Zum Erfolg von Martina Schmidt
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg definiert sich für mich in der Zufriedenheit mit dem, was man tut; äußere Anzeichen, wie ein höherer Kontostand oder Lebensstandard sind dafür bei weitem nicht ausschlaggebend. Erfüllung im Berufsleben ist eines der wesentlichsten Erfolgskriterien.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Da ich aus einem Elternhaus mit einer umfangreichen Bibliothek komme (beide Eltern waren Germanisten), habe ich hinsichtlich Literatur einen gewissen Vorsprung – das Lesen war bereits als Kind meine Lieblingsbeschäftigung und ich glaube, daß ich durch die früh einsetzende und intensive Beschäftigung damit sehr viel darüber lernen konnte. Ein weiterer Punkt ist, daß ich sehr unbeirrt immer dem nachgegangen bin, was mir am meisten am Herzen lag – also de facto zwei (zunächst oft als brotlos abgetanen) Studien. Ich denke, daß ich erfolgreich bin, weil ich ein Gebiet zu meinem Beruf machte, das mich immer schon faszinierte. Darüber hinaus kann ich sehr gut mit Menschen umgehen, was in der Autorenbetreuung (aber auch in der Team-, Medien und PR-Arbeit!) sehr von Vorteil ist; es gelingt mir gut, auf die teils hypersensiblen Künstler einzugehen und mich in sie einzufühlen (im Scherz gesagt, beruhen 80 Prozent meiner Arbeit auf einer psychoanalytischen Tätigkeit). Ich erfülle hier keinen Nine-to-Five Job, mein Beruf macht mir große Freude und deshalb engagiere ich mich auch überdurchschnittlich.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Das Verlagswesen spekuliert besonders dort mit der Bereitschaft zur Selbstausbeutung, wo es um harte Arbeit geht – so ist der typische Lektor weiblich, unverheiratet und kinderlos; in den höheren Positionen sind die Männer in der Überzahl. Ich hatte selbst eigentlich nie Probleme, stoße aber in meiner heutigen Position oft auf erstaunte Gesichter, weil ich eine Frau und noch dazu sehr jung bin – so lautet die Anrede in Briefen an mich nicht selten „Herr Dr. Martin Schmidt“. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich erwarte von meinen Mitarbeitern Interesse an unserem Metier, effektives Arbeiten und Selbständigkeit.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir gewähren extreme Freiheiten hinsichtlich der Gestaltung der Arbeitszeit; unsere Mitarbeiter können im Prinzip kommen und gehen, wann sie wollen – sofern die Arbeit erledigt wird. Unterm Strich haben wir die Erfahrung gemacht, daß Mitarbeiter mit mehr Freude arbeiten, bessere Leistungen erbringen und sich mit dem Unternehmen identifizieren, wenn sie sich ihre Zeit selbst einteilen können.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir publizieren Bücher, die sich auf hohem literarischen Niveau in irgendeiner Form mit den Themen der heutigen Gesellschaft oder Zeit beschäftigen und Orientierung, letztlich Antworten bieten – nach denen immer mehr Menschen in der Literatur suchen. Im Sachbuchbereich greifen wir „gefragte“ Themen auf, die die Leserschaft (aus Gründen der Aktualität) wissen will. Generell umfaßt unser Literaturprogramm moderne Romane, die sich mit der Gegenwart auseinandersetzen und Kommentare zu unserer Zeit abgeben. Wir sind ein kleines Team, das eine besonders gute Form der Autorenbetreuung bietet und können es uns aufgrund unserer Größe und Flexibilität leisten, sehr eng und familiär mit unseren Autoren zusammenzuarbeiten. Dazu zählt auch die Gestaltung der Covers und verschiedenen Werbemittel, wie Plakate und Folder, nach den neuesten Erkenntnissen in einem optisch zeitgemäßen Erscheinungsbild.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Mann ist Journalist, arbeitet – wie ich – sehr viel (als freier Lektor auch für unseren Verlag) und hat ebenfalls eine hohe Affinität zu kulturellen Themen; somit hat er hohes Verständnis für mein Engagement. Ich versuche aber, die beiden Bereiche trotzdem eher zu trennen, weil mir mein Privatbereich als Rückzugsgebiet sehr wichtig ist. Da ich einen Großteil meiner sozialen Energie in meine Tätigkeit investieren muß, ist in der Zwischenzeit die Größe meines Freundeskreises ein wenig geschrumpft.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich glaube, daß man Erfolg nicht bewußt planen sollte, wenn man Freude an seiner Tätigkeit hat und sich dafür interessiert, kommt der Erfolg eigentlich von selbst.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es ist mein großer Wunsch, unsere Autoren gut zu betreuen, weitere, spannende zu entdecken und diesen Verlag auch in Zukunft so erfolgreich zu führen wie bisher, obwohl die Literatur ein sehr schwieriges Feld ist.