Zum Erfolg von Guido Barretta
Was bedeutet für Sie Erfolg? Ich meine, es handelt sich hier um einen sehr interpretierbaren Begriff. Einige meiner Kollegen, die ungefähr genauso lang auf dem Markt sind wie ich, betreiben inzwischen Büros in bester Innenstadtlage mit 4 - 8 Angestellten und einer sehr guten Auftragslage. Die sind sicher nach dem üblichen Verständnis des Begriffes sehr erfolgreich. Mich jedoch hat eine Ausdehnung und das Betreiben meines Büros in dieser Form einfach nie interessiert, da ich sie für arbeitsintensiv, verantwortungsvoll und risikobehaftet empfand. Ich arbeite alleine von meinem Privathaus aus und halte mich dennoch für erfolgreich. Dies will ich gerne erklären: Zu aller erst war und bin ich der Meinung, daß ein Mensch nicht auf die Welt kommt um zu arbeiten, sondern zunächst überhaupt nicht weiß, was Arbeit ist, aber sehr wohl weiß, daß jede Mühe anstrengend und unangenehm ist. Dieser kleine Mensch hat den völlig richtigen Ur-Instinkt auf der Welt zu sein um Spaß zu haben und es sich gut gehen zu lassen. Später wird ihm anerzogen, daß unsere Gesellschaftsstruktur es in der Regel nicht zuläßt ohne Arbeit zu leben. Also arbeitet er. Nun macht die Arbeit jedem mehr oder weniger Spaß, trotzdem gibt es diejenigen - und zu denen zähle ich - die die Arbeit nach wie vor als notwendiges Mittel zum Zweck - nämlich ein gutes Leben zu führen - betrachten und die vorher genannten, die den kindlichen Instinkt verlieren und einer Expansion und eines Mehrverdienstes willen ihren Arbeitsaufwand freiwillig vergrößern, oft so weit daß ihnen keine Zeit für das Privatleben bleibt und oft sogar soweit, daß sie keine Zeit haben das verdiente Geld auszugeben, welches irgendwann sich in einem Maße anhäuft, daß die nächsten drei Generationen Mühe haben dürften es auszugeben. Dies sind die meisten, die im üblichen Sinne als erfolgreich betrachtet werden. Ich habe für mich diesen Weg nicht gewählt, weil es mir nicht möglich gewesen wäre ihn zu gehen. Natürlich macht mir meine Beruf auch Spaß, aber nur, weil er mir die Freiräume und die Zeit läßt, das Geld welches ich verdiene auch zu genießen. Dies kann ich weil ich für mich selbst, alleinverantwortlich arbeite und meinen Kostenfaktor niedrig halten kann. Weil ich dies erreicht habe und weil es mir auf diese Weise in meinem 30-jährigen Berufsleben immer gut ging, betrachte ich mich als erfolgreich.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Das ist für einen selbst schwer zu beantworten. Vielleicht ist es zum einen eine gewisse lockere Art, vielleicht ist es der Italiener der in mir steckt. Ganz sicher entscheidend für meinen Erfolg ist jedoch, daß ich mich als Immobilienmakler, als der persönliche Berater meines jeweiligen Auftragsgebers verstehe, so wie Sie einen Steuerberater, Arzt oder Rechtsanwalt haben, so müssen sie als Immobilieneigentümer einen Berater für ihre Immobilienwirtschaftlichen Belange haben. Dies können die Banken nicht annähernd so erfüllen wie ein selbständiger Makler mit 30-jähriger Berufserfahrung. Die großen Maklerbüros mit ihrer zwangsläufigen Personalfluktuation können dies im Prinzip ebenso wenig. Wenn ein Auftraggeber mich nach Jahren anruft, um sich um ein vertragliches Detail zu erkundigen, dann hat er es immer noch mit der selben Person zu tun wie seinerzeit, nämlich mit mir.Welche Rolle spielt die Familie für den Erfolg? Es ist sicher wichtig, daß die familiären Dinge in geregelten Bahnen verlaufen, einem keine Sorgen machen, die einen Teil der Gedanken beanspruchen, Es ist schön und wichtig eine Frau zuhause zu haben die einem den Rücken frei hält, die einem die Ruhe gibt und einen verwöhnt, da man hieraus sehr viel Ausgeglichenheit und Energie schöpfen kann um im Berufsleben erfolgreich zu sein. Allerdings, daß hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht halte ich für ein Ammenmärchen dessen Autor dem feministischen Sympathiesantenkreis zuzurechnen sein dürfte. Ein großer Arzt beherrscht seine Kunst und ein guter Schreiner ist ein guter Schreiner mit oder ohne Frau.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Die Kraft erfolgreich zu arbeiten generiert sich immer wieder neu durch die Erfolge, die man lebt.Wie gehen Sie mit Rückschlägen um? Zunächst demoralisiert mich ein Rückschlag ein bis zwei Tage. Ohne dies zu tun, weiß ich daß es dann oft besser wäre das Büro zuzusperren und aufs Land zu fahren und abzuschalten. Aber auch ohne dies zu tun muß ich die Geduld haben abzuwarten, bis die Trotzreaktion kommt. Dann kommt die Umwandlung der Auswirkungen des Rückschlages in positive Energie - ich arbeite dann noch konzentrierter und härter.Wie sehen Ihre Ziele aus? Bei meiner geschilderten Berufsauffassung des Einzelkämpfers kommen leider die Urlaubsreisen etwas zu kurz. Mein Ziel ist es dies zu ändern und, daß meine jetzige Lebenskonstellation für das ganze Leben hält und daß ich die Früchte meines Arbeitslebens in ein paar Jahren zu ernten beginnen kann und ich hierfür lange gesund bleibe.Welchen Ratschlag für den Erfolg können Sie weitergeben? Unabdingbar ist es an sich zu glauben und daran, daß man schafft, was man sich vornimmt. Um das zu erreichen ist ein Schuß Überheblichkeit besser als fehlendes Selbstbewußtsein.
Ihr Lebensmotto?
Der Mensch lebt nicht um zu arbeiten sondern arbeitet um zu leben.