Zum Erfolg von Hans Ulrich Wessely
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich persönlich, daß ich mit meinem Leben zufrieden bin. Dafür brauche ich in hohem Maße ein ausgewogenes Familienleben, aber auch Erfolg im Beruf, also die laufende Akquisition neuer Klienten, die ich zu deren Zufriedenheit betreuen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich wollte immer Wirtschaftsprüfer und Partner in dieser Kanzlei werden, dies konnte ich erreichen. Zu meinem Erfolg gehört es aber auch, daß sich meine Kinder hocherfreulich entwickeln.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Meine Stärken sind Fleiß, Ausdauer und mein guter Umgang mit anderen Menschen. Ohne Fleiß und überdurchschnittlichen Einsatz gibt es wohl nirgends Erfolg. Es ist auch notwendig, überdurchschnittlich belastbar zu sein und es ertragen zu können, jahrelang nur wenig Zeit zu Hause zu verbringen. Darüber hinaus sind gute Beziehungen zu den Mitarbeitern und Partnern sowie zu den Klienten von großer Bedeutung.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Das erste Erfolgsgefühl hatte ich am 17. Februar 1975, als ich nachts im Krankenhaus die Geburt meiner Tochter erwartete und morgens, ohne geschlafen zu haben, die mündliche Prüfung zum Steuerberater schaffte. Das war zwar zunächst relativ entnervend, aber im Endeffekt doch ein sehr gutes Gefühl.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine besonders erfolgreiche Entscheidung bestand darin, dem Unternehmen die Treue zu halten und 37 Jahre in derselben Firma zu bleiben. Es gab durchaus Momente, insbesondere anläßlich der diversen Fusionen, wo die Versuchung nahe lag, mich zu verändern, doch blieb ich dem Unternehmen treu, und ich denke, das war die richtige Entscheidung. Zu meinem Erfolg gehörte aber zweifellos auch die Entscheidung, meine Frau zu heiraten.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Das ist jedenfalls mein Vorgänger und Mentor, Dr. Alvarado Dupuy. Ich betreute zahlreiche Mandanten für ihn, und ich durfte von seiner ruhigen und vornehmen Art sehr viel lernen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Da ich im Laufe des Jahres in Pension gehen werde, informiere ich darüber natürlich meine Klienten, deren entsetzte Reaktion ich als eine ehrliche Anerkennung erlebe. Eine wesentliche Anerkennung in meinem Berufsleben war auch die endgültige Partnerschaft im Unternehmen, die ja keineswegs jedem zuteil wird, aber auch die Art und Weise, wie ich offenbar seitens der Partner und der Mitarbeiter gesehen werde.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein Problem, das sicher in unserer Branche besonders spürbar ist, liegt darin, daß die Work-Life-Balance oft nicht stimmt, besonders natürlich in Zeiten der Jahresabschlüsse. Das ist leider nicht steuerbar, und so mancher wird dadurch auch entmutigt. Es stört mich auch, daß es keine wirkliche Solidarität in unserem Berufsstand gibt, sondern eher ein gnadenloser Konkurrenzkampf herrscht. In letzter Zeit leiden wir auch unter einem gewissen Imageverlust, was mich besonders trifft, da ich diesen Beruf vor allem auch deshalb wählte, weil er für mich als ein besonders ehrbarer galt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne mein Team wäre ich gar nichts, alleine könnte ich nichts bewirken.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich entscheide intuitiv und spontan, nach Sympathie. Wichtig ist auch, wie offen jemand auf mich zugeht. Wenn jemand von der Universität zu uns kommt, kann er ja meistens zunächst einmal nicht sehr viel. Die Chemie muß daher stimmen, den Rest lernt man dann in der Praxis.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch persönlichen Zuspruch. Meine Türe ist immer offen, ich habe eine relativ lockere Art und sage immer sehr gerade heraus, was ich mir denke, im Positiven wie im Negativen. Ich achte auch auf ihre persönlichen Bedürfnisse und ermutige sie gegebenenfalls, wenn es nötig ist, auch wirklich auf sich zu schauen. Zur Motivation gehört natürlich auch die Delegation von Verantwortung.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unsere Stärke ist unsere Internationalität, die Spezialisierung und die Ausbildung unserer Mitarbeiter. Wir bieten auch eine außergewöhnlich hohe Qualität, die nicht immer leicht nach außen zu kommunizieren ist. Wir unterliegen strengen internen Überprüfungen, und dabei gab es beispielsweise im letzten Jahr in Österreich als einem von ganz wenigen Ländern keine einzige Beanstandung.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich denke, daß man kollegial miteinander umzugehen hat, schließlich sitzen wir ja auch in diversen Gremien nebeneinander.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Arbeit macht mir großen Spaß, so daß ich meistens zufrieden und fröhlich nach Hause komme, was für ein harmonisches Familienleben natürlich sehr förderlich ist.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate jedem, menschlich zu bleiben und seine Mitmenschen zu achten, sich zu besinnen und sich so zu benehmen, daß er sich in den Spiegel schauen kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde auch nach meiner Pensionierung mein Vorstandsmandat in der Privatstiftung ausüben und auch in diversen Gremien aktiv bleiben. Darüber hinaus werde ich mich dann mehr meiner Familie widmen können.