Zum Erfolg von Klaus Hense
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg zeigt sich für mich darin, eine Vision zu verfolgen und diese täglich ein wenig mehr Realität werden zu lassen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Abgesehen von einigen Rückschlägen, komme ich dieser Vision sehr nahe. Wir entwickeln uns in die richtige Richtung, manchmal langsam, dann wieder schneller. Ich sehe mich als erfolgreich, weil ich es schaffe, gemeinsam mit meinen Mitarbeitern dem Idealzustand des Unternehmens näher zu kommen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin der Überzeugung, dass Geduld und Einfühlungsvermögen für eine Führungspersönlichkeit notwendig sind. Die sogenannte „Bauernschläue“ ist meiner Ansicht nach wichtiger als die Fachkompetenz. Ich versuche Mitarbeiter dazu zu bringen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und zu verfolgen. Wenn Sie diese Ideen verinnerlicht haben, dann arbeiten sie auch daran, diese zu erreichen. Eine Führungskraft sollte sich primär um den strategischen Bereich kümmern, denn, wenn man es schafft, dass die Mitarbeiter eine Vision verinnerlichen, dann passiert dies auch operativ. Der Gedanke dahinter ist den einzelnen Mitarbeiter keine Vorgaben zu geben, sondern darauf zu vertrauen, dass sie selbst wissen, wohin sie müssen, auf welchem Weg ist dabei gleichgültig. In den operativen Bereich mische ich mich nicht ein, außer es gilt sogenannte „Feuerwehraktionen“ zu starten.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Während meines Universitätsstudiums lernte ich Herrn Professor Ernst Gratz kennen, welcher für mich wegen seiner sehr hohen Problemlösungskompetenz ein Vorbild war.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unsere Branche präsentiert sich den Kunden sehr unübersichtlich. Die fachliche Thematik tritt etwas in den Hintergrund, weil es keinen direkten Mitbewerber gibt und jedes Unternehmen versucht, Randthemen der Mess- und Regeltechnik publik zu machen, um größere Bedeutung am Markt zu erhalten. Die Produkte unseres Metiers sind nicht vergleichbar und führen beim Kunden zur Verwirrung.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich praktiziere den kooperativen Führungsstil und machte damit die besten Erfahrungen.
Es entspricht nicht meinem Naturell, dass ich in einer Diskussion immer Recht habe. Für mich ist es extrem wichtig, dass die beste Lösung im Vordergrund steht. Wenn diese optimale Lösung von den Mitarbeitern stammt, dann ist auch eine hohe Identifikation mit der Aufgabenstellung gewährleistet.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
JUMO hat es geschafft, eine Nische zu suchen und eine sehr gute Marktpräsenz zu erreichen. Es gibt mehrere Mitbewerber, welche zigmal größer sind und einen riesigen Bauchladen anbieten, jedoch nicht so beweglich wie wir sind. Ich behaupte, wir sind groß genug um Kundenwünsche zu erfüllen, aber auch klein genug um rasch und flexibel zu reagieren.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind ein Familienunternehmen, welches zwar international agiert, aber dennoch sehr kurze Entscheidungswege nutzt. Wir sind dezentral aufgestellt und hier in Wien haben wir ein sehr großes Entscheidungsportfolio und können ohne langfristige Rücksprachen mit der Konzernzentrale sehr rasch auf die speziellen Erfordernisse des Marktes reagieren.
Wenn uns heute ein Kunde kontaktiert und wir sind der Überzeugung, dass es Sinn macht, auch etwas Neues in Angriff zu nehmen, dann machen wir es auch.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Man benötigt die nötige Distanz zu beiden Bereichen. Dies bedeutet, dass ich zwischen Beruf- und Privatleben eine Trennung vornehme. Wenn ich im Unternehmen bin, konzentriere ich mich auf meine Aufgaben. Wenn ich das Unternehmen verlasse, dann beginnt mein Privatleben. Ich habe es mir angewöhnt, das Firmenhandy im Urlaub nicht zu benutzen. Abschließend möchte ich festhalten, dass die strikte Trennung zwischen Beruf und Privatleben für meine Karriere keinen Nachteil brachte.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Vielleicht kann man die Zeit dafür messen; ich tue es aber nicht. Denn es stellt sich sofort die Frage, was ist eigentlich Fortbildung? Wenn man „Dr. Google“ aufruft um etwas zu suchen – ist dies Fortbildung oder zählt für die Fortbildung das Studium einer Fachzeitschrift? Es gibt meiner Ansicht nach, verschiedenste Aktivitäten, die der Eine oder Andere als Fortbildung tituliert. Ich bin der Ansicht, dass man es nicht messen kann, denn im Alltagsgeschäft wird man mit verschiedensten Themen konfrontiert, wobei die Lösung nicht auf mangelnde Kompetenz zurückzuführen ist, sondern auf technische Neuerungen, welche in einem rasanten Tempo voranschreiten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Für den Nachwuchs in unserem Metier gibt es eine Reihe von schulischen Ausbildungsmöglichkeiten, wobei es nicht die Regel ist, auf umfangreiches Wissen im Bereich der Regel- und Messtechnik zu verweisen. So zum Beispiel ist es möglich, auch aus dem Bereich der Elektrotechnik in unsere Branche zu wechseln. Auch das Thema Chemie wird künftig noch mehr in unserem Metier gefragt sein, als bisher. Jedenfalls benötigt man eine technische naturwissenschaftliche Ausbildung und sollte neugierig sein.
Festhalten möchte ich, dass es nicht unbedingt notwendig ist, eine universitäre Ausbildung zu absolvieren. Einer meiner besten Mitarbeiter hat bei uns die Lehre als Mechatroniker absolviert. Wichtig ist, dass neben der schulischen bzw. universitären Ausbildung bereits Erfahrungen in der Praxis gesammelt werden. Zurzeit ist es äußerst schwierig, gutes Personal zu finden, denn Selbstmotivation und Eigenverantwortlichkeit ist nicht für jeden Menschen eine Selbstverständlichkeit. Ich bin der Meinung, dass das Berufsbild des Mess- und Regeltechnikers sich erweitern wird. Es werden zum Teil neue Berufsbilder entstehen und die Thematik wird auch andere technische Bereiche betreffen, wobei wir jetzt noch nicht wissen, in welche Bereiche sich unser Metier entwickeln wird. Somit kann man die Zukunftsaussichten bei den Mess- und Regeltechnikern als sehr gut bezeichnen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ein wichtiger Aspekt unserer Vision ist es, für unsere Muttergesellschaft eine „gute Tochter“ zu sein und unseren Kunden weiterhin hohe Kompetenz in unserem Fachgebiet anzubieten.