Zum Erfolg von Marianne Klemun
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mir gefällt das Wort Erfolg überhaupt nicht, ich würde es durch „Zufriedenheit“ ersetzen. Wenn ich in meinem Beruf, in meinen verschiedenen Tätigkeiten zufrieden bin, betrachte ich das als Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, es ist mir gelungen, zu einem Bereich, der vorher gar nicht so definiert war, inhaltlich etwas beizutragen. Ich kämpfe gegen den Graben, der zwischen den Natur- und Kulturwissenschaften gezogen wurde, erfolgreich an.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte meine Karriere in dieser Form nicht geplant, sondern arbeitete in Bereichen, die mir Spaß machten, und daraus ergaben sich immer wieder weitere Möglichkeiten. Meine große Stärke ist die Vielseitigkeit, ich war nie darauf konzentriert, nur Geschichte zu studieren. Ich bin stets offen für Gebiete, die mich persönlich interessieren. In meinem Beruf muß man verschiedene Zusammenhänge verbinden und vernetzen können. Aus virtuellen Erfahrungen, die ich beispielsweise beim Lesen gewinne, muß ich einen Zusammenhang zu meinem Wissensalltag herstellen bzw. die Sicht- und Denkweise eines/er Autors/Autorin als Möglichkeit für mich heranziehen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Als Wissenschafterin arbeitet man sehr zukunftsorientiert. Wenn ich beispielsweise an einem Artikel oder einem Buch schreibe, beschäftigt mich dieses Thema am meisten; ist das Projekt abgeschlossen, kommt schon die nächste Aufgabe, und das eben geschriebene Buch wird mehr oder weniger uninteressant für mich.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich war zwölf Jahre lang Gleichbehandlungsbeauftragte an der Fakultät. Diese Tätigkeit kostet unglaublich viel Zeit, und ich war mit unzähligen Lebensläufen, Bewerbungen und Schicksalen konfrontiert. Das war sehr lehrreich und prägend für mich, gleichzeitig fühlte ich die Sinnhaftigkeit meines Tuns.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, Kärnten zu verlassen und in Wien zu studieren, war für den weiteren Verlauf meiner Karriere sicherlich von grundlegender Bedeutung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gibt viele Menschen, die indirekt auf mich gewirkt haben. Ich wurde seit meinem Eintritt als Studienassistentin am Institut für Geschichte im Jahr 1979 kaum gefördert. Es war eher umgekehrt - nicht der Professor hatte mich geleitet, sondern ich hatte die Aufgabe, ihn zu coachen. Erst nach dem Tod meines Lehrers 1996 konnte ich mich verstärkt um meine eigene Karriere und die Habilitation kümmern. Trotzdem schätzte ich ihn sehr, weil er mir viel Freiraum gab und ich mir so eine gewisse Eigenständigkeit erwerben konnte. Es war aber niemals so, daß ich in ein bestehendes Netzwerk geholt wurde, wie es normalerweise üblich ist.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser Institut für Geschichte ist sehr groß und kann damit eine Vielfalt anbieten, wie sie sonst an keiner anderen Universität im deutschsprachigen Raum zu finden ist. In dieser Hinsicht ist auch die Universität Wien im internationalen Vergleich einmalig.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Achtet auf Eigenständigkeit! Ruht in euch selbst und laßt euch nicht von Ratschlägen aus den Medien, wie Karrieren zu bilden sind, leiten! Macht eure Entscheidungen nicht von Faktoren wie Geld oder aktuellen Trends abhängig!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es muß wieder mehr Zeit dafür sein, gewisse Dinge ruhiger anzugehen.
Ihr Lebensmotto?
Neugierig sein!