Zum Erfolg von Werner Wehofschitsch
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Es gibt keine Regel für Erfolg. Die Bestätigung, dass wir am Samstag um die 200 Gäste wegschicken müssen, weil wir keinen Platz mehr haben. Vielseitiges Wissen ist gut, aber man sollte ein Spezialgebiet haben, auf dem man kompetent ist und das einem Freude macht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich liebe die Gastronomie. Am Anfang hatte ich schon Existenzängste, da ich mich im späten Alter von 46 Jahren noch selbständig gemacht habe. Ich war risikobereit, aber nicht um jeden Preis. Ich bin sehr engagiert in meinem Betrieb, meine Stärke liegt in der Kreativität. Ich bin gewissermaßen ruhelos, weil ich der Meinung bin, dass es leichter ist, ein Rad in Schwung zu halten als es von neuem anzutreiben. Ich bin neugierig, vielseitig interessiert und lote meine Grenzen aus. Wenn ich etwas mache, dann zu hundert Prozent.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich glaube, dass die Anzahl unserer Gäste für sich spricht.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Grundsätzlich wollen wir uns von anderen Restaurants unterscheiden. Das Ambiente ist einzigartig und individuell. Ich spreche hier mehrere Geschmäcker an, es ist mir wichtig, meinen Gästen ein Erlebnis bieten zu können. Zu Mittag bieten wir billige Menüs, die rasch serviert werden. Ab 17 Uhr haben wir ein zweites Preisgefüge. Wir bieten hohe Qualität zu einem sehr vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis. Unsere Spezialität ist die Küche. Ich habe hier alles in meiner Verantwortung. Das österreichische Klientel ist unsere gesunde Basis und Touristen bringen uns den Honig auf das Butterbrot. Aufgrund gestiegener Immobilienpreise sind viele Unternehmen weggezogen, weil das Gesamtpaket nicht mehr passt. Das hat uns natürlich auch viele Kunden gekostet. Wir waren eine der Ersten, die mit Essens-Kupons gearbeitet haben. Das hat sich aufgehört. Natürlich sperren auch neue Betriebe auf, aber sehr oft nur für kurze Zeit. Jetzt mit der in Kürze bevor stehenden Registrierkassenpflicht wird es eine große Marktbereinigung geben, da so manche Kalkulation mancher Mitbewerber nicht mehr funktionieren wird. Wir bieten auch eine Bar höchster Güte, die wir sogar ein bisschen zu klein dimensioniert haben und erfreuen uns verschiedenster Zielgruppen im Lokal. Jung und Alt, Singles und Ehepaare, Gruppen und Einzelpersonen. Es ist wirklich beachtlich, wie viele unterschiedliche Persönlichkeiten sich bei uns wohl fühlen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man muss an sich glauben, eine Vision haben und man darf sich nicht aufgeben. Man braucht viel Geduld um erfolgreich zu werden. Weiters muss man heutzutage engagiert sein und speziell in der Gastronomie zählt ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Ein wichtiger Punkt ist die Selbstkritik. Natürlich darf in dieser Zeit eine Grundausbildung nicht fehlen. Je umfangreicher diese ist, umso leichter hat es der Mensch später.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ausreichend Fachkräfte zu finden wird das Problem in der Zukunft sein. Viele Betriebe haben aufgehört Lehrlinge auszubilden, weil es irrational wäre. Die mentale Investition ist groß, weil die Lehrlinge in der Berufsschule vorwiegend über ihre Rechte aufgeklärt werden und in geringerem Maße über ihre Pflichten. Es ist zwar überspitzt formuliert, aber Tatsache ist, dass die Rahmenbedingungen der Lehrlingsausbildung die meisten Gastronomen davon abhält, Lehrlinge auszubilden. Daher müssen wir mit willigen Amateuren unser tägliches Werk vollbringen, was in der Küche schwer ist. Wir verfügen zwar noch über einen gelernten Küchenchef, aber wenn der irgendwann in Pension geht, wird es schwierig. Viele Betriebe stellen dann auf Convenience-Produkte um, und/oder eine kleine Karte, was wir beides nicht wollen, weil es auf Kosten der Qualität geht. Die EU-Philosophie wäre ja ohnehin, dass die Gerichte in den Restaurants normiert und durchnummeriert werden könnten. Heute sind viele Dinge verboten, die vor zwanzig Jahren erlaubt waren und niemanden geschadet haben. Wir steuern da einen Kurs, der weg von der Individualität führt. Unglaublich aber wahr, es stellen sich bei uns Köche vor, die noch nie eine echte Suppe, ohne Fertigmischung gemacht haben.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Ich als Platzhirsch diene als Orientierung. Trotz allem Selbstbewusstsein, darf man nicht übersehen, ob vielleicht ein Konkurrent den Stein des Weisen entdeckt hat. Und zu selbstherrlich darf man auch nicht sein. Man muss schon immer wieder überprüfen, ob die eigene Qualität noch immer den Führungsanspruch sichert.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da meine Frau auch im Betrieb administrativ mitarbeitet, und im Gastraum die Kontrolle ausübt, passiert 50% unseres Privatlebens bereits im Betrieb. Freundeskreis haben wir kaum, weil das Leben im Betrieb passiert. Meine Tochter wird gerade im Betrieb ausgebildet und wird in drei Jahren das Lokal übernehmen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Privatleben besteht aus meiner Frau und meinen beiden Töchtern, die beide im Geschäft mithelfen, wenn es nötig ist. Beruflich gesehen habe ich das „Sparky´s“ und dort stecke ich auch meine ganze Kraft hinein. Mein Ziel ist es, „Sparky´s“ so lange wie möglich erfolgreich zu führen. Natürlich sind damit große Investitionen verbunden: Ich sage immer, es ist wie ein Hochofen. Man wirft Ideen hinein und immer wieder werden sie wohlwollend aufgenommen, aber sie kehren nach kurzer Zeit zum Standard zurück. Man muss daher immer neue Ideen haben und diese auch verwirklichen. Jetzt im Alter von 62 Jahren blicke ich natürlich schon auf die Pensionszeit hin.