Zum Erfolg von Barbara Weitgruber
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich stehen weniger die Ziele im Vordergrund, sondern eher die Prozesse, die zu diesen führen. Für mich ist ausschlaggebend, mit meinem Handeln Sinn zu stiften. Mein Grundmotiv lautet, Dinge zu bewegen und verändern zu wollen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin seit 20 Jahren in Hochschulbildung, Wissenschafts- und Forschungsmanagement - vor allem im internationalen Bereich - tätig und sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Rückblickend sehe ich positive Ergebnisse von vorwiegend langfristig orientierter Prozeßarbeit. Meine Energie bezog ich stets aus der nationalen, europäischen und internationalen Zusammenarbeit mit Menschen und gemeinsamen Zielen, und erbrachte immer dann die beste Leistung, wenn ich mich mit dem, womit ich mich beschäftigte, voll identifizieren konnte. Es ist schön, sagen zu können, daß ich heute in meiner Mitte ruhe, weiß, woher ich komme, und immer authentisch bleiben konnte. Nach einem Verkehrsunfall mit einschneidenden gesundheitlichen Folgen lernte ich, viel relativer zu sehen und die kleinen Dinge des Lebens viel mehr zu schätzen. Durch meine vielen Auslandsreisen schätze ich auch die Tatsache, in Österreich zu leben, sicher viel mehr als andere und sehe es als Privileg. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Eine Mischung aus Beharrlichkeit, einem gewissen Idealismus und dem Wunsch, die Welt zu verändern/zu verbessern.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Direkt und analytisch. Vorrang haben für mich immer die schwierigen oder heiklen Themen. Wenn andere involviert sind, strebe ich den direkten Kontakt an. Als Teamworkerin liebe ich es aber auch, unterschiedliche Perspektiven einzuholen und mir die Argumente von Teammitgliedern anzuhören. Bei Auseinandersetzungen achte ich auf Sachlichkeit und Klarheit; auch soll in Gesprächen niemand sein Gesicht verlieren (besonders wichtig in der interkulturellen Kommunikation). Entscheidungen können aber nicht im Team gefällt werden. Dazu bedarf es der Einzelverantwortung. Ist es für Sie als Frau schwieriger, erfolgreich zu sein? Da weniger Frauen Führungspositionen bekleiden, werden bei Frauen auch strengere Maßstäbe angelegt. Mißerfolge werden auch an ihrem Frausein festgemacht; bei Männern hingegen würde es niemandem einfallen, Mißerfolge auf ihr Geschlecht zu beziehen. Themen wie Frauenförderung habe ich schon vor Jahren in den USA aufgenommen. Es bedarf vieler Anreize, um ein System (z.B. das Universitätssystem) zu ändern - und es braucht Zeit, geht es doch um einen Kulturwandel. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meiner Professorin für Englisch und Französisch am Gymnasium verdanke ich meine Begeisterung für Fremdsprachen und andere Kulturen. Anreize gab es immer wieder von der einen oder anderen Person - ich habe von vielen gelernt, habe aber kein Vorbild. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Seit dem Europäischen Rat in Lissabon im Jahr 2000 sind die Bereiche Bildung, Forschung, Wissenschaft und Innovation in den Mittelpunkt der Betrachtungen in der EU gerückt. Es wurde auch erkannt, daß das Humanpotential eine der wichtigsten Ressourcen Europas darstellt, auch in bezug auf den Wettbewerb mit anderen Kontinenten. In unserem Haus stehen daher die hochqualitative Ausbildung und die Ermöglichung und Förderung von Karrieren für junge Menschen in Wissenschaft und Forschung im Zentrum der Bemühungen. Im Ausbildungsbereich geht es längst nicht nur mehr um einen einzelnen Fachbereich, sondern um eine Ausbildung, die für einen breiteren und vor allem einen europäischen Arbeitsmarkt qualifiziert, daher spielt auch die Aus- und Fortbildung in puncto Social Skills (Teamfähigkeit, Präsentations-Skills; Projektmanagement usw.) eine große Rolle. Die Förderung von Wissenschafterinnen, von Frauen in der Forschung, ist hier natürlich ein besonderes Anliegen. Ein zweiter Schwerpunkt ist die internationale Kooperation - hier haben wir eine besondere Herausforderung, denn diese Zusammenarbeit ist auf lange Sicht angelegt und medial nicht leicht zu kommunizieren, zumal sich die Ergebnisse und der Mehrwert meist erst nach vielen Jahren zeigen. Dennoch weisen wir auch hier viele Fortschritte in Einzelbereichen auf.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Bereiche gehen oft fließend ineinander über, auch weil sich ein Teil meines FreundInnen-Kreises aus meinem beruflichen Umfeld zusammensetzt, dennoch bemühe ich mich, die berufliche und die persönliche Ebene klar voneinander zu trennen - das habe ich in den USA gelernt. Diese Ebenen geraten in Österreich leider allzu oft durcheinander. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die Berufswahl sollte gut durchdacht sein, da diese Entscheidung ja das weitere Leben nachhaltig beeinflußt, und nicht nur nach den Kriterien, was der Arbeitsmarkt gerade nachfragt, getroffen werden. Um wirklich gut zu sein und seinen Weg zu machen, ist es aus meiner Sicht wesentlich, Freude am Beruf zu haben. Frühzeitige Praxiserfahrungen geben gute Einblicke in berufliche Tätigkeiten, und Auslandsaufenthalte dienen unter anderem der Persönlichkeitsentwicklung und bereichern daher auf jeden Fall. Generell ist hohes Engagement unabdingbar, wenn man in seinem Metier erfolgreich werden möchte.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde wohl mein ganzes Leben der Internationalisierung verbunden bleiben. Ich schätze aber auch den Austausch mit jungen Menschen sehr und werde zukünftig sicherlich auch wieder im Bereich der Lehre mein Wissen und meine Erfahrungen weitergeben.