Zum Erfolg von Michael Kraus
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In meinem Metier zeigt sich der Erfolg durch die Lösung eines Problems, das der Betroffene noch nicht erkannt hat. Der monetäre Bereich steht dabei für mich nicht im Vordergrund, sondern primär das Interesse an der speziellen Problemlösung. Als Familienmensch sehe ich den Erfolg nicht nur darin, ein für mich befriedigendes Leben geführt, sondern auch den Nachkommen etwas für die Sicherheit im Leben hinterlassen zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Am Beginn meiner beruflichen Karriere gelang es mir sehr rasch hohe Führungspositionen bei der Chase Manhattan Bank zu bekleiden. Es kam allerdings der Punkt, wo ich auf Grund meines jungen Alters die nächsthöhere Führungsposition nicht mehr erreichen konnte. Somit tat ich den Schritt in die Selbständigkeit und richtete meinen beruflichen Fokus verstärkt in die Immobilienwelt, die mich nach wie vor noch sehr interessiert.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin der Ansicht, dass es notwendig ist, sich in die Position des Anderen zu versetzen und versuche, das erkannte Problem aufzuzeigen. Die Bereitschaft „aktiv zuzuhören“ und dabei die richtigen Fragen zu stellen, erachte ich als wesentlich. Entscheidend war für mich auch immer, das wichtige vom unwichtigen unterscheiden zu können. Dazu bedarf es einiger Erfahrung und auch Selbstdisziplin, um eine etwaige Voreingenommenheit nicht aufkommen zu lassen. Und vor allem, ohne Empathie wird man selten zum Erfolg kommen, speziell in Branchen, wo man es mit Menschen zu tun hat. Aus meiner langjährigen Tätigkeit als Tutor an der TU Wien und Mentor der FH Wien habe ich gelernt, wie wichtig es ist, mit jungen Leuten engen Kontakt zu halten.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Eindeutig die Originalität. Ich sehe mich als Pionier und irgendwann wird es mit dem Althergebrachten ein wenig langweilig. Die Herausforderung sehe ich darin, Neues in Angriff zu nehmen. Die meisten Partnerschaften basierten auf neuen Ideen und faszinierten mich, wobei ich erst im zweiten Schritt prüfe, ob es wirtschaftlich Sinn macht.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es hat immer wieder Persönlichkeiten gegeben, die mich sehr beeindruckt haben, besonders am Beginn meiner Karriere. Besonders wichtig war für mich mein damaliger Chef bei der Chase Manhattan Deutschland, Dr. Sieghardt Rometsch, später Vorstandsvorsitzender von HSBC Trinkaus Burkhardt, mit dem ich bis heute freundschaftlich verbunden bin. Es gab immer wieder positive als auch negative Vorbilder. Ich lernte viel von hochintelligenten Mitstreitern und Vorgesetzten, von denen manche auch schwere Fehler gemacht haben, meistens bei der falschen Mitarbeiterauswahl.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für mich zählt neben der Erfüllung des Anforderungsprofiles der „unternehmerische Geist“, d.h. wenn er oder sie bereit ist, mit Leib und Seele unternehmerisch zu denken und zu handeln, dann steht einer Anstellung nichts im Wege. Die Bereitschaft über den eigenen Tellerrand zu blicken, erachte ich als ebenso wichtig, wie Wille zur persönlichen Weiterentwicklung. Im betreffenden Aufgabengebiet sollte der Mitarbeiter nach geraumer Zeit in der Lage sein, selbständig zu handeln. Dieses sogenannte „Mitdenken“ und die Bereitschaft „Mitverantwortung“ zu tragen, erachte ich als wichtige Auswahlkriterien.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Viele Führungspersönlichkeiten machen den Fehler, dass sie ihr Augenmerk zu wenig auf die Motivation der Mitarbeiter richten. Wenn ein Unternehmensziel angepeilt wird, sollte auch der Mitarbeiter in der Lage sein, seinen Beitrag zu leisten. Die Führungsperson möchte so rasch wie möglich zum Ziel kommen und nun stellt sich die Frage, wie man es schafft, dass der oder die Mitarbeiter/in vielleicht einmal länger im Büro bleibt, um rascher vorwärts zu kommen. Dabei tendiert der Unternehmer oft dazu, nicht auf die jeweiligen Bedürfnisse des Mitarbeiters zu achten. Somit sollte die Führungskraft sowohl das Unternehmensziel nicht aus den Augen verlieren, aber auch die sozialen Merkmale des Mitarbeiters kennen. Motivation kann nur dann etwas bewirken, wenn es gelingt, den Mitarbeiter aus „seiner Welt“ abzuholen und ihn zum Ziel zu begleiten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Mein Bestreben war immer, kein großes Unternehmen zu haben, sondern klein und überschaubar zu bleiben und die so wertvolle Tradition eines Familienbetriebes aufrechtzuerhalten. Dabei legte ich größten Wert darauf, sehr gute Mitarbeiter zu finden und diese auch zu halten. Die Erfahrung zeigt, dass die Auswahl der „richtigen Mitarbeiter“ ein entscheidender Faktor für den unternehmerischen Erfolg darstellt. Eine weitere Stärke sehe ich darin, dass wir auf die jeweilige Marktsituation rasch reagieren können. Die Donau-Finanz unterhält Tochterunternehmen und Beteiligungen in der Immobilienentwicklung, Beratung und Verwaltung, im Tourismus-Consulting Bereich, in der Hotelentwicklung und Hotelführung, der Umweltberatung und in der Abfallwirtschaft. Darüber hinaus besitzen wir große Erfahrung in der Betreuung und nachhaltigen Bewirtschaftung von Einzelhandelsimmobilien, wie z.B. Einkaufszentren, aber auch Hotel- und Freizeitprojekten. Im Laufe der Jahre haben wir eine Vielzahl von Büroimmobilien, Einkaufszentren und Freizeitimmobilien im In- und Ausland entwickelt, (TownTown, Shopping-Center Nord, Meiselmarkt und Columbus Center in Wien, Landhausboulevard in St. Pölten und Passage City Center in Linz) verwaltet und restrukturiert und dadurch besondere Kompetenz in den Bereichen Centermanagement und Immobilienmanagement erlangt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin der Ansicht, dass gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz notwendig sind, um die Herausforderungen im beruflichen Alltag zu bewältigen. Ich habe das Glück, dass meine Ehefrau ihr Unternehmen erfolgreich führt und somit ihren eigenen Aufgabenbereich hat. Wenn der Partner ebenfalls mit beruflichen Herausforderungen konfrontiert ist, bringt es die Situation mit sich, dass ein harmonisches Privatleben nur dann funktioniert, wenn gegenseitiges Verständnis für den Job des Anderen vorhanden ist.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Um in der Immobilienbranche eine erfolgreiche Karriere in Angriff zu nehmen, sollte man sich im Vorfeld über die Vielfalt von Berufen in dieser Branche eingehend informieren. Ein Beispiel dazu: Wenn man in der Hotelwelt ein Spezialist werden möchte, bedarf es anderer Kenntnisse als bei der Entwicklung von Bürobauten. Erfahrungen zu sammeln, egal ob in Hausverwaltungen, im Maklerbereich oder Projektentwicklung schadet nie. Dem interessierten Nachwuchs würde ich empfehlen, vorerst im Bereich der Immobilienverwaltungen zu beginnen, wo man lernt sowohl mit den Mietern und den Eigentürmern zu kommunizieren. Die höchste Disziplin der Immobilienwirtschaft sehe ich im Bereich Development. In diesem Segment wird häufig der Fehler begangen, dass die Betroffenen nicht sehen, ob die Projektentwicklung den Vorstellungen der Zielgruppe entsprechen. Es macht keinen Sinn, die besten Ideen zu haben, wenn die Markterfordernisse nicht danach verlangen. Zu den schulischen Ausbildungen möchte ich festhalten, dass es zahlreiche Institutionen gibt (Universitäten und Fachhochschulen), welche die Immobilienbranche den Schülern bzw. Studenten näherbringen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich befinde mich in einem Alter, wo andere den Ruhestand genießen. Meine Tochter, Frau Mag. Katharina Kraus arbeitet bereits im Unternehmen mit und ich richte mein Hauptaugenmerk auf eine Übergabe des Unternehmens und auf den Ausbau unserer Projektentwicklungen im Mittleren Osten und Subsahara Afrika.