Zum Erfolg von Peter Stempfer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ein sehr umfassender Begriff. Man kann ihn nicht isoliert - nur am Bankkonto oder an der sozialen Stellung - ersehen, ein wesentlicher Punkt ist für mich persönliche Zufriedenheit. Ich habe fast ausschließlich nur mit Unternehmern zu tun, die ebenfalls erfolgreich sind. Bei den meisten merke ich aber in persönlichen Gesprächen, daß die persönliche Zufriedenheit bei ihnen nicht sehr hoch ist. Ich möchte meine Zufriedenheit, vielleicht kann man auch Glück sagen, keinesfalls gegen bloßen beruflichen oder finanziellen Erfolg eintauschen. Erfolg ist ein Begriff, der das gesamte Leben betreffen muß, also auch das Private.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Es ist mit Sicherheit mein Umgang mit den Menschen, der meinen Erfolg ausmacht. Als Steuerberater ist man ein Dienstleister, der es ganz besonders verstehen muß, die Anliegen der Klienten herauszuhören und zu verstehen. Man muß einen Draht zu seinem Gegenüber finden, um ihn zufriedenzustellen. Der Klient darf niemals das Gefühl bekommen, er wäre klein und unwichtig und der Steuerberater ein Alleskönner. Ich möchte genau das Gegenteil vermitteln und ich glaube, das gelingt mir ganz gut.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich war 1994 in einer größeren Steuerberaterkanzlei als führender Mitarbeiter angestellt und mußte mich entscheiden, meine Position auszubauen oder selbst eine Steuerberaterkanzlei zu eröffnen. Der Moment, als ich mich zur Selbständigkeit entschloß, war einer der entscheidendsten in meiner Karriere.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Wenn man im Dienstleistungssektor versucht, jemanden zu imitieren, ist das sehr problematisch. Mit viel Schauspielerei könnte man sich sicher auch als etwas anderes verkaufen als man tatsächlich ist, aber Erfolg hat man nur als Original.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gibt verschiedene Persönlichkeiten, die meinen Lebensweg geprägt haben; solche, von denen ich lernen konnte und solche, die quasi vorzeigten, wie man es nicht macht.Welche Anerkennung haben Sie erhalten? In unserer Gesellschaft wird man recht wenig gelobt, das Wesentliche für mich die Zufriedenheit meiner Klienten. Wir haben einmal versucht, die Klientenzufriedenheit in einem Fragebogen auszuloten. Die Ergebnisse habe ich dann zur Seite gelegt, weil sie fast zu schön erschienen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Steuerberatung ist ein sehr spezielles Fach. Ehrlichkeit und Offenheit dem Klienten gegenüber sollte die oberste Prämisse sein, aber es passiert immer wieder, daß mit Scheinargumenten gearbeitet wird, also nicht, um dem Klienten, sondern dem Auftrag oder Honorar zu dienen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich habe immer ein offenes Ohr für Anliegen, nicht nur bei einem dienstlichen Termin. Die meisten Menschen bringen mir das Vertrauen entgegen, fachliche und auch nichtfachliche Probleme zu verstehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Der telefonische Kontakt zwischen der Kanzlei und dem Kunden findet im wesentlichen über die Mitarbeiter statt, ich kann selbst maximal 20 Prozent der Gespräche führen. Freundliche und kompetente Mitarbeiter spielen also eine wesentliche Rolle.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche meine Werte an meine Mitarbeiter weiterzugeben, meine Firmenphilosophie soll motivierend wirken. Wir sind Dienstleister, Voraussetzung ist die ständige Bereitschaft für den Kunden etwas zu tun. Vielleicht lobe ich meine Mitarbeiter zu wenig; ich bin im Gegenzug aber auch mit Tadel und Kritik sehr zurückhaltend.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Es gibt bei mir keine geschlossenen Türen oder geheime Telefonate. Meine Mitarbeiter können jederzeit zu mir kommen, wenn sie Probleme haben. Ich kehre nicht den Chef heraus, eher nehme ich mich zuviel zurück. Eine gewisse Distanz halte ich dadurch, daß wir alle noch per „Sie“ sind, obwohl wir uns schon sechs oder sieben Jahre kennen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich wohne unweit vom Büro, so daß es mir möglich ist, zwischendurch auch einmal nach Hause zu gehen. Dafür sitze ich dann oft abends länger.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Darüber führe ich keine Statistik. Aber wenn Probleme auftauchen, gehe ich den Dingen auf den Grund und das kostet dann natürlich Zeit. Auch die tägliche Beschäftigung mit Fachliteratur zähle ich zur Fortbildung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Beruflich kann ich nur jedem raten, jeden einzelnen Klienten ernst zu nehmen und ein offenes Ohr für ihn zu haben, ihn nicht mit Fachwissen beeindrucken zu wollen, sondern das Interesse zu haben, seine Probleme lösen zu wollen. Wenn man mit dieser Einstellung ans Werk geht, wird man gut zurechtkommen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mein Unternehmen in dieser Form und Größe weiterführen, weil ich weiß, daß Partnerschaften immer problematisch sind.