Zum Erfolg von Renate Bartl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist das Erreichen von anspruchsvollen Zielen mit einem angemessenen Einsatz. Als besonders befriedigend erlebe ich es, wenn es mir gelingt, eine wirklich gelungene Kommunikation zu führen - wenn ich es also schaffe, mit meinem Gesprächspartner ein gemeinsames, lebendiges Bild aufzubauen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, und gerade bei der gelungenen Kommunikation immer öfter.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Bevor ich loslaufe, denke ich über die Richtung nach. Daß ich immer konkrete Ziele vor Augen habe, verstärkt mein Durchhaltevermögen. Eine Stärke ist auch mein (im Fachjargon der Psychologen) radikaler Respekt vor meinem Gegenüber. Das ist eine innere Haltung, die den anderen grundsätzlich so annimmt, wie er ist, ohne ihn zu bewerten. Ich glaube, daß meine Gesprächs- und Diskussionspartner meine Freude am Kontakt zu ihnen spüren. Wesentlich für einen Erfolg ist auch zu erkennen, daß die Technik kein Selbstzweck ist, sondern ein Hilfsmittel, um Menschen zu dienen. Sie soll unser aller Leben einfacher und lebenswerter machen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mein Denken wird immer lösungsorientierter. Bei einer Problemsituation frage ich mich nach dem Zielzustand, und wie ich dahin gelangen kann. Dazu kann es schon notwendig sein, in die Analyse zu gehen, aber das klassisch-analytische Denken - warum ist es so, wie es ist - dränge ich mehr und mehr zurück. Dafür anerkenne ich das Gute an einem Problemzustand, was bedeutet, daß hinter jedem vermeintlichen Problem ursprünglich eine gute Absicht steckt. Diese zu erkennen macht den Weg zu einer konstruktiven Lösung viel einfacher.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Will eine Frau in etablierten Wirtschaftsbereichen eine Machtposition einnehmen, wird es für sie schwierig. Hat eine Frau z.B. das Anliegen, Geschäftsführerin zu werden, muß sie sehr männliche Verhaltensmuster an den Tag legen und explizit besser sein als männliche Kandidaten oder Kollegen. Diesen Mechanismen verweigere ich mich bewußt, und ich kenne auch viele Männer, die das tun. Andererseits erlebe ich, daß eine promovierte Technikerin zunächst exotisch wirkt, letztendlich bleibe ich dadurch aber auch in Erinnerung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es sind typischerweise einzelne Aspekte an Menschen, an denen ich mir ein Beispiel nehme. In meiner Zeit an der Universität für Bodenkultur hatte ich zum Beispiel einen Chef, der in seiner Logik und im Lokalisieren von Zusammenhängen grandios war. Gleichzeitig war er ein Workaholic, was ich nicht erstrebenswert fand. Insgesamt waren bei der Auswahl eines Jobs immer mein unmittelbarer Vorgesetzter und seine Persönlichkeit ausschlaggebend. So habe ich viel fruchtbare Zusammenarbeit erlebt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es gut ist, Verstand und Gefühle gleichermaßen gelten zu lassen. Denn was man mit Hirn UND Herz macht, macht man gut und gerne. Vielleicht kann das jungen Menschen eine Anregung sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ziele sind vor allem qualitativer Natur. Ich befinde mich im Unternehmensaufbau und möchte in nächster Zeit unseren Kundenkreis erweitern. Dabei freue ich mich auf spannende Projekte, bei denen ich meine vielfältigen Kompetenzen einbringen kann, und die für meine Kunden von nachhaltiger Wirkung sind.