Zum Erfolg von Karl Brunner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich sehe es beispielsweise als persönlichen Erfolg, ein Buch zu schreiben und nachher eine ordentliche Rezension dafür zu bekommen. Das Gefühl, etwas Bleibendes schaffen zu können, ist in meinem Erfolgsverständnis wesentlich wichtiger als Titel und Ämter.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, das kann ich nicht leugnen. Eines der renommiertesten Institute auf diesem Gebiet leiten zu dürfen und auch Nachwuchswissenschaftler auszubilden, erfüllt mich mit großer Freude. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Die Grundlage sind Fachwissen und Sachkenntnis bis zu den Wurzeln. Dazu kommen dann vielseitiges Interesse und die Vernetzung mit anderen Tätigkeitsfeldern. Die fundierte Ausbildung in seinem Fach, also die Beherrschung des eigenen Handwerks, verknüpft mit weiteren Interessensgebieten sind zwei tragende Säulen des Erfolges, nicht nur in meinem Beruf. Auch eine gewisse Demut gehört dazu. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Formell gesehen müßte die Antwort lauten: Originalität und nochmals Originalität! Aber auch diese Medaille hat zwei Seiten. Ich dachte früher immer, daß ich möglichst originell sein muß – bis ich merkte, daß ich damit die Leute verwirrte und überforderte. Es ist also wichtig, den Menschen, mit denen man arbeitet, Anknüpfungspunkte zu bieten und sie dort abzuholen, wo sie stehen. Ich halte es auch bei meinen Vorträgen so, daß ich in den ersten zehn bis 15 Minuten nichts Neues sage und die Zuhörer langsam zum Wesentlichen hinführe.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Das ist mit der Arbeit eines Gärtners vergleichbar: Man muß für die Pflanzen Platz schaffen, sie gießen und warten. Zieht und zupft man an den Gewächsen, reißt man sie aus.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich hatte immer das Privileg, mir die Zeit frei einteilen zu können und konnte daher auch für die Kinder, als sie noch klein waren, da sein. Meine Frau ist diplomierte Sozialarbeiterin, gab dann aber den Beruf auf, weil keine geeigneten Teilzeitstellen verfügbar waren. Als die Kinder aus dem Haus waren, erfüllte sie sich ihren Traum und studierte Germanistik. In einem Beruf wie dem meinen gibt es keine strikte Trennung, die Grenzen zum Privatleben sind fließend. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Der erste Rat lautet, nicht zu sehr auf die Ratschläge anderer Menschen zu hören – jeder muß sein Leben selbst gestalten. Im wissenschaftlichen Bereich empfehle ich, die Praxis nicht zu vernachlässigen. Gerade in der Geschichte gibt es zahlreiche Anwendungsgebiete, wo man sich seine Jobs selbst schaffen kann. Österreich lebt sehr stark vom Tourismus, der wiederum zu einem Gutteil von der Geschichte des Landes lebt. Wir Geisteswissenschaftler liefern den Inhalt, der nicht nur richtig, sondern auch verständlich aufbereitet sein muß. Das lernt man aber nicht an der Uni, sondern nur in der Praxis. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang ein gutes Projektmanagement. Ein Wissenschaftler kann noch so klug sein, wenn er mit seinem Projekt nicht rechtzeitig fertig wird, wird er für die Öffentlichkeit uninteressant.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich nähere mich dem formellen Ende meiner beruflichen Karriere, meine Funktion als Institutsdirektor werde ich noch bis 2010 ausüben. Danach werde ich mich verstärkt der publizistischen Arbeit widmen und niederschreiben, was ich über Jahrzehnte gesammelt habe.