Zum Erfolg von Barbara Werl
Was ist für Sie persönlich Erfolg? Für mich ist Erfolg Zufriedenheit. Wenn die Ziele, die ich mir setze, egal ob privat oder betrieblich, erreicht werden, bin ich zufrieden und somit erfolgreich. Ich stecke mir meine Ziele kurzfristig, für mich ist es undenkbar ein langfristiges Ziel zu haben. Sie haben Kunstgeschichte studiert, da liegt ja Kreativität drinnen. Sehen Sie eine Verbindung zu Ihrer heutigen Tätigkeit? Die Kreativität in der Kunstgeschichte sehe ich nicht, weil die Kunstgeschichte ein Aufarbeiten von bestehenden Dingen darstellt, bei denen andere Leute kreativ waren. Für mich ist das interessanteste daran die Architektur und da vor allem die römische und griechische (Nebenfach Archäologie). Gibt es zu Ihrem Erfolg Feedback von Ihrem engsten Kreis? Von den Mitarbeitern. Wenn Mitarbeiter mir Arbeit freiwillig abnehmen, dann ist das Feedback genug. Was war für Ihren Erfolg als Frau ausschlaggebend? Ich habe bei der Betriebsübernahme Angst gehabt, als Frau nicht bestehen zu können, habe aber gewußt, daß es nicht meine Aufgabe sein kann, alles - auch das Handwerkliche - zu können. Meine Mitarbeiter haben das verstanden und haben gesehen, daß ich nicht von oben herab führen will.Haben Sie Ihre Tätigkeit angestrebt? Als junges Mädchen wollte ich immer Medizin studieren, um Landarzt zu werden. Sehen Sie sich selbst als erfolgreich und warum? Sicher nicht, weil die Entscheidung dieses Unternehmen zu führen, passiert ist. Ich habe den Betrieb nur deshalb von meinen Eltern übernommen, da ich nicht wollte, daß er in fremde Hände gelangt. Spielt die Familie beim Erfolg eine Rolle? Die Familie ist für den Erfolg unheimlich wichtig, weil man sich seine Vorbilder in dieser sucht. Meine Eltern haben es uns vorgelebt, wie das ist, wenn man trotz eines Betriebes auch noch ein Privatleben haben kann. Ich glaube auch, daß es für die Jugend wichtig ist, eine ordentliche Familie zu haben, denn ich sehe bei meinen jungen Mitarbeitern, daß sie in mir eine Bezugsperson finden und mir dann Dinge erzählen, die sie sonst niemandem anvertrauen können. Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Da gibt es kein Rezept, wir sind 20 Mitarbeiter und eigentlich eine große Familie. Ich bin für jeden Mitarbeiter da. Einer der Betriebsräte sagte bei meiner Betriebsübernahme zu mir: Es muß Ihnen klar sein, daß Sie als Chef immer mehr machen müssen als alle anderen. Ich habe mir damals gedacht, es sei eine Frechheit, sich so etwas schon am ersten Tag sagen lassen zu müssen. Aber er hatte recht. Nur so funktioniert es.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Das wichtigste ist, daß man - wie in einer Familie - alles bespricht, daß man sich erst mit den Aufgaben vertraut macht und dann an die Realisierung geht. Es ist nicht meine Aufgabe, alles besser zu können als die Mitarbeiter. Meine Aufgabe ist, daß alles reibungslos abläuft, Termine eingehalten und Probleme gelöst werden. Und dies alles unter Wahrung betriebswirtschaftlicher Gesichtspunkte. Welche Rolle spielt Anerkennung für Sie? Anerkennung ist wichtig. Wenn jemand sagt, er brauche Anerkennung nicht, lügt er. Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Das sind meine Sonntage, an welchen ich das Privatleben genieße. Ab und zu gehe ich in den Musikverein oder in die Staatsoper, um klassische Musik zu hören.Haben Sie eine Lebensphilosophie oder ein Vorbild? Man sagt mir nach, daß ich niemandem weh tun möchte. Das ist sicher richtig, obwohl ich im Laufe der Zeit gelernt habe, daß ich auch manchmal jemandem weh tun muß, daß ich auch unpopuläre Entscheidungen treffen muß, die meine Mitarbeiter kränken. Trotzdem versuche ich dies nicht zu tun. Eine Mitarbeiterin hat einmal gesagt: Unsere Chefin ist eine Mutter Theresa. Diese Aussage ist vielleicht auch signifikant für unser Betriebsklima.Welchen Ratschlag für Erfolg würden Sie gern an die nächste Generation weitergeben? Mit Disziplin schafft man viel und man wird auch zufriedener dadurch.