Zum Erfolg von Werner Sobotka
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, auf sein Berufs- und Privatleben zurückzublicken und zu sehen, daß gewisse Dinge, die man getan hat, sinnvoll waren. Wenn ich persönliche Vorstellungen zumindest teilweise umsetzen konnte, war ich erfolgreich. Trotzdem soll man vergebenen Chancen nicht nachweinen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition ja, vor allem wenn ich dem meine familiäre Situation in der Jugend zugrunde lege. Mein Vater war Buchbinder und Gott sei Dank so weitsichtig zu erkennen, daß eine reine Mittelschulmatura ein totes Ende ist. Dadurch, daß er mich an die Graphische brachte, wurde mir eine gänzlich neue Welt eröffnet. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe immer versucht, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Ich glaube, man muß einen gewissen Freiheitsdrang haben und versuchen, aus festgefahrenen Bahnen auszubrechen, will man Erfolg haben. Meine Auslandsaufenthalte waren diesbezüglich eine wertvolle Erfahrung. Man darf sich nicht an einen starren Lebensweg klammern, sondern muß für jeden Schritt nach vorne, rück- und seitwärts offen sein. Entscheidungsfreudigkeit und Mut zum Risiko sind daher wichtige Erfolgsfaktoren.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die wichtigste Entscheidung, die mir auch nicht leicht fiel, war, ein Jahr in die USA zu gehen. Dort lernte ich mehr als während meiner gesamten vorherigen Ausbildung, vor allem ein gänzlich neues Gesellschaftswesen und wurde dadurch in meiner Internationalität geprägt. Seither war ich schon sehr oft in Amerika und auf der ganzen Welt unterwegs. Unter anderem reorganisierte ich im Rahmen eines UNIDO-Projektes die Staatsdruckerei in Sierra Leone neu. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Kreativität hat sicherlich zu meinem Erfolg beigetragen. Viele Menschen verstehen Kreativität ausschließlich in künstlerischer Hinsicht, ich bin aber auch in den Dingen des Alltags kreativ. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Vater spielte in meiner Entwicklung eine große Rolle. Er war stur, eigensinnig und künstlerisch angehaucht. Geprägt wurde ich von seiner Sturheit, mit der er mir zeigte, daß man kein Konformist sein muß. Aber auch sonst gab es immer wieder Personen, die mich faszinierten. Da mich alles, was mit Licht zu tun hat, interessiert, habe ich eine Affinität zu Albert Einstein und Max Planck. Auch Personen wie George Lucas, der die Digitaltechnik im Film etablierte, finde ich äußerst bemerkenswert.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bekomme ausreichend Anerkennung, vor allem aus der Wirtschaft, für meine Zeitschrift und für meine schulische Tätigkeit. Ich habe eine ganze Generation des grafischen Gewerbes ausgebildet, daher kennt mich jeder aus der Branche. Ich werde um Rat gefragt und zu Kongressen und Vorträgen in der ganzen Welt eingeladen. Natürlich erfahre ich auch aus dem Familienkreis Anerkennung, die mir viel bedeutet, weil ich ein Familienmensch bin. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich lege sehr viel Wert auf Kommunikationsfreudigkeit und soziale Kompetenz, reine Fachkompetenz ist mir zu wenig. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Kreativität, Flexibilität und Kommunikationsfreude sind Standardvoraussetzungen für beruflichen Erfolg. Ein junger Mensch soll seine Vorstellungen verwirklichen und möglichst wenige Konzessionen machen. Dabei muß man bei den entscheidenden Dingen aber auch kompromißbereit sein und nachgeben können, auch wenn das widersprüchlich klingen mag. Wichtig ist, möglichst viel Wissen in sich aufzusaugen, wobei nicht allein das fachspezifische, selektierte Wissen entscheidend ist, sondern alles, was einen interessiert. Im Berufsleben darf man sich nicht darauf verlassen, Patentrezepte geliefert zu bekommen, sondern man muß versuchen, das Gelernte in die alltägliche Arbeit umzusetzen. Auch Auslandsaufenthalte und Sprachkenntnisse sind von enormer Bedeutung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde wahrscheinlich 2008 im Schuldienst in Pension gehen, mich aber weiter Dingen widmen, die mich persönlich interessieren - Bücher schreiben, lesen, Veranstaltungen besuchen und mich mit Fragen zu Umwelt, Papier und Fotografie beschäftigen. Daher habe ich keine Angst vor einem Pensionsschock.
Ihr Lebensmotto?
Nie sitzen bleiben, immer wieder aufstehen, auch wenn man noch so bequem und weich sitzt.