Zum Erfolg von Rudolf Tucek
Was verstehen Sie unter Erfolg? Wenn ein Problem sichtbar positiv erledigt wurde, wobei ich nicht auf die Funktion sondern die Problemlösung Wert lege.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Das sollen andere beurteilen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen - als erfolgreich? Ich werde als konsequent und durchsetzungsfähig beschrieben. Umgekehrt heißt das: Ungeduldig, unnahbar und rücksichtslos, je nach Betrachtungsweise. Die sichtbaren Zeichen des Erfolges - großes Büro, Auto und Gehalt - wachsen einem zu, diese Erfolgssymbole halte ich aber für nicht so wichtig.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Es auf eine Entscheidung zu fokussieren wäre unzulässig. Ich hatte keine noch so schwierige Aufgabe verweigert, konnte aber immer meine Rahmenbedingungen definieren. Dazu gehört ein gewisses G'spür. Ich stellte mich schwierigen, nicht aber aussichtslosen Dingen. Eine Stärke von mir ist, daß ich mir zur Problemlösung das beste Team holen und es auch motivieren konnte.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Wahrscheinlich ja, obwohl ich keinen Masterplan hatte. Ich sehe mich als Problemlöser. Tourismus hat sich zufällig ergeben, da ich im Konzern immer interessante Aufgaben übertragen bekam. Im Verkehrsbüro ist die Bandbreite der Themen (Bahn, Schiffahrt, Reisebüro, Hotels) das Spannende.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Zähigkeit, Hartnäckigkeit und Fleiß. Dazu fand ich immer die richtigen Leute an meiner Seite. In einer erfolglosen Umgebung kann man keinen Erfolg haben. Auch ein Spitzenfußballer ist in der Verlierermannschaft, wenn hinten mehr Tore kassiert werden als er vorn schießt.
Was ist für den Erfolg hinderlich? Sich selbst zu wichtig zu nehmen, Eitelkeit und übertriebener Egoismus führt zu Fehleinschätzungen.
Welche Rolle spielt Ihr Umfeld? Nur in einem positiven Klima sind Spitzenleistungen möglich. Wer 18 Stunden täglich arbeitet wird sich auch eine positive Umgebung schaffen. Dabei ist jeder - unabhängig der Hierarchie - gleich wichtig. Wenn die Superstars im Konferenzzimmer wegen einer schlechten Telefonistin nicht erreichbar sind, nützen auch deren Spitzenleistungen nichts. Je weiter man in der Hierarchie aufsteigt, umso wichtiger wird es, sich offene, kritische Kommunikation zu erhalten. Aufgrund der Position wird einem nicht mehr alles offen gesagt, und sich Kollegen zu halten, die sich kritisch äußern, wird immer wichtiger. Eine gewisse Gelassenheit ist nötig, da man sich sonst verkrampft und vieles übersieht. Das gilt auch für das Privatleben. Um auf Dauer erfolgreich zu sein, muß man wie ein Marathonläufer agieren und braucht das nötige Backup um durchzuhalten.
Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Besser wäre, zu fragen, wonach sucht man. Mitarbeiter. Der Beruf muß ihnen Spaß machen, und sobald ihm die Freizeit als Gegenpol wichtiger ist, denke ich, daß auch acht Stunden Arbeit zu lange sind und er bei uns fehl am Platz ist. Die Intensität der Arbeit wird nicht von der eigenen Einschätzung sondern von der Problemstellung bestimmt. Wichtig ist mir auch Loyalität.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch Vorbildwirkung, ohne demotivierende Handlungen zu setzen. Ein Manager muß durch seine Handlungen authentisch sein, Rhetorik allein reicht nicht aus. Ich sehe mich auch nicht als Entertainer; motivieren heißt einfach möglichst wenig demotivierende Handlungen zu setzen. Natürlich muß das Klima passen und das Gehalt fair sein; das sollte Anreiz genug sein. Prämienmodelle und Incentives sind Ausdruck der Anerkennung, als Motivation betrachte ich das nicht, da man mit Geld niemanden kaufen kann und es nicht das Maß aller Dinge ist (schon gar nicht für langfristigen Erfolg).
Was bedeuten für Sie Niederlagen? Im Sinne des Dualismus kann man sich über Erfolge nicht freuen, wenn man keine Niederlagen kennt, die ich als Lernchancen betrachte.
Was sind
Ihre Ziele?
Meine Ziele ergeben sich von selbst. An der Spitze hat man Führungsanspruch und die Neigung dazu Erster zu sein. Ehrgeiz muß man aber richtig dosieren - Was Gift und was Medizin ist, entscheidet die Dosis (Paracelsus). Es ist auch wichtig, rechtzeitig aufhören zu können. Sobald ich nichts mehr zustande bringe, will ich mich mit Anstand zurückziehen und nicht am Job zerbrechen.
Haben Sie eine
Anmerkung zum Erfolg?
Man darf sich selbst nie zu wichtig nehmen: Als Lauda daraufhin angesprochen wurde, der schnellste Mann der Welt zu sein, antwortete er: Ich bin nur der Schnellste von denen die hier im Kreis fahren. - Die Kunst ist es, erst einmal ins Cockpit zu kommen. Als ich mit 23 Prokurist wurde, meinte ein Freund von mir: Super, jetzt mußt du es nur noch 20 Jahre länger als andere durchhalten, und als ich mit 39 im Vorstand war Aha, jetzt mußt du in den nächsten zwei bis drei Jahren deinen Nachfolger einstellen. Als Manager darf man also nie übersehen, daß einem die Macht nur geliehen ist. Je weiter man nach oben kommt, umso mehr Verantwortung übernimmt man auch für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten und umso mehr muß man mit einsamen Entscheidungen leben lernen. Wer dazu nicht bereit ist, sollte sich nicht an die Spitze wagen.