Zum Erfolg von Karl Fiegl
Was ist für Sie persönlicher Erfolg? Das ist eine etwas schwierige Frage, weil ich in 44 Jahren Berufstätigkeit Erfolg nie angestrebt habe. Ich habe immer disziplinierte Arbeit geleistet und damit war Erfolg eine Begleiterscheinung. Es war nicht so, daß ich mir eine Erfolgslatte gelegt hätte und deshalb ist es auch schwer, Erfolg zu definieren. Erfolg ist für mich eine gewisse Befriedigung in der Arbeit, gerade in meiner Position als Vorsitzender einer großen Aktiengesellschaft ist man vom Aktiengesetz her verpflichtet, drei Herren zu dienen. Es ist ein Drahtseilakt, den das Gesetz verlangt, man muß die Interessen der Eigentümer, die Interessen der Mitarbeiter aber auch öffentliche Interessen wahrnehmen. Wenn man in dieser Position über viele Jahre das Vertrauen der Eigentümer und der Mitarbeiter bekommt, so ist das Erfolg.Was ist das Rezept für Ihren Erfolg? Ich habe mich mit dem Unternehmen so identifiziert, als ob es mein eigenes wäre. Weitere Punkte sind meine hohe Disziplin und meine extrem hohe Einsatzbereitschaft. Natürlich auch die Bereitschaft zur Teamarbeit. Ich kann mich nicht erinnern, daß jemals ein Mitarbeiter vergeblich an meine Tür geklopft hätte. Ich war immer offen gegenüber allen. Erfolg ist nicht auf eine Person zurückzuführen, sondern auf ein Team.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Man sagt mir nach, daß ich ein Mann von schnellen Entschlüssen wäre. Ich gebe aber zu, sehr lange überlegt zu haben, bevor ich mich für den Schritt von Innsbruck nach Wien entschlossen habe. Ich bereue diesen Schritt nicht, ich denke aber oft an die acht Jahre Innsbruck zurück.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Wir waren in vielen Dingen Vorreiter (Paletten, EDV, etc.). Ich predige Korrektheit, Pünktlichkeit und Sparsamkeit nicht nur vor, sondern lebe danach. Dies ist meine Lebenseinstellung, mit der ich bis jetzt sehr gut gefahren bin.Sehen Sie sich selbst als erfolgreich und warum? Ich sehe meinen Weg zweifellos als erfolgreich. Ich bin 1955 als Lehrling in den Betrieb eingetreten, damals waren 45 Mitarbeiter hier beschäftigt. Am Höhepunkt meiner Tätigkeit waren im Unternehmer über 1500 Mitarbeiter tätig. Ich hätte mir damals nie träumen lassen, daß ich durch das Unternehmen die Möglichkeit zu Auslandsaufenthalten haben würde, daß ich dann durch den damaligen Österreich-Präsidenten zurückgerufen würde, um meine Karriere in Österreich weiter fortzusetzen.Spielt Familie beim Erfolg eine Rolle – Welche? Ich sehe das so: Jeder Mensch hat nur 100% Problemlösungspotential. Wenn aber ein Teil dieses Potentials durch familiäre, gesundheitliche oder privatwirtschaftliche Probleme verbraucht wird, dann fehlen diese Prozente für den Einsatz im Unternehmen. Eine Karriere wie meine verlangt aber diese einhundert Prozent. Wenn man Karriere macht, dann muß man auch eine sehr verständnisvolle Frau haben.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Ich habe mir immer vorgekommen, die tüchtigsten Mitarbeiter um mich zu haben. Ich habe immer zu meinen Vorstandskollegen gesagt: Wenn einer glaubt, mich überholen zu müssen, dann stehe ich ihm nicht im Weg. Ich agiere sehr föderalistisch, das heißt, daß unsere geschäftsführenden Direktoren relativ großen Freiraum haben. Dies ist auch eine starke Motivation. Wir haben eine nicht annähernd so starke Personalfluktuation wie andere.Ist in ihrem Betrieb Motivation der Mitarbeiter nötig? Man darf hier nicht generalisieren, aber mehrheitlich war Motivation von außen nicht erforderlich. Die Spedition ist immer noch ein Lehrberuf, obwohl in den Stabsstellen immer mehr Akademiker beschäftigt werden. Bei Panalpina haben wir im Schnitt in den letzten Jahren 120 bis 140 Lehrlinge im Jahr ausgebildet. Ein Speditionskonzern wie Panalpina - mit weltweit über 10000 Mitarbeitern und präsent in 62 Ländern - ist natürlich attraktiv für junge Leute, die über den Tellerrand hinausschauen wollen. Wir haben für diese jungen Leute Förderkreise gebildet, wo sich die Spreu vom Weizen getrennt hat. Ich könnte ihnen eine Vielzahl von Mitarbeitern aufzählen, die bei Panalpina im Ausland Karriere gemacht haben. Es gibt aber auch solche, die wieder zurückgekommen sind und ihre Karriere in Österreich fortsetzten. Wir haben eine eigene Kaderschmiede und diese Selektion hat eine gewisse Eigendynamik. Für junge Leute ist es oft eine Hemmschwelle ins Ausland zu gehen, weil sie lieber das soziale Netz in Österreich nützen wollen. Die Mobilität der jungen Leute ist heutzutage nicht mehr so wie früher.Welche Rolle spielt Anerkennung für Sie? Ich bin immer sehr darum bemüht, Anerkennung weiterzugeben. Ich selbst lege sehr wenig Wert auf verbale Anerkennung, weil man oft nicht weiß, ob sich darin nicht Hintergedanken verbergen.Spielen Niederlagen in Ihrer Karriere eine Rolle und was verstehen Sie unter einer Niederlage? Mir ist in meiner Karriere keine wesentliche Niederlage bekannt. Es passieren natürlich immer wieder kleinere Dinge, wenn man z.B. einen Prozeß verliert oder bei einer Verhandlung nicht mit dem Ergebnis nach Hause geht, das man sich erwartet hat.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Für mich ist Erfolg Motivation schlechthin.