Zum Erfolg von Stefan Zapotocky
Was ist für Sie Erfolg? Wenn es gelingt, gemeinsam mit einem motivierten Team noch so große Ziele in gewisser Zeit zu erreichen und das Erreichen dieser Ziele die Teammitglieder in Folge auch verbindet. Für den Leiter des Teams ist Erfolg, wenn es gelungen ist die Ziele und den Weg dorthin klar zu definieren und aufzubereiten, so daß für die Mitarbeiter der Weg klar ersichtlich ist.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Was meine Karriere betrifft sicher. Ich möchte diesen Erfolg aber nicht überschätzen, da man immer von anderen Personen abhängig ist, mit denen man auf seinem Karriereweg zusammentrifft. Mit der erreichten Position bin ich zufrieden, aber nicht mit dem was ich hier erreicht habe, hier bin ich erst am Anfang.Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen - als erfolgreich? Man schreibt mir Zielorientiertheit zu, wobei ich auch versuche einen erfolgreichen Berufsweg mit anderen Interessen zu verbinden um nicht einseitig zu werden. Sich ausschließlich dem Beruf zu widmen sehe ich nicht als Vorteil an. Meine außerberuflichen Interessen gehören zum Leben dazu, zwischen kulturellen Interessen und Beruf sehe ich keinen Widerspruch.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Die erste österreichische Kapitalmarktfirma für die Länderbank zu gründen und hier ein völlig neues Team aufzubauen, war meine wichtigste Entscheidung. Hier befaßten wir uns mit so schwierigen Projekten wie die Privatisierung der ÖMV, AUA, des Flughafens, usw.. Mit dieser Entscheidung tat sich für mich eine völlig neue Welt an neuen Geschäftsmöglichkeiten auf.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Meine wichtigste Fähigkeit ist relativ weit in die Zukunft wirkende Entscheidungen abzusehen, vorzubereiten und Strategien dazu planen zu können. Ich beschäftigte mich immer intensiv mit strategischer Planung und dem Abwägen unterschiedlicher Chancen. Wenn ich ein Ziel vor Augen habe, kann ich dieses so klar definieren, daß es auch für meine Umgebung sichtbar wird. Die Auswahl des Ziels, der Weg dorthin und der Einsatz der nötigen Mittel ist entscheidend für den Erfolg. Meine Hauptfähigkeit ist, in die Zukunft gerichtete Visionen für das Unternehmen so herunterzubrechen, daß es auch die Mitwirkenden und Entscheidungsträger so sehen. Diese Ziele kann ich dem eigenen Team in motivierender Weise weitergeben. Das Führungsgespräch ist sehr entscheidend und ich denke dabei motivieren zu können.Was ist für Erfolg hinderlich? Eine schwierige Frage ist die der Delegationsfähigkeit, auf wen man sich verlassen kann. Die wichtigste Eigenschaft einer Führungskraft ist, seinem kleinen Team aus Führungskräften soviel Verantwortung weiterzugeben, daß diese in ihrem klar abgesteckten Bereich selbst Verantwortung übernehmen können. Die oberste Führungskraft muß dadurch so freigespielt sein, daß sie den Gesamtweg im Auge behalten kann und sich nicht in Details verliert. Wichtig ist, das Vertrauen in die richtigen Leute zu setzen. Wenn man diese Fähigkeit nicht hat, erleidet man das Schicksal, daß man alles selbst machen muß.Welche Rolle spielt Ihre Familie? Sie ist für mich bedeutend, ich muß mich in der Familie aufgehoben fühlen und von ihr Sicherheit bekommen. Als einsamer Wolf will ich nicht durchs Leben ziehen.Welche Rolle spielen Ihre Mitarbeiter? Ich bin kein Einzelkämpfer. Mein Wertgefühl hängt stark davon ab, wie ich mich im Team fühle.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Fachausbildung und Erfahrung muß das solide Fundament sein. Weiters zählt persönliche Reife, teamorientierter Ansatz muß gegeben sein. Letztlich zählen auch kommunikative Fähigkeiten, Auftreten, wie sich jemand präsentiert und sich außen zurechtfindet.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Nebst möglichst klarer Delegation und gemeinsamer Erarbeitung der Zielsetzung ist auch die persönliche Ausstattung der einzelnen Mitarbeiter durch die Zielvorgabe, das Gehalt und die Prämien wesentlich. Das Gefüge an Instrumenten und Incentives, mit denen man die Mitarbeiter belohnt, muß zusammenpassen. Man muß ihnen das Gefühl geben, daß sie in ihrer Rolle selbständig tätig sein können, die Ziele aber klar vorgeben. Dazu ist wichtig, daß man rasch entscheidet und Entscheidungen nicht auf die lange Bank schiebt. Man muß auch schnell nein sagen, und ein jähes Ende einer Fehlentwicklung bekanntgeben können.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Das Leben ist von Lernen aus Niederlagen gekennzeichnet. Aus Niederlagen lernt man mehr als aus zufällig erzielten Erfolgen. Besonders an der Börse sind Erfolge oder Niederlagen kaum steuerbar, deshalb ist das Börsengeschäft auch so spannend. Ein Mißerfolg hat die Bedeutung, daß man Problemen nicht aus dem Weg geht. Sie sind vielmehr Episoden, die das Grundgebäude nicht zum Einsturz bringen dürfen. Man muß in solch einem Fall das Ziel überprüfen und neu anpeilen, um so rasch wie möglich wieder auf Kurs zu kommen. In meinem Beruf sind Mißerfolge ständige Begleiter. Das Börsengeschäft ist ein ständiges auf und ab, man kann den Markt oder politische Ereignisse nicht beeinflussen. Eine andere Form des Mißerfolgs ist der interne. Von Mißerfolgen ließ ich mich nie von meinem eigentlichen Weg abbringen, rappelte mich immer wieder auf und suchte die Herausforderung aufs neue. Das schlechteste ist aufzugeben und in Verzweiflung zu geraten.Woraus schöpfen Sie Kraft? Aus Familie und Erlebnissen in Kunst und Kultur, besonders aus der Musik. Beruflich aus der Herausforderung, die ich hier übernehmen konnte, dem österreichischen Kapitalmarkt mehr Volumen zu geben. Dieses Ziel ist mir ein persönliches Anliegen und ich identifiziere mich voll damit.Was sind
Ihre Ziele?
Ich möchte dazu beitragen, daß sich der österreichische Kapitalmarkt zu einem echten Stellenwert entwickelt. Die derzeitige Kapitalisierung des Markts von 30 Milliarden Euro sollte in den nächsten zwei bis drei Jahren verdoppelt werden, so daß wir innerhalb der üblichen EU-Werte liegen und 60 Prozent des Bruttonationalprodukts dem Börsenwert entsprechen. Das erfordert harte Arbeit und eine erfolgreiche Privatisierung.
Ihr Lebensmotto?
Das Maß meines Lebens ist der christliche Glaube, ich bekenne mich zu den christlichen Werten und unterstütze das Christentum aktiv.
Haben Sie Vorbilder?
Ein wichtiges Vorbild war mein Vater (Wirtschaftstreuhänder und Sanierungsfachmann, der für die CA-Projekte wie Vöslauer Garn oder Kneissl abwickelte), der in der schwierigen Nachkriegszeit aktiv am wirtschaftlichen Wiederaufbau Österreichs mitarbeitete.
Anmerkung zum Erfolg?
Die meisten Fehler in der Unternehmensführung werden beim Kostenmanagement gemacht. Die Vernetzung zwischen Kosten und Erfolgs- bzw. Marktzielen zu finden ist sehr schwer. Ein ausgewogenes System zwischen den Kostenfaktoren und der Marketingziele zu finden ist wesentlich. Die besonders erfolgreichen Manager können diese beiden Welten gut verknüpfen, es gibt aber nur wenige solche Manager. Entweder ist jemand ein hervorragender Marketingmann, der alles verkaufen kann oder ein guter Kostenmanager, der Einsparungen bei Personal, Arbeitsvorbereitung vornehmen kann. Ich persönlich bin eher der Marketingspezialist als der Controller, obwohl ich auch das sein muß. Ich bin besser im Aufschließen neuer Märkte, Vertriebsarten und Kunden.