Zur Karriere von Virginia Franz
Wie war Ihr Werdegang?
Vom Kindergarten bis zur Matura war ich im Lycée. Dann fing ich an, Handelswissenschaft und Übersetzer zu studieren. Neben dem Studium eröffnete ich ein Lokal, um mir mein Studium zu finanzieren. Es war mehr ein Jugendtreff als ein Lokal. Jedoch rückte das Studium durch die viele Arbeit immer mehr in den Hintergrund. Ich beendete das Übersetzerstudium und brach das Handelswissenschaftsstudium ab. Da ich nicht mehr in der Nacht arbeiten wollte, arbeitete ich zwei Jahre lang in einem belgischen Chemiekonzern als Chefsekretärin und später auch als Exportreferentin. Ich dachte mir damals, daß ich ohne akademischen Titel im Leben nicht weiterkommen würde, was mir auch in der Firma deutlich gesagt wurde, und begann erneut zu studieren. Danach arbeitete ich neben dem Studium in der UNO-City bei der Atombehörde bzw. auch bei der UNIDO. Mit 26 Jahren beschloß ich das Studium nicht abzuschließen und begab mich auf Jobsuche. Das war sehr schwierig, da ich für die meisten Jobs überqualifiziert war (wurde mir des öfteren gesagt), obwohl ich nicht einmal ein fertiges Studium habe. Ich spreche aber drei Sprachen. So bekam ich permanent Absagen, das war für mich, aus dem Lycée kommend, absolut stupide. Denn im Lycée wird man so erzogen, daß man, wenn man selbst genug leistet, auch weiterkommt, und nicht, nur weil man kein Akademiker ist, ein Nichts ist - Lebenserfahrung, ohne Titel, gilt in Österreich nicht viel. Ich kam zur Personalberatung. Anfangs war ich an der Rezeption (Empfang und Sekretärin) und später habe ich den Bereich Secretary Search aufgebaut. Viele Manager sind zufrieden mit ihren Sekretärinnen und wollen nicht unbedingt eine neue. Die Firma hat mir alles zur Verfügung gestellt, was ich brauchte, und sechs Jahre lang war Secretary Search in Österreich marktführend. Es gab nichts Ähnliches, später kamen dann die Firmen Take it und Phoenix dazu. Nach weiteren sechs Jahren war ich geschäftsführende Gesellschafterin - also kann man sehr wohl ohne akademischen Titel etwas werden. Es war für mich einfach, etwas aufzubauen, denn ich war praktisch selbständig - jedoch ohne dem Risiko des Selbständigen. Ich habe auch eine Filiale in Graz aufgebaut und 1994 war ich mit meiner Tochter schwanger und fragte mich, was ich weiter machen sollte. Die Firma bot mir einen Heimarbeitsplatz an. Eine Woche nach der Geburt war ich schon wieder im Büro. In meiner Tätigkeit als Personalberaterin hatte ich es vorwiegend mit Frauen zu tun. So entstand das Konzept rund um Kindercompany. Im März 1995 habe ich bei der Personalberatung gekündigt und meine Anteile verkauft. Da war meine Tochter ein halbes Jahr alt. Danach wagte ich mich in das Abenteuer Kindercompany. Natürlich haben wir am Anfang mit wahnsinnigen Vorurteilen gekämpft. Ich habe das mit einem Freund aufgebaut und unser Glück waren die Landtags- und Nationalratswahlen. Es wurde die Karenz gekürzt und somit hat die Kindercompany viel mehr Akzeptanz gefunden. Durch die Personalberatung hatte ich tolle Kontakte zur Wirtschaft, es waren sehr viel Großkunden darunter wie Coca Cola, Philips und andere. Wir haben den ersten Kindergarten selbst finanziert, um zu zeigen, wie es geht. Wir wollten Betrieben zeigen, welche Vorteile sie durch einen betriebsnahen Kindergarten haben. Also gründeten wir im April 1996 einen gemeinnützigen Verein und bekamen dann von Eltern interessante Vorschläge. Im September 1996 gründeten wir noch zwei Kindergärten. Dieses Jahr haben wir einen betriebsnahen Kindergarten für die Raiffeisenbank eröffnet, und heute sagt sogar die Gemeinde, daß wir etwas Tolles machen, und läßt uns weitermachen.