Zum Erfolg von Erhard Noreisch
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg heißt, die Gäste- und Mitarbeiterzufriedenheit sicherzustellen. Dafür ist die Motivation der Mitarbeiter wesentlich. Ich habe den Vorteil, daß ich selbst als Kellner begonnen habe und somit für jeden Mitarbeiter Verständnis zeige und mich in dessen Lage versetzen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich dachte nie, daß ich es einmal zum Senior Vice President eines so großen Unternehmens bringen würde. An Karriere dachte ich überhaupt erst 1978 nach der Gründung meiner Familie. Ich betrachtete es schon als Erfolg, daß ich es zum F&B Manager in Kopenhagen gebracht hatte.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wesentlich ist, daß ich den Beruf von der Pike auf gelernt habe und er mir dieser immer von Herzen Spaß machte. Um meine Sprachkenntnisse zu vertiefen, arbeitete ich zuerst in England, und ich spreche auch perfekt Schwedisch. Leider konnte ich nicht in Paris bleiben, sonst würde ich auch die französische Sprache beherrschen. In meiner heutigen Funktion als Area Director muß ich die Generaldirektion von 55 Häusern motivieren und versuchen, ihnen meine Erfahrungen weiterzugeben. Jeder Gast - egal, ob er in der Präsidentensuite wohnt oder nur nach dem Weg fragt - muß das Gefühl haben, daß er herzlich willkommen ist. Um ständig unsere Qualität zu verbessern, haben wir in allen 750 Hotels von Starwood Hotels & Ressorts das Qualitätsprogramm Six Sigma eingeführt. Zu viel Administrationsarbeit ist hinderlich, es ist wichtiger, sich um die Gäste als um Reports zu kümmern. Ich bevorzuge den persönlichen Kontakt und bin ein Gegner langer Meetings. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Originalität ist der erfolgreichere Weg, man kann einiges kopieren, aber letzten Endes kann man ohne Originalität und Authentizität nicht erfolgreich werden.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mich prägte der erste Oberkellner, bei dem ich meine Lehre absolvierte. Für mich war er eine Vaterfigur, der mir als ausgezeichneter Menschenkenner alles, was ich für den Beruf brauchte, auf meinen Lebensweg mitgab.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Schwer zu sagen, da jeder seine eigene Definition für Erfolg hat. Aufgrund meines Berufes reise ich sehr viel, und mein Umfeld beschränkt sich auf meinen engsten Freundeskreis und die Kollegen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
1975 wollte ich mich eigentlich mit einem Kollegen im Catering auf einem schwedischen Schiff selbständig machen, als ich dann gefragt wurde, ob ich den Posten im Sheraton annehmen wollte. Ich mußte mich damals noch am selben Abend entscheiden. Hätte ich mich selbständig gemacht, wäre ich wahrscheinlich auch erfolgreich geworden und in Schweden geblieben. Es war eine Bauchentscheidung, über die ich heute sehr glücklich bin, sie so getroffen zu haben.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Nach der Einstellung zur Arbeit und der Ausstrahlung. Wenn jemand freundlich ist und lächeln kann, verzeiht man ihm gerne einen kleinen Fehler; ich verlange von den Mitarbeitern nicht hundertprozentige Perfektion. Jeder Gast muß sich wohl fühlen, die beste Werbung ist, wenn ein Gast positiv über das Haus spricht. Daß die Schlüsselfiguren die langgedienten Mitarbeiter sind, die viele der Stammgäste schon gut kennen, erkannte ich sofort. Ohne sie hätten wir keinen Erfolg und könnten die Tradition in diesen Häusern nicht aufrechterhalten. Um die Qualität in diesem Hotel halten zu können beschäftigen wir hier mehr Mitarbeiter als in anderen gleich großen Hotels.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ebenso wie wir ständig Gästebefragungen durchführen, um unsere Situation zu erkennen, führen wir auch Mitarbeiterbefragungen durch, um festzustellen, ob sich die Angestellten wohl fühlen und mit den Vorgesetzten oder der Ausbildung zufrieden sind. Wir führen offene Gespräche und sind für Anregungen und Kritiken offen; damit konnten wir die Fluktuation reduzieren. In unseren Mitarbeiterprogrammen sind auch der Austausch mit anderen Hotels oder die Wahl zum Mitarbeiter des Monats und des Jahres vorgesehen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir verfügen über optimale Standorte und sehr bekannte Marken. Diese Tatsachen stellen wesentliche Stärken dar.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir setzen alles daran, unsere hohe Qualität zu halten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da meine Frau in der selben Branche gearbeitet hat, hat sie Verständnis. Von ihr hatte ich - ebenso wie von meinen Töchtern - immer Unterstützung. Im Umfeld muß Harmonie und eine positive Einstellung herrschen, sonst bleibt der Erfolg aus. Dieses gilt sowohl für das private, als auch für das berufliche Umfeld. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Wichtig für den Erfolg ist es generell, menschlich zu bleiben. Damit kommt man weiter, als mit hartem Durchgreifen. Auch wenn man eine Veränderung anstrebt, sollte man sich immer im Guten trennen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe meine Ziele erreicht und möchte in dieser Position bleiben.
Ihr Lebensmotto?
Gesund leben und durch meine Lebensweise meinen Mitarbeitern ein Vorbild sein.