Zum Erfolg von Boris Nemsic
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich mit mir als Person und meinem Umfeld zufrieden bin.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, da ich mit meinem Umfeld zufrieden bin. Ob mein Umfeld auch mit mir zufrieden ist, müßte man die Betreffenden fragen.Werden Sie von Ihrem Umfeld als erfolgreich angesehen? Im formalen Sinn sicher, das impliziert meine Position fast schon gezwungener Maßen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Mein Erfolg ist auf keine Einzelentscheidung zurückzuführen. Ich habe meine berufliche Karriere nicht in dem Sinn gemacht, daß ich meine Tätigkeit daraufhin ausgerichtet hätte, sondern mich stets auf die jeweilige aktuelle Aufgabe konzentriert. Dabei hatte ich das Glück, daß die Aufgaben immer spannend und interessant waren. Als Rückkoppelung meiner Arbeit, die ich auch gut erfüllen konnte, bekam ich dann immer verantwortungsvollere und größere Aufgaben übertragen. Nun bin ich in dieser Spirale mitten drinnen. Ich denke auch nicht, daß man seine Karriere bis ins Detail planen kann, sondern es gehört auch das Glück, gewisse Dinge zum richtigen Zeitpunkt gemacht zu haben, dazu. Vielleicht haben andere Menschen ihre Karriere zielstrebiger als ich geplant, es gibt jedoch überall Gegebenheiten, die nicht mathematisch exakt zu planen sind.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Bereits im Gymnasium interessierte ich mich für Telekommunikation und war oftmals entschlossen, in dieser Branche tätig zu sein. Als ich mein Studium begann, gab es den Bereich Nachrichtentechnik noch gar nicht. Erst zwei Jahre später wurde diese Studienrichtung in Sarajevo eingeführt, und ich wollte unbedingt in diese Richtung weiterstudieren. Als ich mich dazu anmelden wollte hieß es aber, daß alle Plätze bereits vergeben wären. So ging ich zum Rektor und insistierte unter Hinweis darauf, daß ich bei der Aufnahmeprüfung das zweitbeste Resultat hatte, in diese Sparte wechseln zu dürfen, was mir dann auch gewährt wurde. Diese Entscheidung, zum Rektor zu gehen und auf mein Recht, diese Studienrichtung belegen zu dürfen, traf ich aus dem Bauch heraus, obwohl ich sonst eher zurückhaltender bin. Daß ich mein Praxisjahr im Kommunikationsministerium absolvierte, war ein reiner Zufall, da das damals der einzig interessante Job war. So kam ich dann zum Mobilfunk.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Da ich mich selbst selten beworben habe, sondern eingeladen wurde Aufgaben zu übernehmen, bedeutet das für mich, daß andere meine Arbeit als gut bewertet haben. Als wesentlich erachte ich die Kommunikation mit anderen Menschen, diese kommunikative Fähigkeit ist ausschlaggebend, um von anderen Menschen überhaupt akzeptiert und bewertet zu werden. Wenn man nicht in der Lage ist, sich auszudrücken und die Chemie zu seinen Mitmenschen nicht stimmt, nützt auch kein Doktorat, um erfolgreich zu werden. Um Erfolg zu haben ist Kommunikation, von der es tausend unterschiedliche Arten gibt, das Allerwichtigste.Was macht Erfolg in Ihrer spezifischen Branche aus? In der Telekommunikationsbranche ist Offenheit und globales Denken unbedingt nötig.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld? Da man immer mit dem Umfeld kommuniziert, ist es ausschlaggebend, um erfolgreich zu sein. Dabei trenne ich nicht zwischen beruflichem und privatem Umfeld; das strikt zu trennen wäre ein Angstsignal.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich lege Wert auf Vertrauen, das in kommunikativer Weise entsteht, und muß gemeinsame Potentiale sehen.Wie motivieren Sie Mitarbeiter? Motivation ist immer nötig und kann durch nichts ersetzt werden, wobei auch hier die Kommunikation an erster Stelle steht. Rein materielle Motivationsmotive sind hingegen Eintagsfliegen und bringen nichts.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Niederlagen erlebt man zwangsweise. Ich habe im Sport gelernt, Niederlagen wegzustecken. Im Sport, wo nach einer gewissen Zeit klar ist, daß man verloren hat, sind Niederlagen, im Gegensatz zum Beruf oder Privatleben, wo sie oft nicht so augenscheinlich sind, klar definiert. Aus Niederlagen lernt man mehr als aus Erfolgen. Insbesondere muß man lernen, sie als normal zu werten und darf nicht mit seinem Schicksal hadern. Aus Niederlagen kann man lernen, Prioritäten zu setzen, und sich auf das wesentliche, seine Stärken, zu konzentrieren. Bei vier unwichtigen Dingen zu verlieren ist egal, solange ich dafür drei wichtige Dinge gewinne.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Außer täglich aufs Meer zu sehen und Rotwein zu trinken (ein Wunsch, den ich aber nicht zu verwirklichen schaffe) habe ich kein generelles Ziel, sondern stets kurzfristige Etappenziele.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist sehr subjektiv und die Maßstäbe verschieben sich dabei leicht. Meßbar ist sie eventuell in Gehalt und Incentives, das sehe ich aber weniger als Anerkennung, sondern eher im subtilen zwischenmenschlichen Bereich, wo man sie spürt oder auch nicht. Mir persönlich ist echte Anerkennung von Mitarbeitern wichtiger als die von Vorgesetzten, von denen man eher faire Bewertungen bekommt. Anerkennung ist generell nötig, man sucht und provoziert sie daher auch.
Ihr Lebensmotto?
Am ehesten noch „leben und leben lassen“, worunter ich verstehe, andere Personen kompromißlos zu respektieren.
Haben Sie Vorbilder?
Keine einzelnen Personen, da sie leben und sich Vorbilder öfter ändern. Ich bin aber sehr anfällig dafür, Menschen, die etwas gut gemacht haben, Anerkennung zu zeigen, mich an ihnen zu messen und gute Eigenschaften zu übernehmen.
Anmerkung zum Erfolg?
Alles was man tut, sollte man mit vollem Einsatz machen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Einen generellen Ratschlag kann ich nicht geben, wesentlich ist es, auf sein Umfeld zu achten, zu kommunizieren und von seinem Umfeld zu lernen.