Zum Erfolg von Leopold Holzinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mein Zugang zum Berufsleben war und ist davon geprägt, daß ich so weit wie möglich versuche, gemachte Zusagen auch einzuhalten. Wenn ich meine beruflichen Ziele mit Fairneß und Anstand erreiche, sehe ich das als Erfolg. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Als ich 1965 bei der nunmehrigen Express-Interfracht begann, fragte niemand nach einem Titel oder einer Hochschulausbildung. Ich wurde gefragt: Kannst du rechnen, kannst du gut mit Leuten umgehen?, und dann wurde mir ein bestimmtes Aufgabengebiet übertragen. Ich war immer wißbegierig und habe in jeder Position mein Bestes gegeben. Das fiel auch den Vorgesetzten auf, und so konnte ich über die Jahre im Unternehmen vom kleinen Angestellten bis zum Vizedirektor mit Prokura aufsteigen. Für mich stand immer die Zufriedenheit des Kunden an erster Stelle - und wenn er für eine Besprechung nur am Samstag Zeit hat, dann werde ich auch am Samstag für ihn da sein.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Durch meinen beruflichen Werdegang bin ich ein Mann der Praxis. Ich suche bei Problemlösungen keinen wissenschaftlichen Zugang, sondern verlasse mich auf meine praktischen Erfahrungen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Unser heutiger Geschäftsführer, mit dem ich seit über 40 Jahren im Unternehmen zusammenarbeite, hat mir stets vertraut. Ohne dieses Vertrauen, auch bei der Besetzung neuer Positionen, wäre meine Karriere vielleicht anders verlaufen. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Das Geschäftsleben ist schnellebiger geworden, man hat gar nicht mehr die Zeit, sich um Kunden so intensiv zu kümmern wie noch in meinen Anfangsjahren. Auch Begriffe und Werte wie Handschlagqualität verlieren immer mehr an Bedeutung. Doch das ist der Wandel der Zeit, und ich möchte den jungen Managern auch keinen Vorwurf machen, denn sie haben es so gelernt und stehen unter großem Druck. Ich hatte noch Zeit, mich in der Firma zu entwickeln und alles kennenzulernen. Heute wird vom Start weg volle Power verlangt, sonst ist man gleich weg vom Fenster. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ein guter Mitarbeiter bringt am besten folgende Eigenschaften mit: Verläßlichkeit, guter Umgang mit Kunden, Einsatzbereitschaft und eine hohe Frustrationsschwelle. Denn als Spediteur ist man im Falle von Problemen der Ansprechpartner und die Klagemauer des Kunden, auch wenn der Fehler nicht in unserem Bereich liegt. In der Frachtabwicklung mache ich immer wieder die Erfahrung, daß Frauen besser geeignet sind. Sie sind genauer, hartnäckiger im Aufspüren von Fehlern und können oft mit Menschen besser umgehen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn ich in unserem Garten in der Erde herumgraben und mich den Pflanzen widmen kann, schalte ich vollkommen ab. Sonst ist es eher schwierig, den Beruf und das Geschäft ganz auszublenden. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die Anforderungen an junge Berufseinsteiger haben sich in den letzten Jahren stark geändert. Viele Klein- und Mittelbetriebe werden von Konzernen aufgekauft, und wer heute in einem Großkonzern Karriere machen will, kommt um eine höhere Ausbildung nicht herum.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte noch bis ca. 2010 im Unternehmen aktiv bleiben und in dieser Zeit meine Nachfolger aufbauen, damit ich dann beruhigt in den Ruhestand treten kann.