Zum Erfolg von Susanne Binder
Was ist für Sie Erfolg?
Mit seinem Aufgabenbereich zufrieden und mit sich selbst und der Umwelt im reinen zu sein.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, ich habe eine Spitzenposition in der Medizin erreicht und war 1974 die erste operierende Augenärztin Österreichs. Heute sind bereits 50 Prozent Frauen und ich bemühe mich auch weiterhin, Frauen zu unterstützen.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
An der Klinik wollten mich - männliche - Kollegen verhindern und mich inaktivieren. Diese Gegenmaßnahmen bewirkten bei mir einen Energieschub, ich habe aus dem Widerstand Kraft mobilisiert (jetzt erst recht). Wichtig waren auch meine Auslandsaufenthalte, die dazu beitrugen, in Österreich anerkannt zu werden. Ich habe auch gelernt, als Frau autark und unabhängig zu sein.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ja, ich gelte als zielstrebig, fleißig und ehrgeizig - war aber auch bereit, drei Mal soviel einzusetzen als andere.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Aufgrund der Konkurrenz - besonders einer Frau gegenüber - habe ich mir profundes Fachwissen angeeignet, bin fleißig, ehrgeizig und zielstrebig. In den USA habe ich gelernt focused und mehr (zwölf Stunden sieben Tage die Woche) zu arbeiten. Wenn man etwas will, muß man bereit sein, einen Deal zu machen und etwas anderes dafür zu geben. Bei mir war es meine Ehe, die schließlich geschiden wurde. Im Aufbau von Netzwerken bin ich nicht sehr gut, war immer eher isoliert.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Ich versuche die Abteilung auf den neuesten Stand zu bringen, will für das Haus etwas tun - sowohl im Bereich der wissenschaftlichen Forschung als auch bei der Qualitätssicherung.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Ja, mein Vater war Arzt, die klinische Karriere war aber nicht vorgegeben.Welche Rolle spielt die Familie? Bis zur Dozentur wollte meine gesamte Familie nicht, daß ich mich so engagiere, versuchte mich zu verhindern und war gegen meine Auslandsreisen. Mein Mann (Primarius Binder von Maria Theresienschlössl) war schon erfolgreicher Arzt, und es herrschte die Meinung, daß eine Karriere in der Familie genüge - natürlich die des Mannes. Ich fühlte mich nie gut genug, immer schuldig, mir den Luxus eines interessanten Berufes zu leisten und mußte immer und überall mein Bestes leisten. Heute werde ich von meinem neuen Partner unterstützt und mein Sohn ist stolz auf mich.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Nach menschlichen Qualitäten, Ehrlichkeit, Verläßlichkeit und Interesse an der Aufgabe ebenso, wie nach fachlicher Vorbildung.
Kennen Sie Niederlagen?
Nach 20 Klinikjahren braucht man schon Nehmerqualitäten, darf nicht über alles, was einem in den Weg gelegt wird, weinen. Man wird hart, baut einen Schutzmantel auf und läßt nichts mehr an sich herankommen. Trauerarbeit wird im stillen Kämmerlein verrichtet. Das muß man lernen, um zu überleben.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Managen heißt, mit halben Lösungen leben zu können - wenn man daran zerbricht, ist man am falschen Platz. Ich habe ein gutes Konzept und weiß, wo ich hin möchte.
Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus Freude am Beruf. Menschen das Sehen wiederzugeben ist eine wunderbare, befriedigende Aufgabe. Ich kann durchsetzen, ein glückliches Leben zu haben, kann meine Umwelt so gestalten, daß es mir gut geht und sehe alle Dinge eher im positiven Licht. Raunzen schätze ich nicht.
Ihre Ziele?
Ein schönes Leben zu führen. Im Laufe des Lebens ändern sich die Ziele. Meine beruflichen Ziele habe ich erreicht, fühle mich wohl und will nicht höher hinaus als ich mir selbst zutraue.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Jetzt ja, bin auf meinem Gebiet international anerkannt und in Österreich die Nummer Eins, komme unter Kollegen gut zurecht - wir haben ein gutes Klima, bin im Landessanitätsrat, der Ethikkommission und habe in meiner Ordination viele Patienten.
Ihr Lebensmotto?
Ich suche Harmonie, versuche mit mir selbst ins reine zu kommen und gestalte mein Leben selbst. Wenn ich mich nicht selbst glücklich mache, macht das auch kein anderer für mich.
Ihr Erfolgsrezept?
Sich nicht treiben zu lassen, für sich selbst ein Konzept zu haben - dafür muß man auch etwas tun und manches zurückstecken.
Haben Sie Vorbilder?
Mir fehlte immer eine Frau als Vorbild, damals legte ich männliches Verhalten an den Tag - jetzt habe ich mich wieder zurückbesonnen.
Anmerkung zum Erfolg?
Man sollte nie seine Persönlichkeit verraten. Das fällt zwar bei all den Widerständen an einer Klinik schwer, aber ich war am erfolgreichsten, wenn ich die Dinge - ohne zu taktieren - klarstellte. Dazu muß man gut einstecken können.
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Genau überlegen, welchen Fachbereich man anstrebt, sich ein gutes eigenes Konzept zurechtlegen und auch flexibel genug sein, sein Konzept zu ändern, wenn es nichts taugt. Erfolg muß man sich selbst machen.