Zum Erfolg von Heinz Reitbauer
Was verstehen Sie unter Erfolg? Wichtig ist es, daß man Visionen hat. Mein Ziel war es immer, ein gutes Restaurant in Wien zu führen. Die Lage des Lokals war nicht die beste und somit war klar, daß wir Topqualität bieten müssen. Um zum Erfolg zu gelangen ist Leidenschaft notwendig, sonst funktioniert es nicht. Wenn man die Leidenschaft verspürt, verschlingt man jede Fachliteratur. Leidenschaft ist auch bei meinen Mitarbeitern wichtig, z.B. die Speisekarte wird wöchentlich geändert. Die fachliche Kompetenz kommt somit von selbst, wenn man die Leidenschaft zum Beruf hat.Was war Ihre Triebfeder? Ich träumte Tag und Nacht davon ein Gasthaus zu besitzen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bin ein Gegner von Motivation, denn für mich bedeutet motivieren manipulieren. Einen intelligenten Menschen kann man nicht motivieren. Wichtig ist jedoch den Mitarbeitern, Freiheiten im Rahmen des Aufgabengebietes zu lassen und eine dementsprechende Bezahlung zu bieten. Man muß sich bewußt werden, daß die Mitarbeiter das Kapital des Unternehmens sind, denn wenn sich der Mitarbeiter dementsprechend einsetzt, ist das Ergebnis hervorragend und die Kreativität wird gefördert.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Die Tatsache,daß es uns gut geht, ist kein unangenehmes Gefühl. Für mich ist Zufriedenheit wesentlich und die kommt aus der Tätigkeit. Ausschlaggebend dafür, daß wir soweit gekommen sind, waren sicher die Auslandsaufenthalte, wo ich die eigentliche Spitzengastronomie kennenlernte. Wenn ich diese Auslandsaufenthalte, welche den gastronomischen Horizont erweitert haben, nicht praktiziert hätte, würde das Steirereck in dieser Art und Weise nicht bestehen.Wie gehen Sie mit der Konkurrenz um? Ich sehe diesen Aspekt positiv, das heißt Wien ist heute auf diesem Sektor herzeigbar. Weil die Spitzengastronomie einen sehr hohen Standard hat, sind wir diesbezüglich eine Weltstadt. Je mehr Mitbewerber es gibt, desto interessanter wird eine Stadt, und für unser Geschäft sehe ich dies, wie bereits erwähnt, als positiv.Wie sehen Sie die Bereiche Beruf und Privatleben? Ich kann damit sehr gut umgehen. An erster Stelle steht immer das Lokal und zwischenzeitlich hat auch mein Sohn gelernt, damit zu leben. An zweiter Stelle steht der Gast und dann kommen wir. Es hat sich alles dem Steirereck untergeordnet. Auch im Privatbereich denkt man ans Geschäft, mein Sohn praktiziert auch bereits meine Linie mit seinem Gasthaus in der Steiermark (in Trumau).
Ihre Ziele?
Eines der guten Häuser in dieser Stadt zu bleiben. Wenn man Erfolg hat, muß man auch daran permanent arbeiten um diesen Erfolg zu halten. Es gibt immer eine Zeugnisverteilung: Michelin, der Gastronomieführer, sowie der A-la-Carte-Führer.Ihr Ratschlag für den Einstieg in die Spitzengastronomie? Der konsequente Besuch der gehobenen Gastronomie beginnt jetzt. Die Begründung sehe ich darin, daß sich die berufstätige Frau nicht mehr hinter den Herd stellen wird. Sie hat es auch nicht mehr gelernt und somit hat sie auch fürs Kochen nicht mehr viel übrig. Somit sehe ich auf die qualitative Gastronomie gute Zeiten zukommen. Wichtig ist, daß man ständig präsent ist, ich habe z.B. fünf Jahre lang keinen freien Tag gehabt. Auch Ausdauer gehört neben der Leidenschaft dazu. Ich glaube, daß die Liebe zum Beruf das Wichtigste ist. Trotz des Erfolgs, der sich einstellt, darf man nie den Boden unter den Füßen verlieren.