Zum Erfolg von Karl Bednarik
Was ist für Sie Erfolg? Wenn ich über etwas berichte und meine Stellungnahme beachtet wird. Erfolg ist auch, wenn ich etwas Kreatives schaffe und mit den Einnahmen meine Familie erhalten kann. Auch der Zusammenhalt der Familie zu wahren, ist Erfolg.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ich hätte mir mehr Erfolg gewünscht. Jörg Mauthe schrieb über mich, daß ich sehr vielseitig kreativ bin, mich aber nicht managen kann.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine erfolgreichste Entscheidung war meine Heirat 1940. Meine Frau war mir immer Geliebte, Lebensgefährtin und Partnerin. Frei entschieden haben wir uns auch für unsere fünf Kinder. Wichtig war auch, daß ich von den Angeboten der Verleger, Herausgeber und Auftraggeber die richtigen auswählte.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Daß ich nicht allzu kontaktscheu war. Ich habe mir dadurch zwar Gegner zugezogen, aber vor allem Freunde gewonnen. Um im Leben zu bestehen, braucht man Intelligenz, aber nur zehn Prozent leistet die Intelligenz, der Rest ist Fleiß. Ich war immer fleißig und war nie bereit aufzugeben.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Daß ich nicht ein Leben lang Buchdrucker bleibe, war mir schon in meiner Jugend klar, obwohl der Beruf damals gut bezahlt war. Ich wollte vom Malen und Schreiben leben, konnte aber zeitweise meine Familie nicht davon ernähren.Welche Rolle spielt die Familie? Eine sehr große. Die psychische Unterstützung der Menschen, die man liebt, baut auf. Meine Frau war immer die erste Kritikerin meiner Arbeiten. Sie kaufte mir, als sie 1939 aus England zu mir zurückkam, meine erste Schreibmaschine, lehrte mich das Zehnfingersystem und schrieb bis ins PC-Zeitalter alle meine Texte ins Reine. Auch an den Mosaiken haben sie und die Kinder entscheidend mitgearbeitet.
Kennen Sie Niederlagen?
Natürlich. Am schwersten getroffen haben mich die Angriffe meiner sozialistischen Genossen aufgrund meines Buches Der junge Arbeiter. Ich litt darunter, daß ich so gründlich mißverstanden und als Arbeiterfeind bezeichnet wurde. Als dann noch die Arbeiterzeitung fast eine Seite aus meinem Buch positiv zitierte ohne meinen Namen zu nennen, und trotz Unterstützung hoher Funktionäre nicht bereit war, eine Berichtigung zu bringen, trat ich aus der SPÖ aus. Enttäuscht von den Sozialdemokraten war ich schon 1934 gewesen, als wir Jungen bereit waren, für die Demokratie zu kämpfen und sich die Spitzenfunktionäre zurückhielten oder ins Ausland flohen. Damals trat ich aus Protest mit vielen Genossen dem Kommunistischen Jugendverband bei und blieb mit ihnen im Widerstand gegen den Faschismus bis 1945, bin aber noch 1945 im Widerstand gegen die Sowjetunion ausgeschieden.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Aus der Natur. Wenn ich unter Zeitdruck nächtelang durchgearbeitet hatte, lief ich in einem Tag über die Rax oder den Schneeberg, atmete durch und entspannte mich.
Ihre Ziele?
Die Arbeit, die ich gerade mache, soll gut werden. Ich habe viele meiner Ziele nicht erreicht, so habe ich den vielleicht wichtigsten meiner Romane, den ich in jungen Jahren konzipiert habe, noch nicht abschließen können. Ich bin auch zu wenig gereist, bin nie nach New York und Moskau oder nach Tibet und Mexiko gekommen, wovon ich in der Jugend geträumt habe.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Ja, den oft unterschätzten Titel Professor oder das Verdienstzeichen. Mehr noch gilt mir die Zuneigung vieler befreundeter Menschen, die ich durch meine Arbeiten gewonnen habe. Im letztem Jahr kam ich in den ORF-Sendungen Visionen und Willkommen Österreich zu Wort und bekam Anrufe und Briefe. Das ist Anerkennung.
Ihr Lebensmotto?
Mich dem Schicksal nie willenlos zu ergeben. Es ist notwendig dem Schicksal die Stirn zu bieten, noch besser ist es, es in die eigene Hand zu nehmen.
Haben Sie Vorbilder?
In meiner Jugend waren es der rasende Reporter Egon Kisch und der abenteuerliche Schriftsteller Jack London. Ich wäre gern malend und schreibend durch die Welt gereist.
Anmerkung zum Erfolg?
1945 habe ich abgelehnt Zeichenlehrer zu werden. 1953 habe ich es bedauert, als ich wieder in Fabriken zurück mußte. Aber auch als Schweißer hat man Erfolgserlebnisse.
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Ratschläge sind sehr schwer zu geben. Suche dir ein Ziel und gib nie auf, es zu erreichen.