Zum Erfolg von Gerald Gärtner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet in meinen Augen grundsätzlich einmal, eine Situation zu schaffen, die für alle Beteiligten angenehm ist, und die privaten wie auch unternehmerischen Interessen so zu vereinbaren, daß ein harmonisches Gleichgewicht herrscht. Erfolg kann darin liegen, mit meiner Familie fünf bis sechs Wochen Urlaub zu machen und weitere fünf Wochen mit meinem Kajak unterwegs zu sein. Ich definiere Erfolg schließlich auch so, daß die Dinge lebendig sind, sich verändern und wachsen, wobei Erfolg auch in der Reduktion liegt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich durchaus als erfolgreich, wobei der Erfolg an sich für mich keine besonders wichtige Rolle spielt. Eigentlich habe ich noch nie darüber nachgedacht, ob ich erfolgreich bin oder nicht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Satz „das ist so“ existiert für mich nicht; das Hinnehmende und Entschuldigende ist für mich keine Option. Ich kann sagen, daß etwas im Moment so ist, wie es ist, aber ich kann verändern, was mir nicht behagt. Ich beschäftige als erster in der Branche einen Außendienstmitarbeiter, der ausschließlich Firmenkunden betreut, außerdem verfolge ich alternative Werbemethoden. So setze ich mich beispielsweise mit Guerilla-Marketing auseinander, um mit wenig Budget möglichst viel zu erreichen. Schließlich ist es für mich wichtig, mich mit Menschen zu umgeben, die mein Denken nachvollziehen können, dabei aber auch Kontraste darstellen, und dann gehört zum Erfolg noch Mut bzw. die Fähigkeit, zum richtigen Moment das richtige Risiko einzugehen. Bei Entscheidungen handle ich intuitiv. Wenn es zu Mißerfolgen kommt, muß man diese analysieren und versuchen, sie in Erfolg umzumünzen - mein Bestreben ist es, aus jeder Niederlage einen Sieg zu machen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich verlangsame sie. Herausforderungen kommen im Prinzip in Wellen. Ich versuche dieser Welle die Energie zu nehmen und mir anzuschauen, worum es im Grunde genommen geht. Viele Informationen, die an einen herangetragen werden, sollen in Wahrheit einen ganz anderen Punkt erklären, als es zunächst scheint. Wichtig ist mir dabei, nicht zu reagieren, sondern den Kern der Herausforderung zu finden, diesen zu gestalten und somit zu agieren.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Gier. Diese Branche bezeichnet Dinge als Geschäft, die keines sind, denn ein Geschäft muß Gewinn abwerfen. In Österreich werden jedes Jahr 290.000 bis 300.000 Autos verkauft, egal, ob man Rabatte gibt oder nicht; von Restspannen über 200 Euro kann niemand leben. Vieles ist Show, hinter der keine Kostenwahrheit steht, und das wird noch dazu von den Importeuren gefördert. Viele Unternehmer in dieser Branche sind außerdem zu gierig, um miteinander zu kommunizieren, beweihräuchern sich und lügen. Ein zweites Problem liegt darin, daß in unserer Branche drei Zweige aufeinandertreffen: die Versicherungswirtschaft, die Autoindustrie und der Gewerbebetrieb. Was für die Industrie und die Versicherung richtig ist, trifft aber nicht auf das Gewerbe zu.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich würde die Wirtschaft als ein Spiel bezeichnen und meine Mitarbeiter als meine Mitspieler. Es ist unter Umständen ein Erfolgsgeheimnis, die Tagesarbeit zur Gänze meinen Mitarbeitern zu überlassen. Jedes Unternehmen ab einer bestimmten Größe braucht jemanden, der außerhalb dieser Tagesarbeit steht, um den Überblick zu bewahren - im selben Moment, wo ich mich selbst damit beschäftige, verliere ich mich in Details und habe nicht mehr die Kraft, mich mit Strategien und Lösungsansätzen zu beschäftigen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für mich zählt eine Mischung aus fachlicher und menschlicher Kompetenz.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Man kann Menschen nicht motivieren, man kann nur ein Umfeld schaffen, in dem sie sich wohl fühlen und Leistung erbringen können. Motiviert zu sein bedeutet nichts anderes, als seine Arbeit tun zu wollen, da kann man von außen nicht eingreifen, deshalb ist auch Geld kein Motivationsmittel. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit die Mitarbeiter nicht demotiviert werden. Wenn ein Fehler passiert, suche ich nicht nach einem Schuldigen, sondern nach einer Lösung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Meinen eigenen Kindern versuche ich erziehungstechnisch Eigenverantwortlichkeit, Respekt gegenüber dem Leben und eine gewisse Skeptik zu vermitteln. Glaube nicht auf Anhieb, was du hörst und siehst; das kann, muß aber nicht stimmen! Es gibt auf dieser Welt nichts Absolutes. Wichtig ist es, sich menschlich und ethisch richtig zu verhalten und selbst zu denken, anstatt Gedachtes zu zitieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, mit 80 so rege zu sein wie Sir Karl Popper.
Ihr Lebensmotto?
Mache dein Glück nicht von anderen abhängig (erster epikureischer Grundsatz).