Zum Erfolg von Wolfgang Windbrechinger
Was ist für Sie Erfolg?
Einen Auftrag möglichst positiv für alle Beteiligten zu Ende zu bringen. Nicht Geld, sondern Zufriedenheit ist für mich der Maßstab. Erfolg ist aber ein Zufallsprodukt.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Nein, mein Endziel habe ich trotz ungeheurem Einsatz in den wichtigsten Punkten nicht erreicht. Für mich sind Hochhäuser und Glaspaläste nicht vertretbar. Ich reite auch nicht auf der Erfolgswelle von Wachstums und Rendite. Ich sehe das als keine glückliche Entwicklung.
Ihre Ziele?
Alle Bauten auf minimalen Energieeinsatz abzustimmen, Energie ist à la longue das kritischste Problem.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Beim Garagenprojekt in Grinzing habe ich den Auftrag zugunsten eines natürlichen Biotops nach Gesprächen mit Anrainern abgelehnt. Ich verzichtete lieber auf mein Honorar anstatt dieses Biotop einer Garage zu opfern.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ich werde als hilfsbereiter Mensch gesehen, man hat mich gern, aber ich gelte nicht als besonders erfolgreich.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Bei Wettbewerben war ich immer risikobereit. Intensive Bildung, nicht nur architektonisch. Ich beziehe auch die Umwelt mit ein. Die Fähigkeit zur Menschenführung, rhetorische Schulung. Demokratische Entscheidungen bei Bauten - mein Leitspruch: Architektur muß den Menschen dienen, nicht den Mächten, die sie zu beherrschen drohen. Daher würde ich auch nie ein Gefangenenhaus bauen wollen - das geht mir gegen den Strich. Architektur war immer Manifestation der Macht (Paläste, Kirchen). Das ist für mich Demonstration der Macht auf Kosten der Armen. Wer sich dieser Macht unterwirft, kann aber durchaus erfolgreich werden. Man sollte sich aber selbst nie als zu erfolgreich sehen.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Nein, eigentlich wollte ich Chemiker werden und habe während meiner Schulzeit als Laborant gearbeitet. Nach dem Krieg war alles kaputt, Architekt war ein gefragter Beruf, das Studium ging schnell, daher.....
Welche Rolle spielen Familie und Mitarbeiter?
Die Zusammenarbeit mit meiner Frau ist sehr gut. Mitarbeiter muß man vor allem als Menschen behandeln.
Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein und wie motivieren Sie diese?
Rein aus dem Bauch, anhand eines Gespräches sehe ich, ob wir zusammenpassen - die Mappe interessiert mich eigentlich nicht. Mitarbeiter müssen das Gefühl haben, nicht nur Befehlsempfänger zu sein. Ich beziehe sie mit ein und sie sollen auch eigene Ideen miteinbringen können.
Kennen Sie Niederlagen?
Wenn man zu sehr vertraut, wird das Vertrauen fallweise mißbraucht. Mir ist das passiert und ich habe dabei viel Geld verloren. Eine Niederlage ist auch, wenn man zu sehr nachgibt und das Endprodukt weit entfernt vom eigentlichen Entwurf ist.
Wie gehen Sie damit um?
Das Produkt nie mehr ansehen und keinem sagen, daß man der Architekt war.
Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Durch meine überstandenen Lebensabschnitte - schon als Kind mußte ich mithelfen und Geld verdienen, im Krieg wurde ich in den vier Jahren bei den Gebirgsjägern sechs Mal verwundet - allein das überstanden zu haben gibt mir Kraft.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Ich habe zahlreiche Preise gewonnen, darunter Staatspreise für Architektur.
Ihr Lebensmotto?
Als Freimaurer ist mir alles Leben heilig - auch wenn man es - wie z.B. bei Tieren - gewaltsam beendet, so muß man zumindest ihr Leben bis dahin lebenswert gestalten. Deshalb habe ich auch Aufträge zu solchen Saurierbauten wie Großschlachhöfe, immer abgelehnt. Ein Vortrag von mir, in dem ich sagte, daß ein Architekt, der sich für Bauten zur Massentierhaltung hergibt, seinen Beruf aufgeben sollte, war ein Eklat.
Haben Sie Vorbilder?
Rupert Riedl oder Konrad Lorenz.
Anmerkung zum Erfolg?
Nicht alles, was man baut ist Architektur. Architektur sind die Diamanten unter den Bauten (Sakrale Bauten, Monumente).
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Einflußreiche, finanzkräftige Menschen kennenlernen und sie überzeugen. An Wettbewerben teilnehmen - trotz großem Risiko.