Zum Erfolg von Brigitte Schoop
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg liegt für mich nicht im monetären Bereich oder in meiner Ausbildung, sondern darin, daß sich meine Patienten in meiner Praxis wohl fühlen und mir positives Feedback geben, weil sie mit den Ergebnissen der Behandlung zufrieden sind und ihre Angst abbauen. Mein Erfolg liegt auch in meinem enormen Patientenzulauf, der auf Mundpropaganda basiert.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich glaube schon, daß ich sehr eloquent bin, und vor allem bin ich ein Mensch, der nicht locker läßt. Es war zum Beispiel sehr schwierig, einen Kassenvertrag zu bekommen - im Schnitt wird alle zwei Jahre einer innerhalb Österreichs vergeben. Ausschlaggebend war auch meine Konsequenz, überhaupt eine Ausbildungsstelle an der Zahnklinik zu bekommen, wobei mir zunächst eine Wartezeit von neun Jahren in Aussicht gestellt wurde. Aufgrund meiner wissenschaftlichen Arbeit bekam ich den Platz dann aber binnen zweieinhalb Jahren. Generell bin ich ein Mensch, der immer leicht gelernt hat; ich war schon eine gute Schülerin und konnte das Medizinstudium daher gut bewältigen. Zudem habe ich immer gewußt, was ich will, und interessierte mich schon früh für den menschlichen Körper, Biologie und Chemie. Mein Beruf bereitet mir große Freude, weil ich ihn spannend finde und mich darin entfalten kann. Wesentlich für meine Berufswahl war nicht zuletzt, daß ich selbständig arbeiten und einen familienfreundlichen Bereich finden wollte, Faktoren, die mir meine Tätigkeit in der Zahnheilkunde ebenso bietet wie die Ästhetik und das feinhandwerkliche Arbeiten mit den Händen, das mir - ich spiele auch Klavier - immer schon lag.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? In meiner Familie gibt es keinen Arzt, aber mein Vater hatte einige Zeit Medizin studiert und medizinische Bücher zuhause stehen, in denen ich schon als Kind schmökerte. Vorbild im klassischen Sinn hatte ich allerdings keines.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein gewisses Problem liegt darin, daß ich die geeignetste Therapie sehr oft nicht durchführen kann, weil sie für den Patienten nicht erschwinglich ist. Als Zahnärztin habe ich oft auch mit der Angst meiner Patienten und, was viele nicht bedenken, aufgrund meiner Körperhaltung mit eigenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter, die ich großteils selbst ausgebildet habe, spielen eine große Rolle bei meinem Erfolg. Erstens sind wir wie eine große Familie, weil wir genaugenommen zwei Drittel unseres Lebens miteinander verbringen, zweitens ist jeder meiner Mitarbeiter einsame Spitze auf seinem Fachgebiet.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Die wichtigsten Kriterien sind Fleiß, Teamfähigkeit und ein guter Umgang mit den Patienten. Mir ist wichtig, daß neue Mitarbeiter gut in das bestehende Team passen, höflich sind und gern lachen, weiters lege ich großen Wert auf selbständiges Arbeiten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Meine Assistentinnen dürfen sehr viele Arbeiten am Patienten, wie beispielsweise Provisorien und kleinere Abdrücke, selbst durchführen und übernehmen die wichtige Funktion der ersten Ansprechpartner, wenn jemand in die Praxis kommt. Das motiviert wahrscheinlich ebenso wie unser familiäres Arbeitsverhältnis und die gute, fröhliche Stimmung, die in unserer Ordination herrscht. Einmal in der Woche führe ich außerdem eine Besprechung mit allen durch, um sicherzustellen, daß alles optimal läuft und jeder sich wohl fühlt. Als wesentlich erachte ich es, im Gegensatz zu zahlreichen Kollegen meine Assistentinnen zu siezen, was meiner Meinung nach von Respekt - auch vor dem Patienten - zeugt, und nicht im Befehlston zu sprechen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Meine Mitarbeiter wissen, daß sie mit mir offen über alles sprechen und mit ihren Problemen, auch privater Natur, immer zu mir kommen können. Ich glaube, daß sie mich schon als streng und gelegentlich etwas ungeduldig sehen, aber generell arbeiten alle gern bei mir und wissen, daß sie es bei mir gut haben.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich führe meine Praxis nach wie vor wie eine Privatpraxis und nehme mir sehr viel Zeit für meine Patienten, weil mir der Mensch an sich wichtig ist und ich ihn in seiner Gesamtheit betrachte. Mein Patientenstock hat sich von anfangs 700 auf heute mehr als 4.500 vervielfacht, und dieser enorme Zulauf spricht für die Qualität meiner Ordination. Wir legen als langjährig aufeinander eingespieltes Team großen Wert darauf, unseren Patienten den Besuch in unserer Praxis so angenehm wie möglich zu gestalten und arbeiten nach modernsten Methoden und mit höchster Präzision. Da der Praxis ein eigenes Zahtechniklabor angeschlossen ist, wird eine besonders gute Verbindung zwischen Patient, Zahnarzt und Zahntechniker geschaffen, die ein völlig individuelles Eingehen auf die speziellen Bedürfnisse des einzelnen und ästhetische Ergebnisse erlaubt, die ihresgleichen suchen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich liebe meinen Beruf, aber es gibt für mich auch ein Privatleben: ich habe viele Freunde und viele Hobbys, die ich gern ausübe. Beruf und Privatleben kann ich trotz sehr hohen Arbeitseinsatzes relativ gut vereinbaren, weil ich sehr früh anfange und dafür am Montag und Freitag am Nachmittag etwas Zeit für mich selbst habe, obwohl die Ordination täglich geöffnet ist. In den letzten Jahren war die Belastung sehr hoch, deshalb arbeite ich seit 2004 mit meinem Kollegen, DDr. Kolmann, zusammen. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich verwende abhängig von Angebot und Verfügbarkeit phasenweise sehr viel und dann wieder weniger Zeit für Fortbildung.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Einem jungen Menschen, der Zahnarzt werden möchte, würde ich folgendes mit auf den Weg geben: unterschätze den Beruf nicht. Du mußt Psychologe sein und gleichzeitig Präzisionsarbeit leisten, Dich ständig konzentrieren und hart arbeiten, außerdem ist es notwendig, sich permanent weiterzubilden. Dennoch: es ist ein schöner und erfüllender Beruf, den ich wieder ergreifen würde.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mir zum Ziel gesteckt, mittelfristig leiser zu treten und dem Privatleben mehr Platz einzuräumen, weil die Belastung momentan schon sehr hoch ist.
Ihr Lebensmotto?
Lebe im Hier und Jetzt: Die Vergangenheit ist vorbei, und die Zukunft kommt erst.