Zum Erfolg von Boris Braun
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg stellt sich dann ein, wenn meine Arbeit geschätzt und anerkannt wird und ich mich dabei wohl fühle. Ich wollte immer einen Beruf ausüben, welcher mir Spaß macht, d.h. ich möchte mich nicht nur auf das Wochenende freuen, sondern auch auf den darauf folgenden Montag. Diese Einstellung habe ich nach wie vor. Seinerzeit brach ich das Maschinenbaustudium ab, weil ich merkte, dass mir dieses Studium keinen Spaß bereitete und somit keinen Erfolg sah.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich es schaffte, innerhalb von nicht einmal zehn Jahren in eine General Manager-Position berufen zu werden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Es gab ein Erlebnis, welches für meine Karriere von großer Bedeutung war. Ich machte eine Kreuzfahrt und dabei beeindruckte mich der Apparat mit welcher ein "schwimmendes Hotel" funktionierte, ohne dass dies der Gast mitbekam. Somit begann ich im Jahre 2004 mit der fachspezifischen Ausbildung in Berlin. Ich hatte auch einen Mentor, welcher mich sehr förderte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gab eine Reihe von Vorbildern, wobei es nicht immer die direkten Vorgesetzen waren. So zum Beispiel, hat mich auch meine letzte Direktorin hier in diesem Hause, welche mich als Stellvertreter einstellte, sehr beeindruckt. Die Zusammenarbeit mit ihr vermisse ich heute noch. Ich versuchte alles Neue aufzusaugen wie ein Schwamm, was für meine persönliche Weiterentwicklung von eminenter Wichtigkeit war.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Im Bereich Service und Rezeption ist die Einstellung zum Servicegedanken wesentlich, um die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Freundlichkeit und kommunikatives Verhalten stellen die Basics für eine Karriere in unserem Metier dar. Die fachliche Seite unserer Branche kann man erlernen, wenn der Hausverstand vorhanden ist. Freundlichkeit kann man nicht erlernen, die hat man - oder nicht.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Meiner Ansicht nach hat jede Führungskraft ihren eigenen Führungsstil. Heutzutage werden die Führungskräfte der alten Schule weniger Erfolg haben, als jene, welche sich der neuen Generation anpassen. Für mich zählt, dass die Mitarbeiter mit ihrer Aufgabenstellung zufrieden sind und im Team zusammenarbeiten können. Ich sehe meinen Führungsstil nicht als klassisch; d.h. ich bin mit allen Mitarbeitern per Du und wenn es notwendig erscheint, helfe ich aus, wo auch immer. Schließlich habe ich in allen Bereichen eines Hotels bereits gearbeitet und warum sollte ich nicht aushelfen. Dies hat auch eine Vorbildfunktion für die Mitarbeiter, d.h. sie sehen, dass der Direktor auch zugreifen kann. Für mich war immer die so genannte Proaktivität von Bedeutung, d.h. habe immer Dinge hinterfragt, überlegt wie man etwas optimieren kann und in Absprache mit meinen Vorgesetzten dann auch gleich umgesetzt.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Wien ist ein wunderbarer Ort und als Kultur- und Konferenzstadt weltweit führend. Das bedingt eine hohe Dichte an Hotels, viele davon sind Anbieter im gleichen Segment wie wir. Wir alle suchen exzellente Mitarbeiter, aber niemals würden wir jemanden aktiv abwerben. Und gute Karrierechancen bei Accor sorgen dafür, dass gute Mitarbeiter der Marke die Treue halten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir bieten ein 5 Sterne-Service in einem 4-Sterne Hotel! Wir legen größten Wert darauf, dass wir die Wünsche unserer Gäste erfüllen und verbringen viel Zeit mit Verbesserungen um den zukünftigen Anforderungen der Hotellerie gerecht zu werden. Eine Stärke sehe ich auch darin, dass wir jeden neuen Mitarbeiter einen Paten zu Seite stellen, welcher für Fragen und Antworten zu Verfügung steht. Dies dient nicht nur dazu, dass der neue Mitarbeiter sich sehr schnell in den Hotelalltag und seiner damit verbundenen Aufgaben integriert, sondern auch dazu, dass er sich wohl fühlt. Für mich sind meine Mitarbeiter die wichtigsten Kunden, denn durch zufriedene Mitarbeiter gibt es zufriedene Gäste!
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin in der glücklichen Lage, dass meine Ehefrau aus der gleichen Branche kommt. Daher gibt es großes Verständnis, wenn ich manchmal sehr viele Stunden für meinen Job aufbringe. Andererseits muss es auch Zeiten geben, wo ich nur einen halben Tag im Hotel verbringe. Allgemein betrachtet, versuche ich eine Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man sich für unsere Branche entscheidet, sollte man sich über zwei wesentliche Punkte im Klaren sein: Der eine Punkt ist, dass wir zu Zeiten arbeiten, wo andere Freizeit haben. Der zweite Punkt ist, dass Jobs in der Hotellerie mit ihren vielfältigen Anforderungen an Persönlichkeit und Fähigkeiten nicht für alle Bewerber attraktiv genug ist. Steht man diesen Faktoren positiv gegenüber, dann sollte man neben Hausverstand noch Freundlichkeit mitbringen. EDV-Kenntnisse und gute Fremdsprachenkenntnisse sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Meiner Ansicht nach kann man die Fertigkeiten erlernen, Fähigkeiten jedoch sollte man mitbringen. Im Dienstleistungsbereich ist es wichtig, Wünsche von Kunden gerne zu erfüllen und dass man das mit Würde macht. Die Zukunft der Hotellerie sehe ich mit großen Veränderungen, so zum Beispiel gibt es bereits einige Hotels welche die Mitarbeiteranzahl am Gast reduzieren, d.h. es gibt keine klassische Rezeption, wo der Gast betreut werden kann, sondern einen Computer, wo der Gast einchecken kann. In der gehobenen Hotellerie wird dies meiner Ansicht nach nicht funktionieren. Hier sehe ich die Zukunft in der Differenzierung der Ausstattung und im Service. Wir fühlen, dass die Gäste immer mehr Wert auf Lokalkolorit legen und dies nicht nur in der jeweiligen Stadt, sondern auch im betreffenden Hotel. Somit wird in Zukunft neben dem persönlichen Service noch mehr auf die Ausstattung bzw. das Design des Hotels Wert gelegt. Der Unterschied ist, was zählt - und diesem Aspekt gilt es Rechnung zu tragen.