Zum Erfolg von Josef Loidl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg das Erreichen von Zielen, hinter denen ja persönliche Wünsche stehen. Die schönsten Gefühle im Sinne von beruflichem Erfolg entstehen durch Anerkennung von Klienten. Wenn mich jemand nach ein oder zwei Jahren besucht und ich sehe, wie gut es ihm auch dank meiner Mithilfe im Vergleich zu früher geht, empfinde ich das als wunderbaren Erfolg, der die Sinnhaftigkeit meiner Arbeit bestätigt. Natürlich beschränkt sich Erfolg nicht nur auf den Beruf, das ganze Leben sollte sinnhaft sein. Wer sich ausschließlich mit seinem Beruf identifiziert, wird möglicherweise eines Tages in eine tiefe Krise oder Depression geraten. Erfolg ist in gewisser Weise eine narzißtische Streicheleinheit, die wir alle brauchen - nur darf man den Verführungen der persönlichen Eitelkeit nicht erliegen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Rahmen meiner Definition sehe ich mich durchaus als erfolgreich. Ich messe meinen Erfolg nicht primär in finanziellen Größenordnungen, denn in diesem Beruf wird man höchstens in Hollywood als Promi-Therapeut reich. Geld und Konsumgüter sind nur eine Motivation, diese verflacht auch rasch. Darum haben die meisten Menschen beispielsweise zu ihrem ersten, uralten Studentenauto eine wesentlich stärkere emotionale Beziehung als später zu ihrem teuren Luxusschlitten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Psychotherapie ist ja meine zweite Berufsausbildung, die ich mir mit meinen sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Tätigkeiten finanziert hatte, bis ich schließlich nach Jahren der Übergangszeit vollständig umstieg. Dieser „Umweg“ war wichtig und notwendig, denn Psychotherapeut ist kein Beruf, den man als junger Mann studiert und dann einfach ausübt. Die Ausbildung ist nur ein wichtiger Aspekt; zusätzlich braucht man jedoch sehr viel Selbsterfahrung, eine gewisse Reife, bestimmte persönliche Eigenschaften, Zuneigung zu Menschen, Einfühlungsvermögen und Liebe zu dieser Tätigkeit. Für mich war es ein Berufswechsel, wo ich schließlich meine Berufung zum Beruf machen konnte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Meine Arbeit ist extrem vertrauensvoll, und dieses Vertrauen wird mir von den Klienten immer wieder geschenkt. Wenn ich eine therapeutische Beziehung aufbauen und dem Klienten helfen kann, ist das eine tolle Anerkennung. Außerdem freue ich mich, wenn es mir gelingt, entscheidende Einsichten zu vermitteln.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Manche Menschen haben gewisse Berührungsängste, wenn sie erfahren, daß ich Psychotherapeut bin. Sie werden unsicher und glauben, ich würde sie psychologisch durchleuchten und durchschauen. Das ist natürlich Unsinn, ich bin privat ein ganz normaler Mensch. Meine guten Freunde wissen, daß sie sich auf mich verlassen können, wenn es darauf ankommt - und umgekehrt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich bringe im Umgang mit den Klienten meinen persönlichen Stil ein, wobei es doch deutliche Unterschiede zwischen Theorie und meiner angewandten Form der Psychotherapie gibt. Ich bohre nicht in den Problemen der Menschen herum. Es geht um Lösungsorientierung im individuellen Lebensweg eines Menschen und nicht um Problemfixierung. Der Erfolg eines Psychotherapeuten liegt auch sehr in seiner Person und im persönlichen Verhältnis zum Klienten. Ich bin ein real angreifbarer Mensch, was für meine Form der Therapie sehr wichtig ist. Außerdem vermeide ich strikt diese typische Therapeutensprache mit Sätzen wie „Wie fühlt sich das an für Sie?“ Das wirkt in meinen Augen unecht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich gehe privat nicht mit den Problemen meiner Klienten durch das Leben. Trotzdem läßt sich gerade mein Beruf nicht so klar abgrenzen wie zum Beispiel bei einem Flugzeugingenieur, der nach Hause geht und nichts mehr mit Fliegern zu tun hat. Auch ein Hautarzt wird etwa bei einem privaten Kontakt merken, wenn sein Gegenüber an einem Hautproblem leidet. Man hat schon eine bewußtere Wahrnehmung, auch wenn man nicht ständig mit dem diagnostischen Blick durch die Gegend läuft.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Interessiert euch auch für Bereiche, die nichts oder wenig mit eurem unmittelbaren Fachgebiet zu tun haben. Ich bin ein großer Freund ausgiebiger Allgemeinbildung. Leider ist das Durchpeitschen eines Studiums in Rekordzeit heutzutage ein Erfolgskriterium; ich finde aber, daß diese Zeit wichtig für die persönliche Entwicklung ist und man seine Fühler ruhig in alle möglichen Richtungen ausstrecken sollte. Achtet darauf, daß sich das Selbstbild nicht ausschließlich mit dem Berufsbild deckt. Besinnt euch darauf, was euch wirklich wichtig ist. Mein letzter Rat: Glaubt nicht alles, was man euch sagt - lernt zu fragen.