finnland. Dann bekamen wir auch Deutschland hinzu, mein Chef übersiedelte nach Frankfurt, und ich sollte ihm folgen. Das verweigerte ich aber, da ich ja meine Familie in Wien hatte. Trotzdem war die folgende Zeit extrem hart, weil ich jeden Montag Morgen nach Düsseldorf fliegen und dort die Aufgaben eines Sales Managers für einige Distrikte wahrnehmen mußte. Tags darauf fuhr ich nach Nürnberg, dann nach Stuttgart und schließlich nach Frankfurt, um Adrian MacDonald zu berichten. Meist kam ich erst Donnerstag oder Freitag nach Wien zurück. Anfang 2001 platzte die berühmte Internet-Blase, und zusammen mit dem Terroranschlag vom 11. September geriet die Branche in ziemliche Schwierigkeiten. Wir verloren Deutschland als Territorium, und mein Chef bekam einen tollen Posten in unserem Hauptquartier in Boston, wo er eine Business-Partnerschaft mit Dell aufbaute. Ich wurde 2002 System Engineering Director für Europa inklusive Osteuropa, den Mittleren Osten und Afrika. In dieser Funktion hatte ich knapp 500 Leute unter mir, und die Aufgabe machte riesigen Spaß, auch wenn es aufgrund der starken Reisetätigkeit ziemlich hart war. Leider litt auch unser Geschäft noch immer unter den Auswirkungen des 11. September, die Abteilung wurde aufgelöst, und ich hatte die äußerst unangenehme Aufgabe, Stellen abzubauen und Mitarbeiter zu kündigen. Anschließend war ich auf EMEA-Ebene für Kooperationen im Services- und Dienstleistungsbereich zuständig, was aber nicht ganz mein Fall war. Als eine meiner früheren Positionen bei EMC, der Director of Sales Operations, für die Region EEMESA neu ausgeschrieben wurde, bewarb ich mich sofort und erhielt den Job auch. Ich arbeitete bis Mitte 2006 als rechte Hand unseres Region-Managers, der dann aber das Unternehmen verließ, und ich wurde vom Europa-Chef gebeten, die Leitung zu übernehmen, bis ein Nachfolger gefunden war. Mit Januar 2007 wechselte Osteuropa von der EMESA-Region zu EMEA North, die außerdem Österreich, Schweiz, Benelux, Skandinavien, Finnland und das Baltikum umfaßt. Dann verabschiedete sich unser Country Manager in Österreich, und ich wurde wieder einmal gebeten, interimistisch die Geschäfte zu leiten. Da wir aber keinen geeigneten Nachfolger finden konnten, erhielt ich das Angebot, die Position des Country Managers fix zu übernehmen. Ich entschied mich dann Ende März 2007 sehr gern, diese Aufgabe wahrzunehmen.