Zum Erfolg von Michael Kolek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich glaube, daß man durch seine Arbeit Erfolg hat, wenn sie von anderen Leuten als erfolgreich wahrgenommen wird. Mir persönlich bedeutet Erfolg eigentlich nichts, weil er so vergänglich ist wie alles andere auf dieser Welt. Sind die Menschen im Unternehmen mit meiner Tätigkeit zufrieden, gelte ich als erfolgreich. Sobald ich nicht mehr erfolgreich bin, kräht kein Hahn mehr nach mir.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich denke, daß ich durch meine Arbeit in der Personalvertretung für die Mitarbeiter doch einiges zum Positiven verändern konnte. Entscheidend ist aber: Ich führe eine glückliche Ehe, habe drei Kinder, die ihren Lebensweg gehen, und gesunde Enkelkinder.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das grundlegende „Erfolgsgeheimnis“ besteht in persönlichem Kontakt mit sehr vielen Menschen. Ich gehe offen auf die Leute zu, spreche mit ihnen, höre ihnen zu und versuche herauszufinden, wo die Probleme liegen und wie man Verbesserungen herbeiführen kann. Mein Erfolg entsteht, weil ich mir Zeit für die Menschen nehme und mit ihnen kommuniziere, aber nicht, weil ich Ziele definiere und auf einen Zettel schreibe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mein Job besteht aus ständigen Herausforderungen, aber sie sind eben das Salz in der Suppe. Ohne diese Herausforderungen wäre es langweilig.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich bin eigentlich sehr selbstkritisch und sehe mich nicht als überdurchschnittlich erfolgreich. Wie jeder andere auch versuche ich, meine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen zu erledigen. Aus meiner Sicht am „erfolgreichsten“ war ich zu der Zeit, als ich im EDV-Bereich ab Mitte der neunziger Jahre bei der Telekom sehr viel bewegen konnte. Von außen als erfolgreich wahrgenommen werde ich wahrscheinlich, seit ich im Zentralausschuß bin und in diversen Aufsichtsräten sitze. Ich sehe das aber wie gesagt nicht so.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die wichtigste und beste Entscheidung meines Lebens war, meine Frau zu heiraten. Obwohl wir damals noch sehr jung waren, habe ich diesen Schritt bis heute niemals bereut.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe sicherlich einige Mentoren, die sich aber nicht zu erkennen geben und im Hintergrund agieren - und das sind die wirklich wichtigen Persönlichkeiten. Auf sogenannte Förderer, die sich selbst ins Scheinwerferlicht stellen und herumposaunen, wen sie nicht alles groß gemacht haben, kann ich verzichten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Echte Anerkennung ist, wenn zum Beispiel meine Enkelkinder mit mir spielen wollen, weil sie mich als ihren Großvater lieben. Ihnen ist es egal, ob ich im Berufsleben eine Führungsposition habe und wichtige Funktionen bekleide, oder nicht. Diese Art der Anerkennung ist tausendmal wertvoller als die von beruflichen Schulterklopfern oder das Anstecken irgendeiner Ehrennadel. Die wichtigste Anerkennung im Beruf ist die Bestätigung meiner Arbeit durch Wiederwahl.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Arbeit mit Menschen ist prinzipiell schwierig. Oft glaubt man, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, kommt dann aber drauf, daß es die Menschen nicht so empfinden, weil sie einen anderen Wissensstand haben und Dinge anders bewerten. Das Problem besteht darin, die Empfindungen der Menschen zu verstehen und richtig umzusetzen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie sind von immens hoher Bedeutung. Wenn die Mitarbeiter nicht verstehen, was ich für sie mache, werde ich mit meiner Arbeit keinen Erfolg haben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Natürlich erwarte ich ein gewisses wirtschaftliches Grundverständnis, ausschlaggebend sind aber Kommunikationsfähigkeit und soziale Intelligenz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Terminkalender ist randvoll - durch meine zahlreichen Tätigkeiten, auch außerhalb des Unternehmens, bin ich beruflich stark ausgelastet. Das erfordert viel Geduld von meiner Frau, die aber selbst immer berufstätig war und noch heute ist. Trotzdem achte ich auf gewisse private Freiräume, in denen es keine Termine gibt und ich nur für die Familie da bin. Dieser Ausgleich ist extrem wichtig.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die ganze Welt funktioniert mit Menschen, daher hat soziale Kompetenz eine enorm hohe Bedeutung. Ohne dieses soziale Denken nützt auch die beste Ausbildung mit Titeln und akademischen Graden nichts. Natürlich ist Ausbildung ein wesentlicher Faktor, dennoch rate ich allen Eltern, bei ihren Kindern auf die Heranbildung der sozialen Kompetenz größten Wert zu legen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich wünsche mir, daß ich eines Tages meinen Lebensabend in Ruhe und bei halbwegs guter Gesundheit genießen kann. Alles Geld der Welt ist wertlos, wenn man nicht gesund ist. Was sich bis zu meinem Ruhestand beruflich noch ergibt, lasse ich auf mich zukommen.
Ihr Lebensmotto?
Behandle alle Menschen so, wie du selbst behandelt werden willst.