Zum Erfolg von Ernst Braunias
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn man mit einer Tätigkeit (egal ob im kreativen, sozialen oder einem anderen Bereich) Anerkennung bei seiner Familie, den Freunden, den Menschen, die einem wichtig sind, und auch bei der Allgemeinheit, in der Gesellschaft Anerkennung findet. Das Tüpfelchen darauf ist, wenn man damit seinen Lebensunterhalt finanzieren kann und sich auch noch die schönen Dinge des Lebens wie reisen oder sammeln leisten kann. Erfolg ist, wenn man etwas findet, das einem Spaß macht und wovon man leben kann.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Sicher nicht Ehrgeiz, sondern Talent, Gelassenheit gegenüber den Alltagsschwierigkeiten und schlußendlich meine selbst anerzogene Allgemeinbildung. Kein Studium kann einem das spezielle Wissen vermitteln, das einen in einem Beruf herausragend macht, man muß sich stets selbst weiterbilden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich fand immer Dinge, die etwas anderes als die vorangehende Tätigkeit waren, und kam so zu meiner Neigung.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Bei jedem meiner Schritte. Das Büro in Salzburg aufzumachen, es wieder aufzugeben und Sportartikel zu entwerfen, zurück in die Architektur zu gehen ebenso wie der Schritt in die Filmbranche. Jeder Schritt war eine neue Herausforderung, und die Entscheidung erwies sich nachträglich immer als richtig. Vor allem hatte ich auch das Glück die richtige Frau zu heiraten.Wieviel Zeit nehmen Sie sich für Entscheidungen? Wenn mir eine Idee gefällt, entscheide ich immer ohne viel nachzudenken, nehme Angebote spontan an und bin dabei immer relativ leichtsinnig. Ich denke, das ist bei Kreativen so, sie sind schlechte Kaufleute und wollen keine langwierigen Gagenverhandlungen. Wäre das anders, wäre ich ja Buchhalter geworden.Ist Imitation oder Originalität besser um erfolgreich zu sein? Originalität gebe ich eindeutig den Vorzug, auch wenn unbewußt etwas vorhanden ist, das man aufgrund seines angeeigneten Wissens kopiert oder auf dem man aufbaut. Vorrangig ist aber in jedem Fall das kreative Experimentieren - so war ich beispielsweise der Erste, der für den ORF Laser - Licht einsetzte.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Architektur faszinierte mich immer schon ebenso wie Malerei. Bereits mit 14 Jahren verschlang ich einschlägige Bücher und heute bin ich ein wandelndes Lexikon über Malerei. Im Café Hawelka lernte ich schon zeitig zahlreiche Kreative kennen, die heute zu den arrivierten Künstlern zählen, und begann bereits mit 21 Jahren Kunst zu sammeln.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Fortbildung?
Rund 50 Prozent meiner Zeit wende ich für Lesen, Recherche und Informationsbeschaffung auf. Erst vor einigen Jahren begann ich Computergrafik und Webdesign zu lernen, und bin heute ein Computerfreak. Ich glaube absolut an Hirntraining.Was ist für Erfolg hinderlich? Menschenverachtung, Kontaktlosigkeit, Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Wenn jemand in einer Position sitzt, von der er absolut nichts versteht und dabei glaubt, daß er weiß Gott wer ist, kann sogar ich rabiat werden.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld bei Ihrem Erfolg? Geordnete private Verhältnisse sind sicher sehr wichtig. Ich hatte nicht nur Glück bei der Partnerwahl, sondern auch die Kindererziehung scheinbar richtig gemacht. Im gesellschaftlichen Umfeld ist die beste Möglichkeit Kompromisse zu machen, wobei man den besseren Teil des Kompromisses noch optimieren kann.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich kenne meist schon was die Leute bisher gemacht haben, und habe auch den Mut sogenannten Außenseitern eine Chance zu geben. Dafür habe ich ein gutes Gespür. Wichtig ist , daß die Chemie stimmt, damit in den paar Wochen am Set alles funktioniert.Wie motivieren Sie Mitarbeiter? Ich erkläre allen Mitarbeitern den Inhalt des Filmes, binde sie in die Geschichte ein, damit sie wissen, wofür sie arbeiten und sich aufgrund der umfangreichen Infos über das Projekt damit identifizieren können.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Für mich ist es eine Niederlage, wenn ich mit jemandem eine Vereinbarung treffe, die auf Vertrauen aufgebaut ist und sich der Partner nicht daran hält. Darunter leide ich furchtbar, bin aber nicht nachtragend und nach kurzer Zeit habe ich es so überwunden, daß ich demjenigen sogar nochmals hereinfallen kann.
Woraus schöpfen Sie Kraft?
Ich war selten gezwungen meine letzten psychischen Reserven - woher die auch immer kommen mögen - einzusetzen. Meine Reserven habe ich vermutlich daher, daß ich ein glückliches Leben führe.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Solange ich lebe, will ich dieser Tätigkeit nachgehen, und habe nicht vor, in Pension zu gehen. Zwischen den einzelnen Projekten bleibt mir auch heute schon genug Zeit um mich zu regenerieren. Natürlich möchte ich immer noch größere Projekte bekommen und noch mehr gefordert werden. Ich denke, daß jeder Kreative bis zum Schluß arbeiten will, nicht nur deshalb, weil wir sozial schlecht abgesichert sind. Ich habe eigentlich alles und schon alles ausprobiert, daher habe ich auch keine materiellen Ziele - es genügt mir, wenn ich meine Miete und die laufenden Ausgaben bezahlen kann, und es für mein Frühstück im Kaffeehaus reicht.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung aus der Branche ist, wenn ich wieder einen neuen Job bekomme.
Ihr Lebensmotto?
Mit Arbeit, die mir Spaß macht, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Haben Sie Vorbilder?
Branchenspezifisch sind deutsche Filmarchitekten der 30-er Jahre (z.B. für Metropolis) Vorbilder, auch Menschen, die auf kulturellem Gebiet die Besten waren und sich auch gegen politische oder gesellschaftliche Widerstände und Ablehnung durchsetzten.
Anmerkung zum Erfolg?
Wenn unsere Gesellschaft politisch in der Art weitermacht, daß die Menschen an die Kandarre genommen werden und ihnen gesagt wird, was gut oder schlecht ist, werden wir bald einen Rückfall der kulturellen Aktivitäten erleben. Alle Kreativen und gescheiten Leute sind aufgerufen dagegen anzukämpfen. Es darf nicht geschehen, daß Journalisten für das was sie schreiben eingeschränkt werden und nur noch Staatskunst produziert wird. Diese Tendenz ist - wenn man Zeitungen aufmerksam liest - schon absehbar.